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Olympische Spiele: Die Technik ist bereit

In dieser Woche beendet Atos, der IT-Ausstatter der Olympischen Spiele, in London seine letzten Tests für das größte Sport-Event des Jahres. Am 27. Juli werden die Spiele eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt müssen alle Vorbereitungen abgeschlossen sein, alle Systeme abgestimmt und einsatzbereit. Von welchem Aufwand hier die Rede ist, konnte die futurezone bei einem Lokalaugenschein im Technology Operations Centre (TOC) der Olympischen Spiele in London erfahren.

Besucht man den Olympiapark im Osten der Hauptstadt, glaubt man kaum, dass sämtliche Infrastruktur bis Ende Juli fertiggestellt sein wird. Rund um das Olympic Stadium ist alles Baustelle. Was die technische Ausstattung der Bewerbsstätten und deren Vernetzung betrifft, ist jedoch alles "on track", wie Patrick Adiba, Chef der Major Events Division bei Atos, versichert. Sein Unternehmen bringt genügend Erfahrung im Aufbau der technischen Voraussetzungen für Olympische Spiele mit.

Event-Management und Informations-Verbreitung
Seit 1992 in Barcelona arbeitet der IT-Dienstleister Atos mit dem Internationalen Olympischen Komitee zusammen. 2002 erhielt Atos den Auftrag, die Olympischen und Paralympischen Spiele bis 2016 als leitender IT-Partner zu begleiten. Die Aufgaben des Unternehmens lassen sich in zwei grobe Bereiche aufgliedern:

Einerseits liefert Atos ein Games Management System. Dieses umfasst organisatorische Aufgaben, wie die Verarbeitung von Qualifikations- und Teilnahmedaten der über 10.000 Athleten, die Koordination der Arbeitskräfte und der über 70.000 freiwilligen Helfer, die Führung von medizinischen Statistiken sowie das Management von über 250.000 Akkreditierungen.

Andererseits betreibt Atos das Resultate-Informationssystem. Grundlage dessen sind die Resultate an den Sportstätten und deren Weiterleitung an Presseagenturen, Internetportale und Kommentatoren. Über die offiziellen Platzierungen und Medaillenstände wird elektronisch Buch geführt. Außerdem gibt es in London ein eigenes Intranet für Athleten namens "myInfo+", wo man alles über die Spiele, die Konkurrenten, Zeitpläne und Wetterbedingungen erfährt.

Nervenzentrum im Hochhaus
Ein 5.000 Personen umfassendes Technik-Team kümmert sich um einen reibungslosen Ablauf. Neben Technikern an den Sportstätten arbeitet der Großteil des Fachpersonals in einem Hochhaus mitten in den Docklands, einem modernen Business-Bezirk von London. Hoch über der Stadt befindet sich das Technology Operations Centre (TOC) des London Organising Committee of the Olympic and Paralympic Games, kurz LOCOG.

Während der Spiele werden hier 500 Personen im Schichtbetrieb arbeiten und alle IT-Systeme der Veranstaltung im Auge behalten. In langen Schreibtisch-Reihen gibt es insgesamt 140, mit Monitoren übersäte Arbeitsplätze. 24 Stunden am Tag arbeiten hier Vertreter von Atos und seinen Partner-Unternehmen. In einem eigenen Crisis Room wird man im Notfall gemeinsam nach Lösungen für Probleme suchen, die an den Sportstätten auftreten.

Redundanz und jede Menge Tests
Ein wichtiger Faktor bei einem Großereignis wie den Olympischen Spielen ist die Redundanz jeglicher Hard- und Software. Für jedes Teil gibt es Ersatz, für jede Netzwerk-Verbindung eine zweite. Auch gegen Stromausfälle ist man gerüstet. Und sollte trotz all dem das gesamte TOC ausfallen, steht ein zweites Kontrollzentrum bereit, das innerhalb von zwei Stunden einsatzbereit wäre.

