Probleme bei Boeing: Flieger ist bei Tests auseinandergebrochen
Ein Problem bei einem Test des neuen Boeing-Flugzeugs 777X war offenbar gravierender als bisher bekannt. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus informierten Kreisen erfuhr, wurde bei einem Drucktest im September nicht nur eine Tür aus einer Maschine gerissen. Vielmehr sei die gesamte Struktur um den Notausgang herum herausgerissen worden. Das könnte die Auslieferung des neuen Langstreckenfliegers noch mehr verzögern.
Boeing hatte im September Drucktests vorgenommen, bei der eine Maschine bewusst extremen Bedingungen ausgesetzt wird, um die Stabilität des Flugzeugs zu testen. Bisher hieß es, dabei sei eine der Türen des Flugzeugs rausgeflogen. Ein Foto des stark beschädigten Flugzeugs hat die Seattle Times veröffentlicht.
"Strukturelles Versagen"
Das Problem war offenbar gravierender. "Es gab eine Struktur um den Notausgang herum, die während der Tests ebenfalls rausgeflogen ist", sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person der AFP. "Das bedeutet, dass es ein strukturelles Versagen gab." "Es war nicht nur die Tür", bestätigte eine zweite Quelle. "Das ist sehr ernst."
Die US-Luftfahrtbehörde FAA, deren Inspekteure bei dem Test anwesend waren, hat Ermittlungen eingeleitet. Unklar war zunächst, wie sich das Problem auf die Zertifizierung der Boeing 777X auswirken würde, die sich bereits um Monate verzögert hat.
Zeitplan verschiebt sich
Während die ersten Maschinen des Typs eigentlich im kommenden Jahr ausgeliefert werden sollten, wurde dies im Oktober von Boeing auf Anfang 2021 verschoben. Den informierten Kreisen zufolge könnte sich dies nun auf Mitte 2021 verschieben. Boeing hat schon Bestellungen für knapp 340 777X verbucht, unter anderem von den Fluggesellschaften Lufthansa, Emirates, Singapore Airlines und Qatar Airways.
Boeing steckt bereits wegen einer anderen Maschine in einer schweren Krise: Seit März gilt ein weltweites Flugverbot für die 737 MAX, nachdem bei zwei Abstürzen von Maschinen dieses Typs in Indonesien und Äthiopien insgesamt 346 Menschen ums Leben gekommen waren. Ermittler vermuten, dass die Unglücke mit einem Stabilisierungssystem zusammenhängen, das bei einem drohenden Strömungsabriss die Flugzeugnase nach unten drückt.