Russland will IT-Zwangsarbeiter einsetzen
Russland könnte künftig inhaftierte IT-Spezialist*innen zur Arbeit aus der Ferne zwingend. Wie die russische Nachrichtenagentur TASS berichtet, sollen sie als billige Arbeitskräfte für kommerzielle Unternehmen eingesetzt werden.
Bereits am 27. April hatte stellvertretenden Leiter des Bundesgefängnisdienstes FSIN, Alexander Khabarow, veranlasst, in Strafkolonien nach qualifizierten Gefangenen zu suchen. Sergej Bojarski, Vorsitzender des Duma-Ausschusses für Informationspolitik, befürwortete den Vorschlag. So können man den Insassen "ermöglichen, aus der Ferne zu arbeiten, [um] ihre Qualifikation nicht zu verlieren".
IT-Spezialist*innen wandern aus
Laut Khabarow soll Russland nicht genug IT-Spezialist*innen haben. Wie der Cybersicherheits-Experte Brian Krebs unter Berufung auf die russische Nachrichtenseite Lenta berichtet, waren im März und April 95.000 Stellen offen. Das seien bereits 25 Prozent weniger als im Februar, heißt es.
Lenta erklärt den Rückgang damit, dass viele Firmen Projekte verschoben hätten. Die Sanktionen gegen Russland wurden gar nicht erwähnt. Zudem würden Schätzungsweise 70.000 bis 100.000 IT-Spezialist*innen das Land verlassen, schätzt die Russischen Vereinigung für elektronische Kommunikation (RAEC). Sie würden vor allem in die USA, nach Kanada, Deutschland, Georgien und Zypern gehen.
Zwangsarbeit für 280 Euro im Monat
Seit 2020 beschlossen wurde, Zwangsarbeiter*innen in Unternehmen einzusetzen, wurden 117 Straflager dafür eingerichtet. In einem Bericht der russischen Zeitung Iswestija von Mai 2021 heißt es, die inhaftierten Zwangsarbeiter*innen würden im Schnitt monatlich 20.000 Rubel (derzeit ungefähr 280 Euro) erhalten. Das Gehalt soll Expert*innen zufolge aber eher bei der Hälfte liegen. Das Gehalt für IT-Spezialist*innen liegt auf dem Arbeitsmarkt bei zirka 80.000 Rubel (derzeit 1.112 Euro).
2021 ergab eine Umfrage des staatlichen russischen Meinungsforschungsinstituts Wziom, dass 71 Prozent der Russ*innen Zwangsarbeit befürworteten. Allerdings würden es auch 21 Prozent an die Zeiten des Gulag erinnern, wie das ZDF damals schrieb.