Videos zeigen fahrende Hyperloop-Kapseln
Unter 27 Teams haben sich Studenten der TU München einen der Sieger-Plätze im internationalen Wettbewerb um die ambitionierte „Hyperloop“-Vision erstritten. Die vom WARR-Team aus München entworfene Transportkapsel erwies sich in dem Contest in Kalifornien als die schnellste. Wann aus den ersten Prototypen ein echtes Verkehrsmittel wird, weiß aber noch niemand: Irgendwann in der Zukunft sollen sich Menschen auf der Strecke zwischen San Francisco un Los Angeles nach dem Willen des US-Unternehmers Elon Musk nahezu in Schallgeschwindigkeit bewegen können.
Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 94 Stundenkilometern waren die Münchner von diesem Ziel zwar noch weit entfernt. Doch auf dem Testgelände in der Nähe des Firmensitzes des des Raumfahrtprojekts SpaceX war niemand schneller als die Münchner. Studenten der Technischen Universität Delf gewannen in dem Wettbewerb den Gesamtpreis für das beste Kapsel-Design. An die Geschwindigkeit der Studenten aus Bayern kamen aber auch die Niederländer nicht ganz heran.
„Tolles Gefühl“
„Den Sieg jetzt nach Hause an die TUM bringen zu können, macht uns unglaublich stolz“, sagte Thomas Ruck, Student der Luft- und Raumfahrt an der TU München. „Es ist ein tolles Gefühl, nach eineinhalb Jahren harter Arbeit als Sieger dazustehen und sagen zu können, dass man alles richtig gemacht hat.“ Im vergangenen Jahr hatte Ruck kaum studiert. Er habe dabei sein wollen bei diesem Großprojekt, das eine Kommilitonin zufällig bei Facebook entdeckt hatte. Dieses Projekt sei besser als jede verpasste Vorlesung, sagte Ruck (26), der für die Bremsen beim Team WARR Hyperloop verantwortlich ist.
WARR, das ist die Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt an der TUM. Sie haben nicht nur Ingenieure verschiedener Fachbereiche dazu geholt, sondern auch Informatiker, Antriebstechniker, Designer und BWLer. Sie haben gelernt, die Sprache der anderen Disziplinen zu verstehen.
1100 km/h
Seit 2013 verfolgt der Tesla-Gründer und SpaceX-Chef Elon Musk seine Vision, den Personenverkehr zu revolutionieren. Mit seinem Projekt „Hyperloop“ will er mit annähernd Schallgeschwindigkeit, also über 1100 Kilometern in der Stunde, Personen befördern. Diese sollen in einer Kapsel wie eine Art Rohrpost per Unterdruck durch eine Röhre geschossen werden. 30 Minuten soll dann eine Reise über 600 Kilometer von San Francisco nach Los Angeles dauern.
Leider habe er selbst keine Zeit, sein Konzept umzusetzen, sagte Musk, schlaue Köpfe auf der ganzen Welt sollten sich bitte Gedanken machen. 2015 rief er dafür die „Hyperloop Pod Competition“ aus. Insgesamt 27 Teams reisten schließlich nach Kalifornien. Doch nur drei Teams hatten die Gelegenheit, ihren Prototyp auch tatsächlich in die Röhre schicken zu dürfen.
Niederlande
Als Sieger ging ein Team von Studenten aus Delft in den Niederlanden hervor. Die Tüftler der TU Delft wurden von der Jury für das Design und die Gesamtleistung ihrer Kapsel gelobt. Das Fahrzeug war jedoch einen Kilometer pro Stunde langsamer als die Kapsel der Münchner, die eine Spitzengeschwindigkeit von 94 km/h erreichte. Als drittes Team erreichten Studenten des renommierten Massachusetts Institute of Technology mit ihrem Prototyp die Endausscheidung.
350 000 Euro stecken in der weiß-blauen Kapsel der Münchner, die ein bisschen aussieht wie ein Rennrodel. Auch die Sponsoren dafür haben die Studenten selbst gesucht. „Wir konnten von der ersten Idee bis zum fertigen Prototypen alles mitentscheiden. Das kann man später im Beruf in einer größeren Firma nie mehr so machen“, sagt Ruck. Neben Ruhm und Ehre erhielt das Team als Auszeichnung einen von Elon Musk handsigierten Miniatur-Pod aus Titan.
Testphase
Die Teströhre in L.A. ist nur eine Meile lang. Irgendwann soll der Hyperloop einmal mehrere Personen transportieren, in den Prototypen saßen nur Dummys. Und in absehbarer Zeit sollen die Kapseln dann fünf bis zehn Mal so schnell durch die Röhre schießen, kündigte Musk an.
Es gibt bereits mehrere von SpaceX unabhängige Unternehmen, die Musks Idee aufgegriffen haben und kommerziell am Hyperloop arbeiten. So hat die Firma Hyperloop Transportation Technologies angekündigt, eine solche Highspeed-Strecke zwischen dem tschechischen Brünn und der slowakischen Hauptstadt Bratislava bauen zu wollen. Die Distanz von 130 Kilometern könnte man dann in nur zehn Minuten überwinden. Auch die Pläne Bratislava mit Wien und Budapest zu verbinden, seien noch aufrecht, sagte ein Hyperloop-Sprecher im Zuge der Ankündigung.
Probleme
Doch Experten sehen noch viele ungelöste Probleme: Wie organisiert man Notzugänge, Brandschutz oder Klimatisierung in einer solchen Unterdruckröhre? Überhaupt: Wie sicher ist das Konzept, wenn die Kapseln irgendwann im Zwei-Minuten-Takt fliegen? Und woher kommt der viele Strom, den man dafür braucht?