China: Tesla soll Autopilot irreführend beworben haben
Tesla ist nach dem Unfall eines computergesteuerten Autos in China erneut in die Kritik geraten. Der E-Auto-Pionier muss sich Vorwürfen erwehren, die Autopilot-Funktion der Wagen in den Verkaufsräumen der Metropolen Peking, Shanghai und Guangzhou aggressiv als autonomes Fahren anzupreisen.
Tesla wirbt aggressiv mit Autopilot
Luo Zhen, der vorige Woche mit seinem Model S von Tesla auf Autopilot in der Hauptstadt unterwegs war und einen geparkten Wagen rammte, ist sauer auf den Konzern: „Sie vermitteln bei Tesla jedem den Eindruck, es handele sich um ein selbstfahrendes Auto und nicht um ein Fahrerassistenz-System.“ Vier weitere von Reuters befragte Tesla-Fahrer in China wollen ähnliche Erfahrungen gemacht haben: Zu Demonstrationszwecken hätten die Verkäufer sogar die Hände vom Lenkrad genommen.
Dies widerspricht jedoch der offiziell vertretenen Linie von Tesla: „Wie wir dem Fahrer deutlich gemacht haben, handelt es sich um ein Assistenz-System. Er muss die Hände stets am Lenkrad halten“, betonte eine Sprecherin des US-Konzerns, der auch daheim nach einem Unfall in der Kritik steht. Dort war es jedoch nicht bei einem Blechschaden geblieben: Der Insasse eines Tesla-Autos war Anfang Mai gestorben. Der 40-jährige Unternehmer hatte das Elektrofahrzeug Model S vor dem Zusammenstoß mit einem Lastwagen auf Autopilot gestellt.
Sicherheitsmaßnahmen umgangen
Der Unfall in Peking, den Luo mit einer Kamera am Armaturenbrett filmte und ins Netz stellte, ging hingegen glimpflich aus. Nur ein paar Schrammen und ein abgerissener Außenspiegel zeugen von der Kollision. Tesla untersucht den Vorfall derzeit. Der Model-S-Besitzer, der erst einen Monat Erfahrung mit der Autopilot-Funktion gesammelt hatte, geht mit dem Fahrzeughersteller aus Kalifornien hart ins Gericht. Das Assistenzsystem sei nicht ausgereift. Und das Unternehmen bemühe sich auch nicht genug, das System sicherer zu machen.
Doch Tesla hat durchaus Vorkehrungen eingebaut, die Unfälle mit der Autopilot-Funktion verhindern sollen: Wenn der Kontakt zum Lenkrad längere Zeit abbricht, wird der Fahrer zunächst elektronisch gewarnt. Greift er nicht zum Steuer, wird der Wagen daraufhin stetig verlangsamt und letztendlich gestoppt. Diese Tests lassen sich aber relativ leicht umgehen, wie einige Nutzer bereits herausgefunden haben. So reicht beispielsweise eine festgebundene Cola-Dose aus, um den Lenkrad-Check auszutricksen. Der Unfall in Peking bedeutet für Tesla weiteren Gegenwind auf dem ohnehin schwierigen chinesischen Markt, wo es größere Vorbehalte gegen Fahrzeuge mit Batterieantrieb gibt. Für die Autopilot-Funktion müssen die Kunden in China zudem 4000 Dollar extra berappen.