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Pokémon Go Pikachu und Evoli ausprobiert: Leckere Vorspeise

Wer Nintendo hört, denkt meist an zwei Dinge: Mario und Pokémon. Während der Klempner mit Schnurrbart dem japanischen Konzern einst gemeinsam mit Donkey Kong zum Durchbruch verhalf, ist die Welt der Pokémon erst seit 1996 Teil des Nintendo-Universums. In dieser Zeit stieg die Videospielreihe aber mit 300 Millionen verkauften Einheiten zum zweitgrößten Erfolg des Unternehmens auf - vor Legenden wie Zelda, Donkey Kong und Metroid.

Obwohl sich die Reihe seit ihrem Bestehen beständig gut verkauft, feierte man 2016 mit dem Smartphone-Titel Pokémon Go einen weiteren Meilenstein. Millionen Menschen in aller Welt strömten in das Freie, um mit ihren Smartphones Pokémon zu jagen. Auch wenn das Interesse mit den sinkenden Temperaturen abflachte, zählt der Titel nach wie vor zu den derzeit erfolgreichsten Smartphone-Spielen und spült laufend Geld in die Kassen von Nintendo und der Pokémon Company.

Dieser Erfolg soll nun auch auf Nintendos neuester Spielkonsole Switch mit „Pokémon Let’s Go Pikachu“ und „Pokémon Let’s Go Evoli“ fortgeführt werden. Diese verknüpfen das Konzept des Smartphone-Spiels mit dem des Originals. Das Spiel soll so einsteigerfreundlicher werden, ohne die langjährigen Fans zu verärgern. Ein schwieriger Spagat, den die futurezone vorab ausprobieren durfte.

Rückkehr zu den Ursprüngen

Pokémon Let’s Go“ ist eine Neuinterpretation der gelben Edition, die bereits 1998 erschienen ist. Diese Version basierte auf den ursprünglichen Pokémon-Versionen Rot und Blau, nahm aber einige Anpassungen vor - unter anderem, dass dem Spieler ständig sein Pikachu hinterherlief. Auch in „Pokémon Let’s Go“ hat der Spieler ein Partner-Pokémon, das auf der Schulter oder dem Kopf der Spielfigur sitzt. Wie der Name bereits verrät, handelt es sich wahlweise um Pikachu oder Evoli - die Auswahl unter drei Starter-Pokémon, wie bisher, entfällt.

Ergänzend dazu kann man aber ein weiteres Pokémon aus seinem Pokéball lassen, das der Spielfigur hinterherläuft. Beide Begleiter bleiben in Kämpfen einsatzbereit, sorgen aber mit kuriosen Animationen für Abwechslung. Lässt man beispielsweise die Steinschlange Onix aus dem Pokéball, reitet der Spieler auf dem riesigen Monster. Pikachu und Evoli können zudem durch Wedeln mit ihrem Schwanz anzeigen, ob sich ein verstecktes Objekt in der Nähe befindet.

Wie in der gelben Edition beschränkt man sich auf die Kanto-Region und deren insgesamt 151 Pokémon. Es wird aber auch Pokémon aus anderen Regionen geben, zudem sind wieder in jeder Version nur ein Teil der Pokémon enthalten. Man muss sich allerdings nicht beide Titel kaufen, um den Pokédex zu vervollständigen. Es können per Bluetooth auch in Pokémon Go gefangene Pokémon auf die Switch übertragen werden. Das gezielte Fangen dürfte deutlich rascher gelingen als in der Vergangenheit: Während man früher durch Gras, Wasser oder Höhlen wandern und darauf hoffen musste, zufällig dem richtigen Pokémon zu begegnen, sind im Spiel nun die Pokémon stets zu sehen. Zumindest mehr oder weniger, denn einige Monster, wie das Pflanzen-Pokémon Mirapla, sind im Gräserdickicht kaum erkennbar und verstecken sich gut.

