Grizzlybären

Grizzlybären

© APA/AFP/JEAN-FRANCOIS MONIER / JEAN-FRANCOIS MONIER

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Drohnen könnten "magisches Werkzeug" gegen Bären sein

Der Grizzlybär hat einen ähnlich schlechten Ruf wie der Weiße Hai. Ihm wird nachgesagt, ein wahres Monster zu sein – ein angriffslustiges Biest, das sich bei jeder Gelegenheit auf Menschen stürzt.

Aus diesem Grund wurde der Grizzlybär, eine Unterart des Braunbärs, zu Unrecht in den USA übermäßig gejagt und war vom Aussterben bedroht. In den 70er-Jahren wurde der Grizzly geschützt – was auch fruchtete. Alleine im und in den Gebieten um den Yellowstone Nationalpark stieg die Population seitdem von 136 auf über 700 Bären.

Mit der steigenden Population mehren sich auch die unfreiwilligen Begegnungen zwischen Bär und Mensch. Weil das sowohl für die eine als auch andere Spezies schlecht ausgehen kann, sollen jetzt Drohnen eingesetzt werden, um die beiden gewaltfrei voneinander fernzuhalten.

Grizzlys laufen 60 km/h

In den USA wurden bereits Grizzlys mit einem Gewicht von bis zu 750 kg angetroffen. Die Klauen sind gut 15 cm lang, die Bisskraft liegt bei 1.100 psi – genug, um Knochen zu zerbeißen. Außerdem können einige Exemplare über 60 km/h schnell laufen. Einem wütenden Grizzly möchte man also nicht begegnen.

Durch den Anstieg der Population breiten sich die Bären geografisch aus und kehren in ihre historischen Habitate zurück. Dort haben sich aber mittlerweile Menschen angesiedelt. Deshalb werden sogenannte Bear Manager, die Angestellte der US-Behörde Fish and Wildlife Service sind, eingesetzt. Phys.org berichtet von den Erfahrungen der Bear Manager in Montana.

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Knallkörper in der Schrotflinte

Die Aufgabe der Bear Manager ist es, die Bären durch Hazing von Orten fernzuhalten, an denen Menschen sind. Als Hazing versteht man gewaltfreie Methoden, um das natürliche Verhalten von Tieren zu nutzen, damit sie bestimmte Gebiete meiden. Eine typische Methode von Hazing sind etwa regelmäßige Knallgeräusche am Gelände von Flughäfen, um Vögel von den Startbahnen zu vertreiben.

Die Bear Manager in Montana haben es zuerst ebenfalls mit Lärm versucht. Dazu haben sie Schrotflinten mit Shellcrackers geladen. Diese verschießen einen Feuerwerkskörper, der Lärm macht und einen Lichtblitz erzeugt.

Einer der Bear Manager, Wesley Sarmento, wurde zum Haus einer Familie gerufen, weil ein Bär in einem Baum saß. Der männliche Grizzly reagierte aber nicht, wie erhofft: Nach dem ersten Schuss rannte er auf Sarmento zu. Ein zweiter Schuss, vor die Beine des Bären, schlug ihn schließlich in die Flucht.

Kein Erfolg mit Hunden

Als Reaktion auf diese Begegnung schaffte sich Sarmento 2 Hunde an. Die, wie er selbst sagte, wissenschaftliche ungeprüfte Methode, geht davon aus, dass sich Grizzlys von Hunden abschrecken lassen. Er wählte 2 Airedale-Terrier, weil Bewohner in diesen Gebieten berichtet haben, dass sie damit schon erfolgreich Bären verscheucht hätten.

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Sarmento hatte aber wenig Erfolg mit den Hunden. Laut ihm würden sie nicht mal auf einen Bären reagieren, der für Sarmento gut sichtbar in einem Feld steht. Stattdessen hätten sie Tiere in der Nähe gejagt, wie streunende Katzen oder Stachelschweine. Auch Versuche, die Hunde besser abzurichten, scheiterten.

Einer der 2 Bären-Abwehrhunde, die Sarmento eingesetzt hat

Einer der 2 Bären-Abwehrhunde, die Sarmento eingesetzt hat

Drohnen statt Kläffer

Als nächstes wandte sich Sarmento der Technik zu: Drohnen. Unter den Bear Managern war diese Methode des Hazings noch nicht erprobt. Doch laut ihnen stellten sie sich als das „magische Werkzeug“ heraus, das sie dringen benötigt hätten.

Sarmento konnte damit die Bären gezielt in gewünschte Richtungen vertreiben – er musste dazu nicht mal seinen Truck verlassen. Durch die Infrarotkamera auf der Drohne sei dies auch in der Nacht möglich. Damit hat er erfolgreich Grizzlys von Häusern, Städten und Nutzvieh vertrieben. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Drohnen schneller im Einsatzgebiet sind, weil Sarmento und seine Kollegen nicht erst Flüsse, Zäune oder andere Hindernisse überwinden müssen, um nahe genug an die Bären ranzukommen, um sie mit Schreckschüssen zu verjagen.

Laut den Bear Managern hätte das jahrelange Hazing mit Drohnen den gewünschten Effekt. Ältere Bären seien leichter dadurch abgeschreckt, aber auch jüngere reagieren darauf. Jedes Jahr hätten die Hazing-Einsätze abgenommen, was bedeutet, dass die Grizzlys gelernt haben, besiedelte Gebiete zu vermeiden.

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Mögliche Ursache für Angst vor Drohnen

Warum Bären gerade vor Drohnen Angst haben, ist noch nicht völlig geklärt. Aktuell vermuten Wissenschafter, dass durch die Flughöhe und das schrille Geräusch der Propeller die Bären glauben, dass es sich um einen Greifvogel handelt. Ein Greifvogel kann zwar wenig gegen einen ausgewachsenen Grizzly ausrichten, aber gegen Jungtiere. Die Bären hätten also von klein an gelernt, Greifvögel zu meiden. Dieses einprogrammierte Verhalten dürfte auch bei Erwachsenen noch vorhanden sein.

Dass Grizzlys Angst vor Drohnen haben, wurde schon zuvor beobachtet. Deshalb bitten Tierschutzorganisation, Bären nicht aus kurzer Distanz mit Drohnen zu filmen oder gar zu verfolgen. Besonders, wenn sie Jungtiere dabei haben, kann sie das in Panik versetzen. Ein Beispiel hierfür ist dieses Video, das viral ging:

Viele User haben es als inspirierend gefeiert, nie aufzugeben, weil es das Bärenjunge schließlich doch zur Mama schafft. Allerdings dürfte erst die Angst vor der Drohne diese Situation überhaupt ausgelöst und die Bären in Panik versetzt haben.

Ob das Drohnen-Hazing wirklich dauerhaft hilft, muss sich erst zeigen. Auch wenn die Erfolge aktuell für sich sprechen, könnten sich die Grizzlys irgendwann daran gewöhnen und realisieren, dass von den Drohnen keine Gefahr ausgeht und diese ignorieren.

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