Sind Telegram-Chats wirklich verschlüsselt?
Immer wieder wird Telegram in Medienberichten als "verschlüsselter Messenger" bezeichnet. Doch ist das wirklich so? Wir erklären, wie Telegrams verschiedene Chats funktionieren.
Während Services wie WhatsApp und Signal standardmäßig Ende-zu-Ende-verschlüsselte Nachrichten anbieten – der Goldstandard in Sachen Verschlüsselung – ist das bei Telegram nicht der Fall. Bei Ende-zu-Ende-Verschlüsselung werden die Nachrichten verschlüsselt auf den Geräten von Sender und Empfänger gespeichert. Bei Telegram landen die Daten hingegen in der Cloud.
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Zugriff auf Chats von jedem Gerät
Telegram begründet diesen Schritt damit, Nachrichten unabhängig von einem Gerät zugänglich zu machen. Verliert man sein Handy, bleiben die Chats online gespeichert. Bei WhatsApp oder Signal kann es passieren, dass alle Nachrichten weg sind, wenn man sie nicht regelmäßig als Backup in einen Cloudspeicher lädt.
Zwar gibt Telegram an, die Nachrichten auf dem Server verschlüsselt zu speichern. Dabei werden der Schlüssel und die Nachrichten auf verschiedenen Servern abgelegt. Theoretisch könnten sie aber gehackt oder vom Anbieter mitgelesen werden. Telegram verspricht, dass die Cloud-Daten sicher vor fremden Augen sind und Hacker keine Chance hätten.
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Widersprüchliche Angaben zur Datenweitergabe
Damit sind einerseits Hacker gemeint, aber auch Regierungen und Geheimdienste. Da die Server auf der ganzen Welt verteilt sind, seien immer mehrere Gerichtsbeschlüsse aus verschiedenen Ländern notwendig, um den Behörden Zugang zu gewähren, heißt es seitens Telegram.
Das erschwert zwar die Weitergabe, macht sie aber nicht unmöglich. So hat das deutsche Innenministerium 2022 bestätigt (via NDR), dass Telegram in 25 Fällen Nutzerdaten an sie übermittelt hat. Zudem seien in ca. 400 Fällen Inhalte auf Anfrage des Innenministeriums gelöscht worden. Im Kontrast dazu schreibt Telegram weiterhin auf seiner Webseite, dass bisher „0 Byte Nutzerdaten an Dritte weitergegeben“ wurden.
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Geheime Chats
Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung wie bei WhatsApp gibt es bei Telegram optional als „geheimen Chat“. Hier werden die Nachrichten nur auf den Handys des Senders und Empfängers gespeichert. Um einen geheimen Chat zu starten, tippt man auf das Profil des gewünschten Gesprächspartners und auf "geheimen Chat starten". Alternativ tippt man auf das Stift-Icon > "geheimen Chat starten" und anschließend eine Person aus der Kontaktliste.
Dieser „geheime Chat“ bietet auch einen optionalen Selbstzerstörungsmodus für Nachrichten. Dadurch werden diese nach einer bestimmten Zeit auf den Handys von Sender und Empfänger gelöscht. Diese Funktion ist aber nur für Chats zwischen maximal 2 Personen verfügbar.
Öffentliche Kanäle
Telegram bietet noch zwei weitere Arten von Konversationen an: Gruppenchats und Kanäle. Kanäle sind immer öffentlich. Das bedeutet, dass sich über die Telegram-Suche jeder Kanal finden lässt und man ihm beitreten kann. Hier gibt es keine Personenbeschränkung, man sieht allerdings keine Liste der Kanalmitglieder. Nur die Betreiber des Kanals können darin auch Nachrichten verschicken.
Riesige Gruppenchats
In Gruppenchats können hingegen bis zu 200.000 Mitglieder aufgenommen werden. Zum Vergleich: WhatsApp lässt maximal 1.024 Teilnehmer zu. Telegram-Gruppen können öffentlich sein, also für jeden und jede über die Suche auffindbar, oder privat. In letzterem Fall können nur Personen mit einer Einladung beitreten. Alle Gruppen-Teilnehmer können Nachrichten schreiben und haben Zugriff auf die Mitgliederliste.
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Solche Gruppen werden immer wieder von Kriminellen und Verschwörungsmythikern genutzt, um eine sehr große Menge von Personen zu erreichen. Sind die Gruppen zumindest über einen Einladungslink geschützt, der nicht öffentlich geteilt wird, wird es Behörden etwas erschwert, mitzulesen.
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