
Das Fahrzeug wurde wohl von Nordkorea an Russland übergeben
Russlands neue Waffe: Raketenartillerie als Lieferwagen getarnt
Im umgekämpften russischen Gebiet Kursk wurde ein ungewöhnliches Waffensystem gesichtet und gefilmt. Auf den ersten Blick sieht es wie ein gewöhnlicher weißer Lieferwagen aus. In Wirklichkeit ist es aber eine getarnte Raketenartillerie.
Damit dürfte Russland ein weiteres Waffensystem einsetzen, das vom verbündeten Nordkorea geliefert wurde. Dort sind die Lkw mit Raketenwerfer erstmals bei einer Militärparade im Jahr 2023 aufgetaucht.

Militärparade in Nordkorea, 2023
© APA/AFP/KCNA VIA KNS/STR / STR
Der Lieferwagen in Russland dürfte eine andere Bemalung haben – weil wohl die nordkoreanischen Logos bzw. Schriftzeichen sehr auffallend wären. Abgesehen davon scheint es sich aber um dasselbe Modell zu haben.
Im Laderaum befindet sich ein Gestell für 12 Raketen. Bei Bedarf wird das Dach weggeklappt und das Gestell hochgefahren. Dann können die Raketen abgefeuert werden. Nordkorea hat auch eine Variante gezeigt, die als Müllwagen getarnt ist.
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Russische Standardraketen
Die Lieferwagen-Raketenartillerie dürfte das Kaliber 122mm haben. Das ist praktisch für Russland, da das die Standardmunition der Raketenartillerie BM-21 Grad ist.
Die ungelenkte Standardrakete hat eine Reichweite von etwa 20 km. Der Gefechtskopf wiegt 18,4 kg und hat eine Splitterwirkung. Weiters gibt es Raketen mit Thermit-Streumunition, um Brände zu legen und mit Anipersonen- und Antipanzerminen.
Neuere Raketen sind GLONASS- bzw. GPS-gelenkt und haben eine Reichweite bis zu 40 km. Die Treffergenauigkeit soll bei etwa 10 Metern liegen.
Mögliche Einsatzzwecke
Welche Raketen der Lkw verschießen wird, bzw. soll, ist aktuell nicht bekannt. Auch ist nicht ganz klar, was Russland damit bezweckt. Im umgekämpften Gebiet wäre es damit einfacher in Schussreichweite von ukrainischen Stellungen zu kommen, weil die Gefahr geringer ist, von Drohnen schon auf dem Weg zum Abschussort aufgeklärt und zerstört zu werden.
Möglicherweise will Russland die Raketenartillerie einfach nur als Ersatz für die vielen zerstörten BM-21 Grad nutzen und nimmt, was es gerade bekommen kann. Und Nordkorea hat dieses Tarn-Fahrzeug „lagernd“ gehabt, um es nach Russland zu verschiffen. Dass Russland nicht schnell genug seine Verluste ausgleichen kann, zeigen teils kuriose Konstruktionen. So wurden etwa am Schlachtfeld Panzer mit Wasserbombenwerfer gesichtet, die als improvisierte Raketenartillerie dienen.
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Die dritte Option: Russland zeigt absichtlich das Waffensystem. Im Video ist das Startgestell der Raketen gut sichtbar ausgefahren, obwohl der Lkw anscheinend ohne Fahrer auf einem Parkplatz auf der Straße steht. Russland könnte damit Attacken von ukrainischen MLRS-Raketen oder Kamikaze-Drohnen auf zivile Fahrzeuge provozieren wollen, weil jeder weiße Lkw, der sich der Front nähert, eine potenzielle Bedrohung darstellt. Es würde auch schon reichen, wenn die Ukraine ab jetzt mit Drohnen jeden weißen Lkw näher untersucht, weil die potenziell eine Raketenartillerie sind, und deshalb weniger Kapazitäten hat, um tatsächliche Feindbewegungen aufzuklären.
Raketen in Tanklaster und Container
Die Idee, Raketenartillerie bis kurz vor dem Abfeuern zu maskieren, hat nicht nur Nordkorea. Im Irak haben vom Iran unterstützte Kräfte mit einem Tanklaster Raketen auf eine US-Basis in Syrien abgefeuert.
Die Treffergenauigkeit dürfte nicht besonders hoch gewesen sein. Ein Foto zeigt die Konstruktion der improvisierten Raketenartillerie nach dem Angriff. Anscheinend haben auch nicht alle Raketen gezündet.

Tanklaster wurde zur Raketenartillerie umgebaut
© CENTCOM
Der Iran hat das Konzept der versteckten Raketen für Schiffe umgesetzt. Dabei wird ein Marschflugkörper aus einem Container gestartet. Auf einem Frachtschiff würde so ein Container im Standardformat nicht auffallen. Damit könnten sich Überraschungsangriffe auf Kriegsschiffe oder Ziele in Küstennähe starten lassen.
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Nachschub aus Nordkorea
Der ukrainische Geheimdienst geht aktuell davon aus, dass Nordkorea in Kürze neues Material und weitere Truppen nach Russland entsenden wird. Dabei soll es sich primär um die Besatzung für Haubitzen und Raketenartillerie handeln, samt den passenden Waffen.
Mit dabei sollen auch frische KN-23 sein. Die ballistische Kurzstreckenrakete hat eine Reichweite von bis zu 900 km und einen Gefechtskopf mit 500 kg Gewicht.
Russland hat bereits 2023 einige der Raketen erhalten. Ende 2023 wurde erstmals eine davon auf die Ukraine abgefeuert.
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