Einen Stock unterhalb des TOC befindet sich das Integration Lab. Hier werden sämtliche Computer konfiguriert, die während der Spiele an den Sportstätten eingesetzt werden. Für jede Sportart gibt es eine eigene Regal-Burg aus Rechnern, Monitoren, Druckern und Routern. Jedes dieser Sets wird zunächst im Integration Lab getestet und von offiziellen Inspektoren homologiert, also entsprechend den IOC-Regeln für den Bewerb freigegeben. Danach wird das gesamte Set an den Veranstaltungsort transportiert und dort ident aufgebaut.

Fecht-Demonstration
Wie die installierten Systeme im Regelfall arbeiten, wird bei einer Demonstration im Fechtkampf gezeigt, die direkt in den LOCOG-Büros stattfindet. Zwei Fecht-Profis aus dem britischen Team stecken in ihren weißen Schutzgewändern und hinter Gesichtsmasken. Ihre Anzüge sind mit Treffersensoren ausgestattet, ebenso ihre Waffen: Degen, Florett und Säbel. Obwohl die Signalübertragung bei anderen Turnieren bereits länger drahtlos erfolgt, werden olympische Fechter verkabelt. An einem Karabiner am Rücken hängt jeder Athlet an einer Kabelwinde.

Der Schutzanzug jedes Fechters ist ebenso verkabelt. Degen und Florett besitzen einen Tastsensor an der Spitze. Die Waffe wird deshalb per Stecker mit dem Anzug verbunden. Fällt im Duell ein Treffer, wird das entsprechende Signal an einen Rechner übertragen, der einen Pieps erklingen und die Anzeigetafel aufleuchten lässt. Im selben Moment wird der Treffer über das Resultate-Informationssystem übertragen. Mit einer Verzögerung von 300 Millisekunden erfährt man überall auf der Welt, wer wem in London gerade einen (ungefährlichen) Stich verpasst hat.

Keine Sicherheits-Überraschungen
Trotz aller Vorkehrungen rechnet man bei Atos nicht damit, dass während der Spiele alles glatt laufen wird. Überraschungen gäbe es immer, meint Projekt-Chef Adiba und erinnert sich an einen Fall, bei dem es in einem Bewerb erstmals zwei ex-aequo-Sieger gab und deshalb das Resultate-Verzeichnis in Windeseile umgebaut werden musste. Keine Überraschungen erwartet sich Atos hingegen im Bereich der IT-Sicherheit. Alle Systeme vor Ort seien "ziemlich isoliert", so Adiba. Daten würden großteils ausgeschickt, nicht empfangen werden. Cyber-Angriffe treten zwar ständig auf, hätten aber kaum Chancen auf Erfolg.

Die IT-Versorgung der Olympischen Spiele sei ein "extremes Projekt" für Atos, meint Adiba. Seit Juli 2005 wisse sein Team, dass die Eröffnungszeremonie für die Olympischen Spiele in London am 27. Juli um 8:00 Uhr morgens beginnen wird. Der Termin muss unter allen Umständen eingehalten werden. Eine derart fixe Deadline gäbe es bei kaum einem anderen Großprojekt. Außerdem müssen bei allem Aufwand gewisse Einschränkungen befolgt werden.

Unauffälligkeit als Ziel
"Manchmal denken Leute, wir können soviel Geld ausgeben, wie wir brauchen, weil es doch um die Olympischen Spiele geht", so Adiba. Das sei allerdings ganz und gar nicht der Fall. Das IOC will keinesfalls explodierende Kosten verzeichnen. Außerdem sei der Fokus auf "Green IT" stärker als jemals zuvor. Atos müsse bei all seinen Entwicklungen auf einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck achten. Der Dank dafür ist freilich gering: "Wenn wir einen guten Job machen, bleibt die Technologie unbemerkt. Das ist unser wahres Ziel."

Angesichts dessen erscheint die

der Olympischen Spiele vielleicht in einem anderen Licht. Patrick Adiba sieht es als notwendig und normal an, die Hauptsponsoren mit gewissen Rechten auszustatten, etwa die exklusive Verwendung des Begriffs "London2012". An den Sportstätten gäbe es keine Möglichkeit, die eigene Marke in Szene zu setzen. Umso wichtiger seien andere Privilegien. Adiba: "Es gibt jede Menge Unternehmen, die nichts investieren, aber von den Olympischen Spielen profitieren, also ist das schon korrekt so."

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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