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Swiss zeigt leisen Regionaljet Bombardier CS100

Die schweizer Fluglinie Swiss wird über die nächsten zwei Jahre 30 neue Flugzeuge der Typen CS100 (10 Stück) und CS300 (20 Stück) von Bombardier erhalten. Mit der C-Series will der kanadische Flugzeughersteller eine neue Produktfamilie für den Regionalflugverkehr anbieten. Die Flugzeuge wurden von Grund auf neu entwickelt. Auf der Paris Air Show waren die Jets erstmals in Europa zu sehen. Einen Tag nach dem Ende des geschäftlichen Teils der weltgrößten Luftfahrtmesse präsentierte Swiss den CS100 in Zürich. Die futurezone war dabei.

Weniger Verbrauch, mehr Komfort

In einem großen Hangar konnte das Flugzeug von allen Seiten, dazu von innen begutachtet werden. Die auffallendsten Merkmale: Die großflächige Verwendung von Kohlefaserbauteilen, eine relativ große Flügelspannweite, neuartige Triebwerke ("geared turbofan"-Motoren von Pratt & Whitney) und eine moderne Innenausstattung. Große Bildschirme und Head-up-Displays dominieren das Cockpit. Der Passagierraum ist im Sitzverhältnis 2:3 geteilt, dazu gibt es nagelneue Sitze, extragroße Überkopffächer und große Fenster.

Wodurch sich das Flugzeug auszeichnet, sind das geringe Gewicht, der geringe Geräuschpegel und die hohe Reichweite. Wie einer der in Zürich anwesenden Testpiloten erzählt, ist die CS100 von Montreal direkt nach Paris und dann weiter nach Zürich geflogen. Bei der Atlantiküberquerung wurden 5.500 Kilometer zurückgelegt. Eine beachtliche Leistung für einen Regionaljet. Im Normalbetrieb mit voller Zuladung werden immerhin 3.650 Kilometer als Norm angegeben.

Konkurrenz zu A320 und 737

Bei der Swiss soll die CS100 den in die Jahre gekommenen Flugzeugtyp Avro RJ100 ersetzen. Diesem gegenüber soll der neue Bombardier-Jet 50 Prozent weniger Lärm verursachen, 20 Prozent weniger Kohlendioxidausstoß aufweisen und 27 Sitzplätze (insgesamt 125) mehr bieten. Die CS100 soll ab 2016 bei der Swiss in Betrieb gehen. Das etwas größere Modell CS300, das ab 2017 ausgeliefert werden soll, kann mit eines Sitzkapazität zwischen 130 und 160 mit dem Airbus A320 und der Boeing 737 - den weltweit meistverkauften Passagierflugzeugen - mithalten. Angeblich gibt es auch Pläne für ein Modell namens CS500, das noch eine Spur größer sein soll.

Bombardier will damit eine ganze Produktpalette als Alternative zu den Bestsellern von Airbus und Boeing anbieten und damit seine Marktposition als globale Nummer drei verstärken. Einen der beiden großen Herstellern die Stellung streitig zu machen, scheint derzeit unmöglich. Airbus-Verkaufschef John Leahy sprach auf der Paris Air Show über die C-Series als "nettes kleines Flugzeug", das allerdings keine Konkurrenz zur A320 darstelle.

Risiko für Bombardier und Swiss

Wie der österreichische Luftfahrt-Experte Kurt Hofmann analysiert, geht Bombardier mit der C-Series ein enormes Risiko ein. Die Entwicklung und Lizensierung der neuen Flugzeugtypen verschlingt viel Zeit und Geld. An dem Projekt wird seit 2004 gearbeitet. Zwischendurch wurde es beinahe eingestellt, dann doch fortgeführt. Verzögerungen führten zu Ausstiegs-Drohungen bereits gewonnener Partner.

Auch die Swiss geht als erster C-Series-Carrier ein gewisses Risiko ein. "Die CS100 wird für Swiss zur Herausforderung, weil 2016 auch die Boeing 777 eingeführt wird", meint Kurt Hofmann. Die Swiss muss innerhalb kürzester Zeit Piloten, Bord- und Bodenpersonal für zwei neue Flugzeugtypen ausbilden. Engpässen will man mit der Anstellung von 150 neuen Mitarbeitern und enger Kooperation mit Bombardier zuvorkommen.

Der kanadische Hersteller weiß Bescheid über die wichtige Rolle der C-Series-Einführung bei der Swiss. Mit den Leistungen in der Schweiz wird sich der Erfolg der neuen Produktfamilie entscheiden. Auf festen Beinen steht das Projekt C-Series noch lange nicht. Bombardier-Präsident Fred Cromer sah die CS100 und CS300 zwar als "Stars der Show" in Paris, allerdings konnten keine Bestellungen für die neuen Typen an Land gezogen werden.

Gebühr für Reservierungssysteme

Abseits der C-Series-Vorstellung bestätigte Swiss-CEO Harry Hohmeister in Zürich, dass seine Airline, genauso wie Mutterunternehmen Lufthansa und die Austrian Airlines in Zukunft Gebühren für die Buchung über Reservierungssysteme (GDS) verlangen wird. Diese Regelung soll ab 1. September 2015 in Kraft treten.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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