China setzt als erstes Land neue Stealth-Technologie bei U-Boot ein
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China baut rapide seine U-Boot-Floote aus. Eines der neuesten Modelle ist das Typ-039C der Yuan-Klasse. Bisher ist kaum etwas dazu bekannt. Deshalb war auch nicht klar, was es mit der ungewöhnlich eckigen Form des Turms auf sich hat. Dieser war erstmals in Fotos aus dem Jahr 2021 deutlich zu erkennen, als sich das U-Boot noch im Bau befand.
Die Vermutungen reichten von Experimenten mit Hydrodynamik, über neue Instrumente und Geräte im Turm, bis zu Stealth-Eigenschaften. Wie der Marine-Experte HI Sutton jetzt herausgefunden hat, dürfte tatsächlich letzteres der Fall sein.
Wissenschaftliche Studie verrät Zweck des Designs
Er hat eine Studie von chinesischen Forschenden entdeckt, die schon Ende 2022 in der polnischen, wissenschaftlichen Publikation Archives of Acoustics veröffentlicht wurde. Darin wird erklärt, wie sich verschiedene Designs des Turms auf aktive Sonarstrahlen auswirken. Aktives Sonar wird genutzt, um getauchte U-Boote und Schiffe an der Wasseroberfläche aufzuspüren. Das Design mit den besten Stealth-Eigenschaften in der Studie sieht genau wie der Turm des Typ-039C aus.
Auch der Zeitpunkt passt: Das erste und bisher einzig bekannte Typ-093C dürfte, anhand von veröffentlichten Fotos auf WeChat, Mitte 2022 in Dienst gestellt worden sein. Zumindest war da auf einem Foto der chinesischen Marine im Hintergrund ein Plakat der zeremoniellen Indienststellung des Typ-093C zu sehen.
Stealth-U-Boote sind der neue Marine-Trend
Diese neuen eckigen Türme sind definitiv ein Trend. Erstmals wurde das bei Schwedens A-26-Klasse gesehen. Diese wird aber frühestens 2027 fertiggestellt. China wurde beschuldigt, bei dem Typ-093C die A-26 kopiert zu haben. Wie HI Sutton aber klarstellt, gibt es deutliche Unterschiede bei den Türmen der 2 U-Boote. Zudem hätte China schon mit einem ähnlichen, aber weniger radikalen Design, beim Typ-035 im Jahr 2010 experimentiert.
Deutschland baut mit der Klasse 212 CD gemeinsam mit Norwegen ein U-Boot, welches mit einer eckigen Turmform zusätzliche Stealth-Eigenschaften haben soll. Auch der Rumpf ist ungewöhnlich eckig, um den Effekt noch zu verstärken. Norwegen soll das erste U-Boot dieser Klasse 2029 in Dienst stellen, Deutschland 2032.
Aktives Sonar wird wieder wichtiger
Im Kalten Krieg war passives Sonar die bevorzugte Art, feindliche U-Boote aufzuspüren. Man brauchte nur still sein und dem Lärm der anderen U-Boote lauschen. Allerdings werden moderne U-Boote immer leiser, dank neuer Bauformen, Schallisolierungen und besserer Antriebe. Deshalb feiert das aktive Sonar ein Comeback. Dieses sendet Sonarstrahlen aus, die vom anderen U-Boot reflektiert werden – ähnlich, wie es in der Luftfahrt mit Radarstrahlen ist. So lässt sich die Position des gesuchten U-Boots bestimmen. Allerdings hört dieses, wenn es vom Sonar getroffen wurde und weiß so, dass sich ein anderes U-Boot in der Nähe befindet.
Hier kommen Unterwasser-Drohnen ins Spiel, an denen derzeit fast alle Nationen mit einer modernen U-Boot-Flotte arbeiten. Diese sollen vom U-Boot ausgesetzt werden und dienen als eine Art Vorhut. Mit aktivem Sonar scannen sie nach feindlichen U-Booten. Die Scandaten werden zum Mutter-U-Boot übertragen. Das feindliche U-Boot sieht nur das aktive Sonar der Drohnen, die im Sicherheitsabstand bzw. größeren Winkeln zum Mutter-U-Boot positioniert sind. Ein Torpedo, der Richtung der Quelle des aktiven Sonars abgefeuert wird, würde also nur die Drohne treffen.
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Kein Tarnschild
HI Sutton geht davon aus, dass der neue Turm nicht reicht, um das U-Boot unsichtbar für aktives Sonar werden zu lassen. Selbst mit Chinas spezieller Gummi-Beschichtung, die Sonarstrahlen absorbiert, dürfte das Typ-093C immer noch am Sonar aufscheinen.
Allerdings wird es schwerer, die genaue Form zu bestimmen. Das andere U-Boot sieht also, das da etwas im Wasser ist, kann aber nicht genau bestimmen, um welche Art von U-Boot es sich handelt. Diese Unsicherheit könnte ausreichen, dass das Typ-093C dem Feind zuvorkommt. In Kombination mit Unterwasserdrohnen ohne Stealth-Eigenschaften könnte das Typ-093C am Sonar den Drohnen womöglich zu ähnlichsehen, wodurch der Feind nicht weiß, welches das Primärziel ist.
Leiser Schiffsjäger
Es wird vermutet, dass das Typ-093C als Schiffsjäger dienen wird, so wie seine Vorgängermodelle. Neben Torpedos wird es vermutlich Antischiffs-Raketen geladen haben, die unter Wasser gestartet werden können.
Da China sehr aktiv an leiseren U-Boot-Antriebsformen forscht, wurde vermutet, dass das Typ-093C einen solchen Antrieb hat. Dies gilt aktuell aber nicht mehr als wahrscheinlich, da sich die Rumpfform gegenüber dem Typ-093B nicht verändert hat, soweit es auf Fotos ersichtlich ist. Es ist eher davon auszugehen, dass das Typ-093C ein Praxisexperiment ist. Wenn sich der neue Turm bewährt, könnte er bei neuen und auch größeren U-Boot-Klassen zum Einsatz kommen, die dann womöglich auch einen neuen Antrieb haben.
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Die Yuan-Klasse, zu der das Typ-093C gehört, ist mit 77 Metern Länge und einer Verdrängung von 3.600 Tonnen (getaucht) eher ein kompaktes U-Boot. Es soll eines der leisesten diesel-elektrisch betriebenen U-Boote der Welt sein. Dies liegt an dem Stirling-Antrieb (der angeblich von Schwedens Gotland-Klasse kopiert wurde), einem asymmetrischen Propeller, aktiver und passiver Geräuschdämpfung und der bereits erwähnten Gummibeschichtung.
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