Post baut Selbstbedienung aus
Dienstagvormittag nach den Pfingstfeiertagen. Während sich in vielen Postfilialen an einem solchen Wochenbeginn lange Warteschlangen bilden, ist es am Selbstbedienungsstandort Landstraßer Hauptstraße - mit 291 Abholboxen einer der größten in ganz Österreich - praktisch menschenleer. Alle zehn Minuten holt sich ein Kunde mit gelbem Abholschein ein Paket aus den schnörkellosen gelben Boxen. Dazu wird einfach der Barcode an einem Terminal gescannt. Die Tür, hinter der das Paket gelagert wurde, springt nach der Unterschrift auf dem Interface des Terminals automatisch auf.
Menschenleer
Noch weniger ist bei der Versendestation los, bei der Briefe und Pakete selbstständig frankiert und weggeschickt werden können. Während die Paketabholung selbsterklärend und wohl auch bei der ersten Nutzung ohne gröbere Probleme bewältigt werden kann, muss man beim ersten Mal versenden ein paar Minuten mehr zur Orientierung einplanen. So gibt es einen Frankierautomat, bei dem mit Bankomat- oder Kreditkarte bezahlt werden kann, sowie die Post-Versandbox, die mit unterschiedlichen Fächern für Briefe und Pakete ausgestattet ist.
Die Menüführung, die neben Deutsch in verschiedenen Sprachen (Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, Türkisch, Englisch) angeboten wird, ist letztlich auch bei der Versandoption im Großen und Ganzen selbsterklärend. So muss man zunächst entscheiden, ob man einen Brief oder ein Paket wegschicken will. Ein auf der Bearbeitungsfläche angebrachter Maßstab hilft beim Abmessen der Brief- bzw. Paketgröße, die eingegeben werden kann, um so die richtige Frankierung zu bestimmen.
In einem weiteren Schritt kann dann das Zustell-Land ausgewählt werden. Auch eingeschriebene Briefe sind möglich. Bei diesen bekommt man wie auch beim Paket einen Strichcode. Wird dieser bei der Versandbox eingescannt, öffnet sich nicht nur das Paketfach, wo man das frankierte Versandgut aufgibt. Kunden erhalten für Paket und eingeschriebenen Brief zudem eine Bestätigung für den Versand.
Kaum Beschwerden
Laut einem langjährigen Post-Mitarbeiter, der den Standort für seine Stammfiliale mitbetreut und zufällig anwesend ist, gibt es praktisch keine Beschwerden über die Selbstbedienungsstation: "Viele Kunden schätzen es einfach, rund um die Uhr Pakete abholen und Postsendungen aufgeben zu können, und sich dafür noch nicht einmal anstellen zu müssen. Auch ältere Kunden finden sich sehr schnell zurecht." Eine Kundin, die kurz danach ihr Paket abholt, will ebenfalls nicht klagen: "Ich hole zum dritten Mal ein Paket von hier ab, ich finde das absolut praktisch."
Laut dem Mitarbeiter werde die Versandoption in erster Linie von Kunden genutzt, die über Versandhäuser bestellte Waren zurückschicken wollen. Bei derartigen Lieferungen ist zumeist ein vorgefertigter Strichcode für den kostenlosen Rücksende-Auftrag auf dem Paket vermerkt. Kunden können sich die Frankierung dann sparen, halten den Strichcode ihres Pakets einfach an den Scanner und geben die Rücksendung in das Paketfach.
300 Standorte geplant
Die meisten der in Österreich existierenden 272 Selbstbedienungszonen sind in unmittelbarer Nähe oder in den Foyers der Filialen untergebracht. Bei Unklarheiten können Post-Mitarbeiter zumindest während der Filial-Öffnungszeiten aushelfen. Der komplett abgekoppelte Standort Landstraßer Hauptstraße ist aufgrund der Renovierung der nahe gelegenen Hauptfiliale im dritten Wiener Gemeindebezirk ein Sonderfall. Wenn Zusteller ihre Pakete nicht abgeben können, landen diese bei freien Platzkapazitäten in der Abholstation. Kunden können das Paket rund um die Uhr, auch an Feiertagen abholen. Der Zutritt erfolgt wie bei Bankfoyers mit einer Bankomatkarte. Mitarbeiter der Post sind im Normalfall nicht anwesend.
Bis Jahresende soll das Netz der 2012 eingeführten Selbstbedienungszonen auf 300 anwachsen. Investiert wird vor allem in die Ende 2013 erstmals installierten Abholstationen. Diese sollen von aktuell 159 auf 200 erhöht werden. "Die Selbstbedienung verkürzt Schlangen und Wartezeiten für Kunden in den Filialen. Das Konzept ist keineswegs als Ersatz für klassische Filialen gedacht", sagt Post-Sprecher Michael Homola zur futurezone. Die Selbstbedienungszonen würden hervorragend angenommen, Beschwerden gebe es so gut wie keine, so Homola.
Selbstbedienungsfiliale in Tirol
Inwiefern die Selbstbedienungszonen weiterentwickelt und - in Zukunft etwa im benachteiligten ländlichen Raum - auch neue Filialkonzepte ermöglichen könnten, versucht die Post gerade in einem Tiroler Pilotprojekt zu ergründen. So eröffnete die Post im November des Vorjahres in Leutasch, wo seit längerem keine Filiale existierte, die erste reine Selbstbedienungsfiliale.
Über das Projekt soll herausgefunden werden, ob eine reine Selbstbedienungsfiliale von Kunden angenommen wird und inwiefern die dort angebotenen Services - von der Paketabholung bis zum Postversand - die Kundenbedürfnisse abdecken. Ist das Projekt erfolgreich, könnte das Filialnetz mit weiteren Selbstbedienungsfilialen ausgebaut werden, heißt es bei der Post.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit der Österreichischen Post.