Österreichs Roboter-Fußballer fahren nach Brasilien
Sie können tanzen, schwierige Geländesituationen meistern oder fußballspielen - rund um den Globus basteln Schüler derzeit an Roboter-Kreationen, um sich damit beim internationalen Wettbewerb RoboCupJunior zu messen. Zuerst nehmen sie an Ausscheidungsbewerben im eigenen Land teil. Die besten Teilnehmer kommen zur Weltmeisterschaft, dem RoboCup. Dieser findet 2014 - wie die Fußball-WM - in Brasilien statt. Dort müssen sich die Finalisten nicht nur der internationalen Konkurrenz stellen, sondern haben auch die Möglichkeit, sich und ihre Arbeit international zu präsentieren und Kontakte mit anderen Experten zu knüpfen.
Angewandte Technik
"Der RoboCup ist eine weltweite projektorientierte Bildungsinitiative, bei der die teilnehmenden Schülerinnen in Kursen oder Projektarbeiten an das Thema Robotik herangeführt werden", erklärt Alexander Hofmann, der Studiengangsleiter für Game Engineering und Simulation an der FH Technikum Wien. Er organisiert die nationale Ausscheidung, bei der mehr als 500 Schüler aus ganz Österreich als Teilnehmer erwartet werden.
"Der RoboCupJunior bietet den Schülern eine Riesenchance", sagt Kapsch-CMO Alf Netek. Der heimische Technologiekonzernt unterstützt das Projekt federführend, "weil man einfach Kreativität, Engagement und Innovation gezielt fördern muss, um unsere zukünftige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern", so Netek. "Uns ist es wichtig, dass jungen Menschen die unterschiedlichen Facetten angewandter Technik näher gebracht werden, um dadurch das Interesse an einer technisch-naturwissenschaftlichen Ausbildung zu fördern. Es muss uns gelingen, junge Menschen durch angewandte Technik für die Lösung komplexer Aufgaben zu begeistern."
Die Kategorien des Wettbewerbs
Beim RoboCupJunior gibt es drei Kategorien: "Dance", "Rescue" und "Soccer". Bei "Dance" gibt es zwei Unterkategorien: Tanz und Theater. Manche Teilnehmer zeigen eine Choreografie, andere wiederum erzählen eine Geschichte, in der zumindest ein Roboter eine Rolle spielen muss. Im Vordergrund stehen Phantasie und Kreativität. Die Schüler haben sechs Minuten Bühnenzeit, davon müssen mindestens zwei Minuten mit Performance ausgefüllt werden. Eine Jury bewertet die Darbietungen.
In der Kategorie "Rescue" wiederum geht es um das Suchen und Retten von Opfern. Die Jugendlichen bauen Roboter, die sich durch ein Katastrophenszenario bewegen und nach stilisierten Verschütteten suchen. Mehrere Boxen, die durch Türen und Rampen verbunden sind, stellen Räume dar. Ein Roboter muss einer schwarzen Linie folgen, auf eine zweite Ebene gelangen und dort ein "Opfer" bergen. Die Linie kann durch Hindernisse unterbrochen sein. Auch bei "Rescue" gibt es zwei Unterkategorien – bei der zweiten muss der Roboter das Opfer an abgestrahlter Wärme erkennen.
Chancen im Fußball
Was Österreich beim richtigen Fußball selten schafft, haben die heimischen Roboter-Kicker schon mehrmals geschafft, nämlich Titel in die Heimat zu bringen. In der Kategorie "Soccer" treten Fußballroboter-Teams gegeneinander an. Ein Soccer-Robot-Team besteht aus zwei Spielern. Der Fußball ist so groß wie ein Tennisball und sendet Infrarotsignale aus. Wie bei einem echten Fußballspiel gibt es auch hier Foul, Out etc. Eine Halbzeit dauert zehn Minuten. Zwischen den Spielabschnitten gibt es eine fünfminütige Pause. Die Tore sind in Gelb und Blau gehalten, damit die Roboter die Tore besser unterscheiden können. Ziel ist es, den Ball in das gegnerische Tor zu befördern - und das öfter als der Gegner.
Regionalzentren unterstützen Interessierte
Der RoboCupJunior wird in Österreich von einer Gruppe aus Schulen, Bildungsvereinen, Fachhochschulen und Universitäten getragen. In den letzten Jahren wurde ein Netzwerk von RoboCupJunior Regionalzentren aufgebaut, welche die teilnehmenden Schulen bei der Umsetzung ihrer Ideen unterstützen. "Schüler, die beim RoboCupJunior mitmachen wollen, sollen sich bei einer dieser Regionalstellen melden", erklärt Hofmann. Seit Oktober gibt es etwa am Technikum Wien Schnupperkurse für Schüler. Studenten und Professoren weihen jene dabei in die Geheimnisse der Robotik ein.
Das erste RobocupJunior Austrian Open fand 2008 an der TU Graz statt, seit 2009 sind auch die Fachhochschulen Oberösterreich, und Kärnten dabei. 2014 findet der Event am 26. und 27. April an der FH Technikum Wien statt. Zugelassen sind jeweils zwei Jugendliche mit einem Erwachsenen als Begleitperson. Die Sieger jeder Kategorie werden Österreich beim Finale in Brasilien vertreten. Die österreichischen Finalisten sind automatisch auch für den futurezone Award 2014 nominiert. Weitere Infos finden Interessierte auf der RoboCupJunior-Webseite.