Warum eine Linzer Firma mit Hyperloop zusammenarbeitet
Cockroaches, zu Deutsch Kakerlaken, nennt man im einschlägigen Jargon Start-ups, die nicht hoch bewertet werden, aber nicht umzubringen sind. Gerne fällt in diesem Zusammenhang der Satz: "Sie können einen Atomkrieg überleben." Eine solche Kakerlake ist laut dem Linzer Softwareunternehmer Christian Federspiel Hyperloop Transportation Technologies (HTT). Das US-Start-up will Kapseln mit einer Geschwindigkeit von mehr als 1000 Stundenkilometern durch eine Röhre schießen. Geld hat HTT vergleichsweise wenig, stattdessen aber zahlreiche Partner, die, gegen Anteile an dem Unternehmen, weltweit an dem Hochgeschwindigkeits-Transportsystem arbeiten.
Marktplatz für Reisen
Zuständig ist das Linzer Softwarehaus, das 200 Angestellte zählt und Niederlassungen in Hagenberg, Wien und dem rumänischen Cluj unterhält, für den digitalen Marktplatz des Hyperloop-Ökosystems: "Hyperloop ist nicht nur ein schnelles Transportmittel, sondern will von der Haustür bis zum Reiseziel ein angenehmes Reiseerlebnis bieten", sagt Federspiel. "Die Fahrt mit dem Hyperloop ist nur ein Teil davon." Mehr dürfe er dazu nicht sagen und verweist auf eine Verschwiegenheitsvereinbarung mit dem US-Start-up.
Im vergangenen Juli richtete Catalysts in Bratislava einen Ideenwettbewerb für Services rund um das Hyperloop-System aus. Die Vorschläge reichten von "fühlenden" Sitzen bis zu Dating-Apps für Reisende.
Begonnen hat die Zusammenarbeit mit HTT vor zwei Jahren, als Federspiel, der von dem Konzept des Hochgeschwindigkeitssystems angetan war, HTT-Chef Dirk Ahlborn (futurezone-Interview) kontaktierte und ihm eine Zusammenarbeit anbot. Noch am selben Tag meldete sich der Hyperloop-Chef zurück. Nach der Demonstration der Catalysts-Plattform, die bis zu eine Million Daten pro Sekunde verarbeiten und visualisieren kann, waren das US-Start-up und die Linzer Firma handelseins.
Von der Zusammenarbeit mit dem US-Start-up zeigt sich Federspiel beeindruckt. "Wenn wir sagen, wir brauchen mehr Rechenkapazität, bekommt wir sofort Hilfe. In Europa würde man jahrelang darauf warten". Fast täglich finden Videokonferenzen mit dem US-Start-up und seinen Technologiepartnern statt. Die Kommunikation sei offen und direkt. "Natürlich gibt es Reibungspunkte. Man kann aber sagen, was einem nicht gefällt. Kritik wird nicht übel genommen."
Über den Schlüssel, nachdem Hyperloop Anteile verteilt, darf Federspiel nicht sprechen. "Man reicht Stunden ein, die werden entsprechend bewertet", sagt der Software-Unternehmer. Auch Qualitätsüberprüfungen würden stattfinden. Es stehen hunderte Firme an der "Out-Linie", die gerne an dem Projekt mitarbeiten würden, sagt Federspiel: "Für uns ist es ein Riesenexperiment. Nix is fix"
Gut geölte PR-Maschine
Vom Hyperloop - das System wurde ursprünglich von Tesla-Gründer Elon Musk erdacht - gibt es bislang nicht mehr als Konzeptpapiere und Absichtserklärungen. Neben HTT hat sich auch ein weiteres Start-up, Hyperloop One, der Idee angenommen. Wer sagt, das bislang nur die PR-Maschine zu dem Hochgeschwindigkeitssystem funktioniert, liegt nicht ganz falsch.
Auf die Frage, ob es den Hyperloop jemals geben werde, antwortet Federspiel: "Wenn das Projekt scheitert, dann nicht am Geld, sondern an den Regulierungsverfahren. Die sind der Knackpunkt." Federspiel rechnet deshalb damit, dass die erste Strecke außerhalb Europas in Betrieb gehen wird. Aber auch die Slowakei - von Bratislava aus sind Verbindungen nach Brünn, Budapest und Wien geplant - könnte überraschen. Wann wird es soweit sein? "2020 oder 2021, es wird aber wohl Abstriche bei der Geschwindigkeit und der Energieautarkie geben", meint Federspiel: "Die Vision ist sehr hochgesteckt."
Einblick in die Zusammenarbeit mit Hyperloop gibt das Linzer Software-Unternehmen auch an ihrem Tag der offenen Tür, der am Donnerstag, den 2. März von 15.00 bis 19.00 Uhr in der Firmenzentrale in der Huemerstraße 23 in 4020 Linz stattfindet.