Wehmut in Finnland über das Ende von Nokia
In einer absehbaren Nacht- und Nebelaktion ist am Wochenende das Nokia-Logo von der Fassade des Ex-Hauptquartiers des gefallenen finnischen Handy-Giganten verschwunden. Statt dem legendären Schriftzug, der für viele Finnen der Inbegriff des Wohlstands und des wirtschaftlichen Aufschwungs war, prangt dort nun seit Samstagvormittag das vierfärbige Microsoft-Logo.
Mitarbeiter vorerst übernommen
Entfernt wurde der Nokia-Schriftzug auch von sämtlichen Autobahn-Schildern. An den Abzweigungen zu der riesigen Firmenzentrale in einer Meeresbucht westlich der Hauptstadt Helsinki führt der Pfeil derzeit in ein leeres weißes Rechteck. Offenbar müssen die Schriftfelder erst vergrößert werden, weil der Name des neuen Besitzers des Grafit-farbenen Gebäudekomplexes samt seinem exklusiven Yacht-Hafen und eigenem Hubschrauberlandeplatz zu viele Buchstaben enthält.
Tags zuvor war der Verkauf des ehemaligen Kerngeschäfts an den US-IT-Riesen Microsoft endgültig Sache geworden, nachdem davor als Letzte große Hürde des Geschäfts auch die chinesischen Wettbewerbsbehörden dem Deal zugestimmt hatten. Die rund 4.700 Mitarbeiter der finnischen Handy-Sparte wurden vorerst von Microsoft übernommen.
Gespenstische Ruhe
Mehrere finnische Medien widmeten dem Ereignis wehmütige Nachrufe. Die finnische Wirtschaftstageszeitung "Talous Sanomat" etwa notierte am Wochenende das "Ende einer Ära der finnischen Wirtschaftsgeschichte". Das riesige Nokia-Hauptquartier war 1997 mit großem Pomp an einem mittlerweile zur Gänze verbauten, ehemaligen Erholungsgebiet an der Stadtgrenze zwischen Helsinki und Espoo in einem Schilfgebiet an der Landzunge Keilaniemi eröffnet worden.
In den besten Tagen wimmelte es in und rund um das Gebäude von Mitarbeitern, Geschäftsleuten und Gästen aus aller Welt. Bereits in den vergangenen Monaten konnten aufmerksame Vorbeifahrende eine fast gespenstische Ruhe rund um den Komplex konstatieren.
Vergangenen September war die Befürchtung vieler Finnen nach den anhaltenden Verschlechterungen der Erträge von Nokia wahr geworden, als der scheidende Nokia-Boss Stephen Elop den bevorstehenden Verkauf des Handy-Geschäfts an seine Ursprungsfirma Microsoft endgültig verkündete. Ein Jahr davor hatte Nokia die Eigentumsrechte an seiner prestigeträchtigen Zentrale bereits an eine externe Immobilienfirma verkauft.