Teledyne PMAT 2000
Mit diesem kuriosen Teil wird die Software von Flugzeugen aktualisiert
Software-Updates haben in den vergangenen 10 Jahren ihren Schrecken verloren. Entweder passiert ohnehin alles versteckt im Hintergrund, oder man bekommt vor dem Download eine Notification am Smartphone und nach ein paar Minuten läuft wieder alles wie gewohnt.
Bei Passagiermaschinen sieht die Sache anders aus. Ein Foto geht gerade auf Reddit und in anderen sozialen Netzwerken viral. Es zeigt, wie beim Airbus A320 die Software aktualisiert wird.
5,6 kg schwerer, tragbarer Computer
Das Gerät, das hier verwendet wird, ist ein Portable Data Loader, genauer gesagt ein Teledyne PMAT 2000. Im Grunde ist es ein tragbarer PC. Das PMAT 2000 misst 342 mm x 330 mm x 63,5 mm und wiegt 5,6 kg – kein Wunder also, dass auf dem robusten Gehäuse noch ein Tragegriff befestigt ist.
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Das PMAT 2000 ist schon ein älteres Modell. Zu Beginn hatte es noch Windows 2000 als Betriebssystem, in der letzten Broschüre des Herstellers immerhin Windows 7. Das aktuelle Modell, PMAT XS, ist deutlich kleiner, aber immer noch wuchtig, wenn man es mit heutigen Tablets vergleicht.
PMAT XS
© Teledyne Controls
Loader kosten mehrere Zehntausend Dollar
Portable Data Loader für Flugzeuge können bis zu 50.000 US-Dollar kosten. Selbst refurbished Geräte kommen oft noch auf über 20.000 US-Dollar. Kein Wunder also, dass solche Brocken wie das PMAT 2000 so lange wie möglich in Verwendung bleiben.
Das Kabel, das ein bisschen so aussieht wie ein kleiner Feuerwehrschlauch, ist ein A615. Dieses nutzt einen 53-Pin-Stecker. Die A615-Kabel sind ebenso kein Schnäppchen: Preise erfährt man nur auf Anfrage und liegen meist um die 2.000 US-Dollar.
Ein A615-Kabel von MBS Electronics
© MBS Electronics
Loader statt Diskette
Auch wenn der Portable Data Loader absurd altmodisch aussieht, ist das eine deutliche Steigerung zu früher. Es ist nicht allzu lange her, dass Flugzeuge mit Floppy Disks aktualisiert wurden. Erst war das nur im Werk erlaubt, später schickten Flugzeughersteller Techniker mit Disketten im Gepäck zu Flughäfen, um alle 28 Tage die Navigationsdatenbanken der Maschinen zu aktualisieren.
Einige Boeings 747 nutzen immer noch Disketten, viele wurden aber mit einem A615-Anschluss nachgerüstet. Mit dem Portable Data Loader wurden die Disketten-Techniker eingespart. Die Airlines laden die Updates auf die Geräte und können diese dann vom eigenen Personal in die Maschinen einspielen lassen.
Früher passierte das auch noch per Medium, weshalb manche Loader Disketten- und CD-Laufwerke haben. Heutzutage werden die Loader von der Airline über gesicherte Online-Datenbanken mit den Updates bespielt. Der Loader wird dann, wie auch bisher, ins Flugzeug-Cockpit gebracht und dort zum Update angesteckt.
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Höhere Sicherheit
Die Nutzung der speziellen Loader und Kabel soll dafür sorgen, dass auch ohne Fachpersonal die Updates richtig funktionieren. Außerdem soll damit die Manipulation der Flugzeug-Software verhindert werden. Deshalb gibt es auch keine Wireless-Übertragung direkt ins Flugzeug, weil die Gefahr eines Abfangens oder Verändern der Daten zu groß ist.
Ein USB-C-Anschluss statt A615 wird nicht verwendet, weil es den Herstellern von Passagiermaschinen nicht „hardened“ genug ist. Die Gefahr, dass Schadsoftware per USB-C eingeschleust wird, oder die USB-C-Komponenten schon beim Hersteller manipuliert wurden und so in die Lieferkette geraten sind, wird als zu hoch eingeschätzt.
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