Iranische Armee blamiert sich mit ihrem Quantencomputer
Die Orden und Auszeichnungen blitzen blankpoliert an der schneeweißen Paradeuniform von Habibollah Sayyari. Stolz hält der Konteradmiral Irans selbst entwickelten Quantencomputer in die Kamera.
Nur ist es kein Quantencomputer. Es ist nicht mal etwas, was im Iran hergestellt wurde.
Quantencomputer wurde in Marine-Universität präsentiert
Ausgestellt wurde diese „Quantencomputer“ bei einer Veranstaltung in der iranischen Marine-Universität Imam Khomeini. Dieser neu designte Quantencomputer würde die technischen Kapazitäten des Irans an die Weltspitze bringen. Er würde sogar schon genutzt werden, um durch Quanten-Algorithmen Schiffe zu erkennen und Manipulationsversuche von Navigationssystemen zu kontern.
Selbst als Techniklaie wird man aber stutzig, wenn man sich dieses Wunderwerk iranischer IT genauer ansieht. Wie auf den Fotos der iranischen Nachrichtenagentur Fars zur Veranstaltung zu sehen ist, kann man auf der Platine einen Schriftzug mit „ZedBoard“ erkennen. Darunter ist auch noch eine URL zu sehen: „www.zedboard.org.“
Entwicklungsboard einer US-Firma
Wenig überraschend führt das nicht zu einer iranischen Website, die mit Quantencomputern wirbt. Denn bei der hier gezeigten Platine handelt es sich lediglich um ein Entwicklungsboard der Marke ZedBoard der US-Firma Avnet. Solche nutzt man etwa zum Programmieren von Microcontrollern oder Entwickeln anderer Anwendungen.
Quanten-Algorithmen, um amerikanische Stealth-Schiffe zu entdecken, wird man darauf eher nicht laufen lassen können. Denn auf dem Board befindet sich kein Quantenprozessor, sondern ein Xilinx 7Z020 Prozessor (eine AMD-Tochter). Immerhin sind auch 512 MB RAM drauf.
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Der erste "Quantencomputer", der bei Amazon erhältlich ist
Auch ohne bei der iranischen Marine anzuheuern, kann man in den Genuss dieses „Quantencomputers“ kommen: auf Amazon gibt es das gleiche ZedBoard um 720 Euro. Die Plastikvitrine samt hochoffizieller iranischer Plakette muss man sich aber selbst basteln.
Ganz ohne Geld ausgeben kann man sich der Schadenfreude hingeben. Damit ist man jedenfals nicht alleine, der Spott über den iranischen Täuschungsversuch ist auch in den sozialen Netzwerken groß: