Nordkorea baut sein größtes und modernstes Kriegsschiff
Nordkorea arbeitet weiter daran, seine Marine aufzurüsten. Nachdem es kürzlich Hinweise darauf gab, dass ein erstes Atom-U-Boot gebaut wird, folgt jetzt ein modernes Kriegsschiff.
Die ersten Bilder des noch namenlosen Schiffs waren im nordkoreanischen Staatssender KCTV zu sehen. Kim Jong Un hat die Bauarbeiten im Trockendock der Nampho Schiffswerft inspiziert.
Auf den Bildern ist ein Tarnnetz über dem Trockendock zu sehen. Damit sollte verhindert werden, dass Satelliten die Bauarbeiten an dem Schiff überwachen. Laut dem Thinktank NK Pro wurde im Oktober 2024 das Netz durch ein Dach ersetzt, weshalb man davon ausgehen kann, dass zumindest einige der Aufnahmen von KCTV schon davor entstanden sind.
Anhand von Satellitenbildern, die die Errichtung der Seitenstruktur am Trockendock dokumentierten, dürfte das Zusammensetzen der Bauteile des Kriegsschiffs seit zumindest Mai 2024 stattfinden, berichtet iiss.org. Konkrete Informationen, wann die Fertigung der Teile erstmals begonnen hat („First Steel Cut“), gibt es nicht.
Geschätzte Größe
Anhand der Fotos lässt sich die Breite des Kriegsschiffs auf etwa 15 Meter schätzen. Das ist gut ein Drittel breiter als Nordkoreas neueste Kriegsschiffe der Amnok- und Tuman-Klasse. Diese sind etwa 80 Meter lang und werden als Korvetten eingestuft.
Das neue Kriegsschiff wird mindestens 100 Meter lang sein, schätzen Rüstungsexperten. Das Trockendock ist insgesamt 170 Meter lang, was vermuten lässt, dass die Länge des Schiffs 120 bis 140 Meter betragen wird.
Das entsprecht in etwa der Länge von modernen Fregatten. Chinas Type 054 ist zB. 134 Meter lang und 16 Meter breit. Die französisch/italienische FREMM misst 144,4 Meter in der Länge und 19,7 Meter in der Breite.
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Das neue Kriegsschiff dürfte jedenfalls größer als die Najin-Klasse werden und damit das größte Kriegsschiff der nordkoreanischen Marine. Von der Najin wurden 2 Stück gebaut. Sie ist seit 1973 in Dienst, 102 Meter lang und 10 Meter breit. Eingestuft ist sie als leichte Fregatte.
Vertikalstarter für Raketen
Abgesehen von der Größe, hat das neue Kriegsschiff ein weiteres Novum für die nordkoreanische Marine. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, dass ein Platz im Deck für einen Vertikalstarter (VLS – Vertical Launch System) vor der Brücke vorgesehen ist.
Ein VLS ist eine typische Ausstattung für ein modernes Kriegsschiff. Es hat üblicherweise mehrere Zellen, die als Startröhren dienen. Die Zellen sind so ausgelegt, dass sie mit verschiedenen Waffen bestückt werden können.
Üblicherweise sind das Luftabwehrraketen und Antischiffsraketen. Je nach Mission wird meistens eine Mischung davon mitgeführt – ähnlich wie bei Kampfjets, die auch bei Bodenangriffsmissionen Luft-Luft-Raketen dabei haben, falls sie von feindlichen Flugzeugen angegriffen werden.
Marschflugkörper mit Atomsprengkopf
Nordkorea plant vermutlich auch Marschflugkörper im VLS einzusetzen, um Landziele angreifen zu können. Im August wurden Bilder eines Waffentests veröffentlicht. Dabei hat eine Amnok-Klasse eine Cruise Missile gestartet.
Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA hat die Waffe als „strategischen Marschflugkörper“ bezeichnet. Diese Bezeichnung wird üblicherweise genutzt, wenn die Cruise Missile mit einem nuklearen Gefechtskopf bestückt werden kann. Ob Nordkorea auch die passenden Atomsprengköpfe für den Marschflugkörper besitzt, oder dieser nur theoretisch für solche geeignet ist, ist aktuell nicht bekannt.
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Modernes Radar
Anhand der Fotos gibt es die Vermutung, dass das neue Kriegsschiff ein Phased-Array Radar haben könnte. Darauf deuten die großen Öffnungen am Turm unter der Brücke hin, in denen die Hunderten Antennen für diese Art von Radar untergebracht werden könnten.
Im Vergleich zum herkömmliches Radar, hat Phased-Array eine höhere Genauigkeit und Reichweite und kann mehr Ziele auf einmal verfolgen. Gerade für die Luftabwehr gegen Flugzeuge, Raketen und Drohnen ist das wichtig.
In Kombination mit dem VLS deutet dies darauf hin, dass das neue Kriegsschiff für die Luftverteidigung gedacht ist – ähnlich, wie die US Navy etwa ihre Lenkwaffenzerstörer der Arleigh-Burke-Klasse einsetzt.
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Technologie könnte von Russland oder China kommen
Bisher hat Nordkorea kein Schiff, dass die Funktion der maritimen Luftabwehr ausreichend erfüllen kann. Eine offene Frage ist, wo Nordkorea die Technologie dafür herbekommt. Rüstungsexperten gehen davon aus, dass die Nation weder ein VLS noch Phased-Array Radar selbstständig entwickelt hat.
Technische Hilfe könnte von China oder Russland gekommen sein. China hat schon in der Vergangenheit Nordkorea bei Rüstungsgütern unterstützt – trotz eines internationalen Embargos. Technologische Unterstützung durch Russland könnte als Austausch dafür erfolgen, dass Nordkorea Waffen, Munition und mittlerweile sogar Truppen im Kampf gegen die Ukraine beisteuert.
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Wann das neue Schiff einsatzbereit sein wird, ist nicht bekannt. Anfang 2021 hat Kim Jong Un einen 5-Jahres-Plan zur Modernisierung der nordkoreanische Marine ausgerufen. Da dieses Kriegsschiff vermutlich Teil des Plans ist, könnte die Fertigstellung bis Anfang 2026 geplant sein. Anhand des Baufortschritts, soweit von den Fotos beurteilbar, ist dieses Ziel zumindest nicht unrealistisch.
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