Evil Within angespielt: Gruseln mit Saw-Faktor
“Glaubt mir, ihr werdet sterben.” Die Journalisten im Raum lächeln nur müde, als der Bethesda-Sprecher eine Warnung vor dem Schwierigkeitsgrad von Evil Within, dem neuen Titel von Resident Evil-Schöpfer Shinji Mikami, ausspricht. Warum auch nicht? Moderne Spiele sind im Vergleich zu jenen vor 15 Jahren zum Kindergartenbesuch verkommen. Nur mehr selten gelingt es Spielen wie Dark Souls, Frustration und die “Das muss doch zu schaffen sein”-Mentalität zu vereinen, stattdessen wird der Spieler oftmals für sein Scheitern belohnt.
Doch etwas Unsicherheit verbleibt bei allen und so beginnt dieser Anspiel-Termin für die futurezone gleich einmal mit einer Überraschung. Keine drei Minuten nach Spielbeginn liegt der Charakter tot am Boden, niedergestreckt von einem Monster. Ein Versehen oder doch die Rückkehr des Survival-Horror? Die futurezone hat sich durch zwei Levels gekämpft.
Zurück zu den Wurzeln
Rückkehr des Survival-Horror-Genres mag übertrieben sein, denn so wirklich war das Genre nie verschwunden. Titel wie Amnesia, Last of Us und Dead Space ernteten in den vergangenen Jahren zahlreiche Auszeichnungen, zudem sorgten Left 4 Dead, Minecraft und DayZ für eine nicht enden wollende Flut an Multiplayer-Survival-Games. Gruseln in Videospielen ist beliebter denn je. Mit Evil Within wolle Mikami das Horror-Genre wieder zu seinen Wurzeln zurückbringen. Dieser Eindruck entstand auch beim Anspielen, denn Evil Within erinnert sehr stark an frühe Resident Evil-Titel.
Knappe Munition
Langsam schreitet der Spieler voran. Nicht freiwillig, denn die Standard-Geschwindigkeit des Spielers entspricht normaler Schrittgeschwindigkeit, teilweise wirkt es geradezu behäbig. Sprints werden durch eine Konditions-Leiste beschränkt. Diese ist oft schneller leer als man glaubt und füllt sich recht langsam. Wenn sie komplett leer ist, muss man sogar stehen bleiben und durchschnaufen. Das zwingt den Spieler zum vorsichtigen Sprinten, nur bei Bedrohung sollte man tatsächlich laufen. Der Arzt entdeckt einen alten Patienten, er flüchtet aber in eine Hütte. Mit etwas Bauchweh laufen wir ihm nach, die Tür lässt sich nur langsam und knarzend öffnen. Aus der staubigen Holz-Hütte ist ein Schnaufen zu hören.
Mini-Spiele zum Ekeln
Nach dem ersten Schreck folgt auch gleich der nächste Schock-Moment des Spiels: Der Spieler braucht einen Schlüssel, der wurde aber offenbar in den Brustkorb der Leiche eingenäht. Also muss man sich ein Skalpell schnappen, den Brustkorb aufschneiden und nach dem Schlüssel suchen. Derartig ekelerregende Mini-Spiele im Saw-Stil finden sich immer wieder im Lauf der Kampagne und sind nichts für schwache Mägen. Mit dem Schlüssel geht das Duo weiter, wird aber plötzlich von einem Zombie-ähnlichen Monster angefallen. Die Gegner sind behäbig unterwegs, in Massen und aus der Nähe aber sehr gefährlich.
Etwas später in Kapitel vier finden wir uns in einem Tunnel wieder. Plötzlich taucht aus dem Nichts eine unheimliche Gestalt in weißer Kutte und mit offenbar verbrannter Haut auf. Jedes Mal, wenn das Licht flackert, kommt er näher, wir entscheiden uns für die Flucht. Die richtige Entscheidung, denn dabei handelte es sich um Ruvik. Ähnlich wie Alma Wade in Fear taucht dieses Wesen immer wieder auf, doch Ruvik kann den Spieler bei Berührung töten und ist unverwundbar. Ruvik taucht allerdings nicht nur in geskripteten Sequenzen auf, immer wieder macht er dem Spieler das Leben schwer. Das führt einerseits zu wirklich unheimlichen Momenten, hin und wieder ist eine Flucht aber einfach unmöglich. Zum Beispiel in einem Abschnitt in einer Bibliothek, in der es lediglich einen Weg zurück gibt, dieser aber von Ruvik versperrt wird, der immer näher kommt. Ruvik verschwindet meist nach einer Weile, hier war jedoch der vorhandene Fluchtweg viel zu kurz.
Lauf weg!
Nicht nur Ruvik ist unverwundbar, immer wieder gibt es Gegner, denen Kugeln nichts ausmachen. So jagt uns beispielsweise plötzlich eine unverwundbare Spinne in den Abgrund, da bleibt nur mehr die Flucht in den Aufzug. Doch auch wenn Evil Within den Spieler lehrt, seine Gegner zu fürchten und diesen eher aus dem Weg zu gehen, verlangte das Spiel hin und wieder das Gegenteil. In einem Bereich von Kapitel vier mussten alle Gegner getötet werden, erst dann öffnete sich die Tür für den nächsten Raum. Das erfährt der Spieler aber auch nur durch Zufall. Absurderweise ist dieser Abschnitt zwischen zwei Gegnern, die nicht getötet werden können und nur die Flucht zulassen.
Gute Klischees
Wer dachte, dass das Suchen nach einem Schlüssel im Brustkorb einer Leiche das widerlichste Mini-Spiel im Test war, der hat sich geirrt. In Kapitel acht müssen Elektroden in die richtigen Bereiche eines Gehirns gesteckt werden. Der Spieler erhält eine Karte sowie eine Tonaufnahme, in der ein “Wissenschaftler” Hinweise gibt. Bei einem falschen Besuch verliert der Spieler Lebensenergie. Wird die Elektrode richtig eingesetzt, fließt Blut durch eine Leitung in eine Maschine, die eine Tür öffnet. Insgesamt muss das Mini-Spiel drei Mal gemacht werden, selbst Detective Castellanos im Spiel ist davon genervt. “Again?”, fragt er bereits nach dem zweiten Mal. Als alle Rätsel gelöst und die Tür endlich sich öffnet, kommt ein “It’s about fucking time” daher.
Evil Within ist ein Horror-Videospiel vom alten Schlag und dürfte vor allem Resident Evil- und Silent Hill-Fans begeistern. Mikami konzentriert sich vor allem darauf, dem Spieler Angst zu machen, doch ob die Ekel-Mini-Spiele dafür notwendig sind, darf bezweifelt werden. Auch das relativ unkomplizierte Waffen-System kann überzeugen. Ob das Spiel nun tatsächlich auf Augenhöhe mit den besten Arbeiten von Mikami sein wird, hängt vom Rest der Kampagne ab.
Hoffentlich, denn Mikami machte bereits Andeutungen, dass Evil Within sein letztes Projekt sein könnte. Er wolle in Zukunft junge Talente in seinem Studio Tango Gameworks (das mittlerweile von ZeniMax, dem Konzern hinter Bethesda und id Software, gekauft wurde) fördern. The Evil Within soll am 24. Oktober, pünktlich eine Woche vor Halloween, erscheinen. Es wird zum Start für PC, sowie Current-Gen- (Xbox 360, PlayStation 3) und Next-Gen-Konsolen (Xbox One, PlayStation 4) erhältlich sein.