Mexikanische Drogenkartelle rekrutieren Nachwuchs per TikTok
Auf TikTok tauchen immer mehr Videos auf, in denen das Leben als Mitglied von mexikanischen Drogenkartellen in verklärter Weise idyllisch dargestellt wird. Waffenschwingende, goldbehangene Typen in aufgemotzten Autos mit stapelweise Geld und hübschen Frauen sollen den Anschein erwecken, dass man als Gangster ein tolles Leben haben kann. Wie die New York Times berichtet, gibt es "Narco-Marketing" auf Social Networks schon seit Längerem, der Schritt auf das stark wachsende Netzwerk TikTok war nur logisch.
Exotische Haustiere
Wer bei TikTok einmal ein "Cartel TikTok"-Video angesehen hat, wird durch den Empfehlungs-Algorithmus des Social Network bald mehr derartige Videos angezeigt bekommen. "Nachdem ich einem Video ein Like gegeben habe, kamen weitere Videos mit exotischen Haustieren, Autos", erzählt ein US-Teenager. Für jugendliche US-Amerikaner eröffnen die neuen TikTok-Aktivitäten der Drogenkartelle einen faszinierenden Blick über die Grenze. Kartellgeschichten sind spätestens seit der Netflix-Reihe "Narcos" populär.
Ersetzbare Hilfskräfte
In Mexiko dienen die Videos eher dem Anwerben neuer Gangmitglieder. Laut Experten sind die Kartelle auf das "Meer an Jugendlichen" angewiesen, ein Heer an ersetzbaren Mitarbeitern, das im gefährlichen Krieg gegen andere Kartelle eingesetzt werden kann. Mexiko weist eine der höchsten Mordraten der Welt auf. Alleine im vergangenen Jahr sind 34.582 Menschen bei Gewalttaten ums Leben gekommen.
Schöner Traum
In den Videos soll der Eindruck erweckt werden, dass man als Drogenkartellmitglied schnell zu Reichtum und einem komfortablen Leben kommen kann. "Es geht nur um den Traum, um das Durchkämpfen. Das verkaufen sie", sagt ein ehemaliger mexikanischer Gesetzesvertreter. Musikalische Untermalung - etwa mit eigenen "Narco-Balladen" - gehört so selbstverständlich dazu, wie zu den meisten anderen TikTok-Videos.
Sichere Distanz
Eine besondere Faszination lösen die Videos auch bei jenen Jugendlichen aus, deren Eltern aus Mexiko in die USA ausgewandert sind. Für sie sind die Videos eine Möglichkeit, Einblicke in das Leben in Mexiko zu erlangen, aber aus sicherer Distanz. Ein Jugendlicher sagt: "Es gibt einen Unterschied zwischen 'Narcos' anschauen und selbst gekidnappt zu werden."