Journey: Ein geheimnisvolles Adventure zum Relaxen
Wer öfters im Bereich der Smartphone-Games stöbert, wird feststellen: Viele Hersteller sind auf Geschwindigkeit aus. Allein ein Blick in die Charts von App Store und Play Store offenbart, dass viele der beliebtesten Downloads eher wenig Inhalt bieten, teilweise nur auf ein paar Minuten ausgelegt sind und oftmals an der weitverbreiteten „Free-to-Play-Krankheit“ leiden.
Es soll hier einfach nur schnell gehen, wenn die Spieler ihr Gerät auch mal für drei Minuten an der Haltestelle aus der Hosentasche fischen. Viel Zeit für eine tiefgreifende Story bleibt da nicht. Tatsächlich gibt es aber mehr als genug Spieler, die sehnsüchtig nach langsamen, tiefgründigen Titelnfür Smartphone bzw. Tablet suchen. Statt noch gestresster aus Candy Crush rauszugehen, will der Moment auf der Couch genossen werden.
Diese ruhigeren Titel, die auch die Seele ansprechen, poppen in unregelmäßigen Abständen in den Stores auf. Und schlagen dann meist wie eine Bombe ein. Prominente Beispiele sind unter anderem „Old Man‘s Journey“ oder „Monument Valley“. Das nun auch für iOS erhältlich Journey reiht sich hier nahtlos ein.
Abgründe der Zivilisation
Das Spiel hat bereits mehr als sieben Jahre auf dem Buckel. Initial erschien der von thatgamecompany entwickelte Titel auf der PlayStation 3. Journey konnte schon damals Kritiker und Spieler zugleich vom Start weg begeistern. In den zwei Wochen nach der Veröffentlichung war das Spiel sogar das schnellstverkaufte Game im amerikanischen PlayStation Store aller Zeiten. Auch über die Jahre brach die Begeisterung kaum ab.
2015 erhielt Journey eine PS4-Version. Über den Gamestore von Epic ist seit kurzem auch eine Variante für PC erhältlich. Der Release für iOS kam trotzdem aus dem Nichts. In Journey bewegen wir uns als eine in einen Umhang gewickelte Figur durch dir Welt. Dieser Umhang und die dazu gehörigen Teile spielen eine äußerst große Rolle. Unser Ziel ist es einen Berg zu erklimmen, den wir ständig im Blick haben.
Um fortschreiten zu können, befinden wir uns auf einer ständigen Suche nach Informationen. Außerdem gilt es Teile unseres Schals einzusammeln.Dieser ermöglicht es uns, mit fortlaufender Story immer weiter zu springen und höher zu fliegen, um neue Bereiche erreichen und erkunden zu können. Obwohl das gesamte Spiel ohne Dialog arbeitet, gibt es eine Geschichte, die von Journey erzählt wird. Auf dem Weg zum Berg lässt sich der Aufstieg und Untergang der Zivilisation erleben.
Einzigartiges Feeling
Um die Stimmung bei Journey so rund wie möglich zu gestalten, setzten die Entwickler auf ein sauberes Interface. Statt Lebenspunkte und Energie über irgendwelche Anzeigen darzustellen, hat man sämtliche Infos in die Umgebung verpackt. So erfahren wir beispielsweise über das Licht an unserem Schal, wieviel Sprungkraft noch verbleibt. Neben Sprüngen sind außerdem Reden und Gehen essenzieller Bestandteil des Gameplays, um die Spitze des Berges erreichen zu können.
Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen gibt es in Journey deutlich weniger Feedback. Statt gesammelter Punkte oder dem Erreichen neuer Level geht es rein um das Sammeln neuer Erfahrungen. Es gibt also keine echten Anhaltspunkte zum Spielfortschritt oder zum Abschneiden. Die Stärke von Journey liegt aber sowieso weniger im Gameplay selbst. Stattdessen überzeugt das Spiel mit einer einzigartigen Atmosphäre, die über Musik und Grafik erzeugt wird.
Viele kleine Details, wie etwa Sand, der sich in der Kleidung verfängt und im Sonnenlicht zu Schimmern beginnt, sorgen für Wohlfühlmomente. Die Rufe unserer Figur, die zum Aktivieren der magischen Kleidung notwendig sind, stehen in ständigem Einklang mit der Hintergrund- und der Titelmusik von Journey. Jedes dieser einzeln betrachtet kleinen Details machte Journey bereits 2012 zu einem Kunstwerk. Und verleiht dem Spiel auch sieben Jahre später noch eine eigene Magie.
Multiplayer
Ein besonderer Aspekt von Journey ist der integrierte Mehrspieler-Modus. Statt unsere Mitspieler selbst auszuwählen, werden wir einfach zufällig mit irgendwelchen Spielern aus der Welt gepaart. Jedes Mal, wenn ein anderer Spieler in unserer Nähe erscheint, schimmert der Bildschirm an einer Stelle weiß. Was für mich im ersten Moment wie ein NPC wirkte, war tatsächlich eine echte Person. Auf iOS nutzen die Entwickler das GameCenter, um Matchmaking zu ermöglichen.
Die Mitspieler erscheinen dabei immer zufällig, ohne erkennbares Muster. Über Töne bzw. Gesang kann dann mit unserem Gegenüber kommuniziert werden, um beispielsweise Hilfe in machen Situationen anfordern zu können. Notwendig ist der Multiplayer aber keinswegs. Sämtliche Aufgaben sind auch ohne Hilfe zu bewerkstelligen.
Ein großes Minus sammelt Journey bei der Controller-Unterstützung. Obwohl es sich hier eigentlich um einen Konsolen-Titel handelt, gibt es keinerlei MFi-Controller-Support. Zwar ist die Steuerung über die virtuellen Joysticks nicht unbedingt schlecht. Die Möglichkeit, mit Controller spielen zu können, hätte aber auf jeden Fall zu einem vollends runden Spielerlebnis beigetragen. Ebenfalls Raum für Verbesserungen bietet die generelle Game-Performance. Während des Tests gab es auf einem iPad Pro immer wieder kleine Grafik-Aussetzer. Laut unterschiedlichen Berichten sind aber beispielsweise iPhones kaum davon betroffen. Ein Schönheitsfehler, der sich ausmerzen lassen sollte.
Fazit
Seit 2012 auf dem Markt, hat Journey auch im Jahr 2019 seinen Charme nicht verloren. Obwohl initial für die Konsole entwickelt, spielt sich der Titel auch auf mobilen Endgeräten mehr als nur gut. Auch kleine Kinderkrankheiten und fehlender Controller-Support tun dem ansonsten absolut verzaubernden Spielerlebnis keinen Abbruch.
Android-Nutzer werden höchstwahrscheinlich nicht in den Genuss des Originals kommen. Mit „Journey Alone 3D : Adventure“ und den „Monument Valley“-Teilen sind aber auch für Googles Betriebssystem Alternativen vorhanden.
Journey ist um 5,49 Euro für iOS erhältlich. Außerdem ist das Spiel für PS3, PS4 und PC verfügbar.