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Wie praktisch Erneuerbare Energiegemeinschaften für Nutzer sind

Im Herbst 2021 entstanden in Österreich die ersten Erneuerbaren Energiegemeinschaften (EEG). Das damals in Kraft getretene Erneuerbare-Ausbau-Gesetz erlaubt es Menschen, eine lokale Stromversorgung auf die Beine zu stellen. Nachbar*innen können sich so gegenseitig Strom liefern und den Preis dafür selbst bestimmen. Sie sind dadurch unabhängiger von den Entwicklungen der Energiemärkte.

Was in der Theorie praktisch klingt, läuft in der Praxis nicht immer so leicht. Bürokratie oder Abstimmungsprobleme mit Netzbetreibern stellten EEG anfänglich vor große Herausforderungen. Dazu kam im vergangenen Jahr der Krieg in der Ukraine, die damit einhergehende Energiekrise sowie die staatliche Gegenmaßnahme der Strompreisbremse, die Energiegemeinschaften zusetzten. Dennoch sind Dutzende neu entstanden.

Zuschuss als Bremse

Durch die Energiekrise seien die Einspeisetarife für Stromerzeuger kräftig angestiegen, erklärt Energieexperte Roland Kuras, der die Wiener EEG Grätzl Energie mitgegründet hat. Für Menschen, die Überschuss aus einer eigenen Photovoltaik-Anlage am Hausdach verkaufen wollten, war es dadurch plötzlich attraktiver, den Strom ins Netz einzuspeisen und dafür von der staatlichen Ökostrom-Abwicklungsstelle OeMAG entlohnt zu werden, als sich einer EEG anzuschließen.

Stromverbraucher*innen andererseits erhalten bis zu einem Jahresverbrauch von 2900 Kilowattstunden nun einen staatlichen Zuschuss. Für sie fällt damit die Motivation weg, durch eine EEG günstiger zu Strom zu kommen. Für Kuras sind das unangenehme kurzfristige Entwicklungen, die aber nicht von Dauer sein werden. Der seit 1. Jänner geltende neue Ökostrom-Einspeisetarif sei z.B. nur noch halb so hoch wie zuvor.

Autonomie angesichts Krise attraktiv

Die Energiekrise habe andererseits auch vielen Menschen vor Augen geführt, wie volatil am Strommarkt erzeugte Preise sein können und das Bedürfnis nach mehr Autonomie verstärkt, meint Klara Dimmel, Mitgründerin von eFriends. Das niederösterreichische Unternehmen, das 2019 einen futurezone-Award gewann, ermöglicht Energiegemeinschaften dank eines regulativen Kunstgriffs schon seit 2018. Es tritt als vollwertiger Energieversorger auf. Zuletzt gab es einen regen Kund*innenanstieg.

Ähnliches berichtet Christian Hofmann, Mitgründer der EEG Göttweigblick: "Autonomie ist ein großer Motivator. Wir sind nicht an Formeln gebunden, die den Strompreis üblicherweise bestimmen." Je mehr Mitglieder eine Energiegemeinschaft habe, desto besser sei dies im Endeffekt für alle. Dadurch entstehe "ein bunter Blumenstrauß an unterschiedlichem Verbrauchsverhalten", Strom werde also zu unterschiedlichen Zeiten erzeugt und verbraucht. Teilweise funktioniere das auch per Absprache. "Mein Nachbar und ich wechseln uns tageweise beim Aufladen unserer E-Autos ab. Dadurch können wir die Produktionskapazitäten unserer Photovoltaik-Anlagen besser ausnutzen."

Das Interesse an Erneuerbaren Energiegemeinschaften ist groß: Mitgliederversammlung der EEG Göttweigblick

Einige Verbesserungen gab es

Wer sich mehr mit den Produktionskapazitäten beschäftige, könne einen größeren Teil seines Stromverbrauchs durch die EEG abdecken und weniger Strom von seinem üblichen Energieversorger beziehen, sagt Matthias Nadrag von der EEG Goritschach in Kärnten: "Derjenige, der sich bei uns am meisten erspart hat, deckt mehr als die Hälfte seines Strombedarfs aus der Energiegemeinschaft. Bei anderen ist es rund ein Viertel."

Bei der Kommunikation zwischen EEG und Netzbetreibern habe es laut Kuras schon einige Verbesserungen gegeben, aber "von einem Optimum sind wir immer noch entfernt". Der Datenaustausch zwischen Stromzählern (Smart Meter), Netzbetreibern und EEG sollte noch wesentlich einfacher funktionieren. Hofmann sieht dagegen den bürokratischen Spießrutenlauf bei der Errichtung neuer Stromerzeugungsanlagen als problematisch. Um derzeit noch existente Hürden zu überwinden, sei der Idealismus vieler EEG-Mitglieder hilfreich. Um neue, gemeinschaftlich betriebene Anlagen zu errichten, werden viele private Geldmittel zur Verfügung gestellt.

Immer mehr Unterstützungsangebote

Wenn man einmal Mitglied bei einer EEG sei, laufe die Sache üblicherweise rund, heißt es durchwegs. Der größte Aufwand bleibe an jenen Menschen hängen, die für den Betrieb verantwortlich sind, aber auch hier gibt es immer mehr Unterstützung. Immer mehr Unternehmen bieten Beratung, Software oder Unterstützung bei Behördenwegen an.

Die Firma Neoom aus Oberösterreich setzt bereits beim Vernetzen von Menschen, die gemeinsam eine EEG gründen wollen, per App an, übernimmt den kompletten Entstehungsprozess und den Betrieb. Dass sich Nutzer*innen am Ende dennoch einiges im Vergleich zu einem normalen Strombezug ersparen, bestätigt Erhard Meindl von der EEG Waldhausen im Strudengau. Er betreibt einen Supermarkt, der nun mit lokalem Strom versorgt wird. Wer bei der EEG mitmacht, erhält zusätzlich zu einem örtlich selbst definierten Strompreis Einkaufsgutscheine.

Fakten

71aktive Projekte
gibt es derzeit laut der Koordinationsstelle für Energiegemeinschaften in Österreich

Voraussetzungen
Als Stromverbraucher muss man nur einen neuen Stromzähler (Smart Meter) haben, um einer EEG beizutreten. Die kleinsten EEG haben nur zwei Mitglieder, einen Erzeuger und einen Verbraucher. Strom wird meist per Photovoltaik produziert, aber auch per Wind- und Wasserkraft

Unternehmen
Teil einer EEG dürfen natürliche Personen, Behörden sowie kleine und mittelgroße Unternehmen sein

Europa
„Energy Communities“ sollen in ganz Europa gefördert werden. Im Projekt SHAREs wird derzeit untersucht, wie man die Gründung von EEG möglichst einfach gestalten kann. Durch EEG soll die Stromversorgung resilienter werden, weil weite Übertragungswege für den Strom und fossile Rohstoffe zur Stromerzeugung vermieden werden

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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