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Wie Elon Musk Alternativen zum Auto verhindert

Das Silicon Valley ist voller Versprechungen für die Zukunft der Mobilität: Selbstfahrende Autos und das Hochgeschwindigkeitstransportsystem Hyperloop sind nur zwei Beispiele dafür. Der kanadische Buchautor („Road to Nowhere“) und Podcaster Paris Marx kritisiert,  dass die autozentrierte Techbranche rund um Tesla-Chef Elon Musk die Mobilitätsprobleme der Zukunft nicht lösen wird. Wir haben mit ihm gesprochen.

futurezone: Sie kritisieren, dass die Techbranche einen zu großen Einfluss auf die Entwicklung der Mobilität hat. Was genau stört Sie?
Paris Marx: Notwendige Investitionen in andere Transportmittel  wurden jahrelang verzögert. Wir bräuchten Verbesserungen beim öffentlichen Nahverkehr. Diese wurden aber als Geldverschwendung dargestellt und es wurde so getan, als würden selbstfahrende Autos gleich ums Eck auf uns warten.

Paris Marx ist Host des wöchentlichen Podcasts „Tech Won’t Save us“. Er hat mit „Road to Nowhere: What Silicon Valley Gets Wrong about the Future of Transportation“ außerdem gerade ein Buch veröffentlicht.

Bereits 2020 hätten diese über die Straßen rollen sollen. Tesla verspricht noch immer, an einem vollständig selbstfahrenden Auto zu arbeiten.
Die  Pläne  waren immer unrealistisch – insbesondere in den Zeiträumen, die von Technologieunternehmen versprochen wurden. Mittlerweile kommen sie in einigen Ländern zum Einsatz. Es werden immer mehr Fahrerassistenzsysteme zu Autos hinzugefügt. Aber ich erwarte nicht, dass echte, autonome Autos wesentliche Fortschritte machen werden.

Elon Musk hat vor fast zehn Jahren das Konzept des Hyperloop aufleben lassen,  bei dem Kapseln mit 1.200 km/h durch  Röhren rasen sollen.  Wird das noch etwas?
Der Hyperloop ist nichts weiter als eine Ablenkung. Kein Unternehmen hat seither nennenswerte Fortschritte dabei gemacht, die Technologie als eine bessere Alternative zu Zügen oder Flugzeugen zu etablieren. Europa täte besser daran, sein Hochgeschwindigkeitsschienennetz weiter zu verbessern, als sich vom Hyperloop ablenken zu lassen.

Sie kritisieren vor allem Tesla. Wie böse ist Elon Musk?
Ich würde nicht so weit gehen, ihn als böse zu bezeichnen. Elon Musk baut als Tesla-Chef Autos. Er hat sehr viel Einfluss. Er ist auch ein sehr reicher Mann, der das Auto über alle anderen Transportmöglichkeiten stellt, außer vielleicht über seinen Privatjet.  Als in Kalifornien Vorschläge aufgetaucht sind, Hochgeschwindigkeitszüge auszubauen, hat er den Plänen den Hyperloop entgegengestellt und gesagt, dass Züge in der nahen Zukunft obsolet sein werden. Damit hat er dafür gesorgt, dass Menschen keine Alternativen zum Auto  bekommen. Er meint außerdem, dass alle anderen seinen Launen und Wünschen unterworfen sein sollten. Ich glaube, das ist ein ernstes Problem, und eines, dem nicht genügend Menschen ihre Aufmerksamkeit widmen.

Welchen Einfluss hat die Techindustrie im Silicon Valley auf die Mobilität in Europa?
Die jüngsten Enthüllungen zum Fahrdienstvermittler Uber haben gezeigt, wie europäische Regierungen und Beamte von den irreführenden Behauptungen dieses Unternehmens beeinflusst worden sind. Das hatte nachteilige Auswirkungen auf die Bürger*innen.

Das Buch von Paris Marx erschien im Verso Books Verlag auf Englisch. 

Wenn wir das Klima retten wollen, sind E-Autos aus Ihrer Sicht aber auch nicht die Lösung. Warum nicht?
Ich möchte dieser Frage gerne vorausschicken, dass ich nicht generell gegen E-Autos bin. Aber wir müssen erkennen, dass Elektroautos auch Emissionen erzeugen und die CO2-Bilanz nicht null ist, wie oft in Marketing-Sprüchen behauptet wird.

Brauchen wir weniger Autos?
Wir müssen das Autofahren reduzieren und Alternativen schaffen. Bei E-Autos handelt es sich immer noch um große Autos, die oft nur eine oder zwei Personen gleichzeitig befördern. Damit hinterlassen sie immer noch einen erheblichen ökologischen Fußabdruck.  Bei einem Elektroauto entstehen die Emissionen in der Produktionsphase, insbesondere bei der Herstellung der Batterie.

Wie sehen nachhaltige Mobilitätsalternativen aus?
Bessere und erschwingliche öffentliche Verkehrsmittel. Es muss mehr in das Schienennetz investiert werden.  Wir brauchen auch eine Fahrradinfrastruktur, die sicherstellt, dass Menschen vor Autos sicher sind und es einen zuverlässigen Platz zum Abstellen der Räder gibt. Das Verkehrssystem ist aber nur eines der Systeme, die notwendig sind, um bessere Gemeinschaften zu schaffen. Die Technologien dafür haben wir, aber wir brauchen den politischen Willen.

Vom Hype blieb wenig übrig

Autonome Autos
Im Jahr 2015 gab es einen Hype um selbstfahrende Autos, doch die Entwicklung hinkt  hinterher: 2020 hätte es soweit sein sollen. Dass Autos in allen Situationen selbstständig fahren können, ist jedoch technisch komplex. Auch viele rechtliche Fragen sind noch offen. Vollautomatisierte Fahrzeuge, die in jeder Situation die Kontrolle übernehmen können, gibt es noch nicht. Erste Robotaxis für kurze Strecken sind  in China und den USA im Einsatz.

Hyperloop
Dabei handelt es sich um ein Hochgeschwindigkeitsverkehrssystem, bei dem sich Kapseln in einer luftleeren Röhre auf Luftkissen gleitend in Schallgeschwindigkeit fortbewegen. Die Idee stammt aus dem Jahr 2013.  2020 gab es  eine Testfahrt mit Fahrgästen in Las Vegas. Seither ist wenig passiert.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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