Europas beste Alternativen zu den großen US-Diensten
Wer den Computer aufdreht, startet Windows oder MacOS, im Internet gesurft wird mit Chrome, Safari oder Firefox, gearbeitet wird mit Microsoft Office, Neuigkeiten erfährt man auf Facebook, Twitter und Instagram, geplaudert wird auf WhatsApp und Snapchat, Serien schaut man auf Netflix, Videos auf YouTube und eingekauft wird bei Amazon. Wer etwas sucht, macht das bei Google und geschieht das am Handy, so läuft darauf entweder Android oder iOS. Die US-Dominanz über das digitale Leben ist offensichtlich. Wer - aus welchen Gründen auch immer - genug davon hat, kann aber in vielen Fällen auf Alternativen aus Europa zurückgreifen. Hier ein kleiner Überblick:
Social Networks
Wer wirklich viele Bekannte wiederfinden will, kommt an US-Anbietern kaum vorbei. Als Gegenmodell zum datenhungrigen Facebook entstehen aber immer mehr dezentrale Netzwerke, bei denen die Kontrolle über eigene Daten bei den Nutzern bleibt. Ein Beispiel ist der deutsche Dienst Mastodon oder das von Wikipedia-Gründer Jimmy Wales kreierte WT.Social (UK). Mit Nutzerzahlen im einstelligen Millionenbereich sind sie jedoch vergleichsweise klein.
Marktplätze
Ein europäisches Amazon gibt es nicht, sehr wohl aber große Plattformen für bestimmte Warengruppen, etwa Kleidung. Zalando (DE) oder La Redoute (FR) sind europäische Big Player. Außerdem gibt es große Versandhäuser, die ihre Waren verstärkt online anbieten (z.B. Otto, DE), sowie Marktplätze mit lokalem Fokus (z.B. Shöpping). Eine Amazon-ähnliche Bandbreite an Produkten findet man maximal im Gebrauchtwarenhandel (z.B. Willhaben, Shpock).
Streaming-Dienste
Eine erfreulich starke Position hat Europa beim Musik-Streaming. Spotify aus Schweden ist internationaler Marktführer. Soundcloud (DE) ist ebenfalls einer der größten Anbieter, ein wenig kleiner ist Deezer (FR). Beim Streaming von Filmen und Serien gibt es nur vergleichsweise kleine Dienste, etwa Sky (UK), oder Maxdome (DE). Der junge Dienst Sooner (DE) will mit Arthouse-Produktionen aus Europa eine Lücke füllen. Einen starken Österreich-Fokus hat Flimmit.
Suchmaschinen
Eine gute europäische Alternative zu Google (weltweiter Marktanteil über 86 Prozent) ist Ecosia. Die deutsche Suchmaschine verwendet einen Teil ihrer Werbeeinnahmen, um Bäume zu pflanzen. Eine Kooperation mit Bing (Microsoft) bringt durchaus verwertbare Suchergebnisse. Der niederländische Dienst Startpage verwendet Google, anonymisiert aber die Suchanfragen und will so die Privatsphäre der Nutzer schützen. Weitere europäische Google-Alternativen sind Qwant (FR) oder Swisscows (CH).
Büro-Software
Microsoft Word, Excel, Powerpoint etc. sind das Maß aller Dinge im Berufsleben. Es gibt jedoch mehrere Alternativen, die ein ähnliches Nutzererlebnis versprechen und noch dazu kostenlos sind. Europäische Software-Pakete wie LibreOffice (DE), FreeOffice (DE) oder Onlyoffice aus Lettland zählen international zu den besten Klonen.
Betriebssysteme
Im Mobilbereich gibt es mit dem finnischen Sailfish OS oder Plasma Mobile (DE) Betriebssysteme für Technikaffine, die Android auf ihrem Smartphone ersetzen wollen. Für den PC gibt es zahlreiche Linux-Varianten. Einige davon wollen den Umstieg von Windows möglichst einfach machen. In puncto Benutzerfreundlichkeit muss man aber Abstriche in Kauf nehmen.
Messaging und Videochat
Threema (CH) zählt dank End-to-End-Verschlüsselung zu den sichersten Messaging-Diensten. Telegram (UK) ist mit 400 Millionen Nutzern einer der größten. Er geriet zuletzt in Verruf, Anlaufstelle für Extremisten und Verschwörungstheoretiker zu sein. Ein ursprünglich europäisches Projekt war das gerade während der Corona-Krise beliebte Videochatprogramm Jitsi. Seit 2018 ist es jedoch in US-Hand.
Cloudspeicher
Wer Backups von eigenen Dateien oder Online-Fotoalben anlegen will, greift heute meist zu Diensten von Google oder Amazon. Europäische Alternativen mit ähnlichem Funktionsumfang sind Jottacloud (NO), Koofr (Slowenien) oder Tresorit (CH, HU).
Browser
Jahrelang war Opera aus Norwegen das europäische Vorzeigeprojekt am Browser-Markt. Das Chromium-basierte Programm befindet sich heute weitgehend in chinesischer Hand. Eine Reihe ehemaliger Opera-Mitarbeiter hat jedoch mit Vivaldi einen neuen Browser kreiert, der besonderen Wert auf den Schutz vor Trackern legt. Auch er basiert auf Googles Chromium-Software.