Echter Pokéball für den Alltag

Begegnet man einem wilden Pokémon, ähnelt der Ablauf dem von Pokémon Go: Der Spieler fängt das Pokémon durch gezieltes Werfen eines Pokéballs. Trifft man das Pokémon zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, ist die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Fangversuch höher. Man kann die Wahrscheinlichkeit durch Anfüttern mit Beeren oder besseren Pokébällen erhöhen. Die Pokébälle können laut Nintendo mit den Joycon-Controllern oder den Tasten geworfen werden. Da der Joycon Bewegungssteuerung ermöglicht, kann der Spieler sogar eine gezielte Wurfbewegung machen.

Deutlich besser gelingt das jedoch mit dem optional erhältlichen Pokéball Plus. Dabei handelt es sich um einen Bluetooth-Controller in der Form eines Pokéballs, mit dem man ebenfalls eine gezielte Wurfbewegung ausführen kann. Damit der kompakte Kunststoffball dabei nicht Richtung Flat-TV fliegt, hat Nintendo neben einer Schlaufe für das Handgelenk auch eine Befestigung für den Ringfinger vorgesehen. Das Menü wird über einen Analogstick in der Mitte bedient, durch Klicken des Sticks wird die Eingabe bestätigt. Eine weitere Taste ist auf der Außenseite des Pokéballs zu finden, die das Menü im Spiel öffnet.

Der Pokéball Plus liegt gut in der Hand, auch wenn er für Personen mit großen Händen wohl etwas zu klein sein dürfte. Gut gelungen ist auch der Vibrationsmotor, der Feedback über Fangversuche und Attacken gibt. Ebenso kurios: Der Nutzer kann ein Pokémon auswählen, dass er in seinem Pokéball Plus „aufbewahren“ möchte. Schüttelt man den Pokéball Plus, gibt das Pokémon Geräusche von sich.

Dass der Kampf mit wilden Pokémon entfällt, dürfte wohl auch Hardcore-Fans kaum stören. Denn spätestens nach dem dritten Kampf gegen ein Rattfratz war man in den Originalspielen meist frustriert. Kämpfe werden nun ausschließlich gegen andere Trainer geführt. Im Test waren die Gegner meist hoffnungslos unterlegen und stellten keine wirkliche Herausforderung dar. Es ist aber bislang unklar, wie hoch der Schwierigkeitsgrad sein wird und ob taktisches Vorgehen gefordert ist.

Am Kampfmechanismus hat sich nichts verändert: Die Kämpfe laufen rundenbasiert ab, der Spieler kann pro Runde einen Pokémonwechsel vornehmen oder wahlweise eine Attacke oder einen Gegenstand verwenden. Die Attacken werden durch Aktionspunkte limitiert und müssen mit Gegenständen oder in einem Pokécenter aufgeladen werden. 

Optisch mehr möglich

Grafisch hat die Welt von Pokémon ein leichtes Upgrade erhalten, die technischen Möglichkeiten der Switch reizt man aber bei weitem nicht aus. Die Darstellung sei bewusst im Comic-Stil gehalten, doch gewisse Details wussten beim Anspielen nicht zu überzeugen. Im Wald gibt es beispielsweise viel Gras, das im Takt des Winds wippte, und ein hübsches Spiel mit Licht und Schatten, doch der flache Boden und die stark wiederholenden Elemente der Spielwelt langweilten rasch. Auch die Animationen der Pokémon wirken noch relativ starr, allerdings konnten in der Demo nur Basis-Attacken bewundert werden.

Die Stadt Marmoria City, die allerdings nur in einer Demonstration gezeigt wurde, konnte mit deutlich mehr Details aufwarten. So waren dort mit Switch spielende Kinder, Schwester Joy mit ihrem Chaneira im Pokécenter sowie hübsch gestaltete Gebäude zu sehen. Das gab Hoffnung, dass der Rest der Spielwelt deutlich detailreicher gestaltet sein könnte. Die Arena von Marmoria City hinterließ hingegen einen zwiespältigen Eindruck. Während der dynamische Zuschauerbereich - je erfolgreicher der Spieler ist, desto größer ist das Publikum - eine sinnvolle Ergänzung darstellt, war der Rest der Arena ein liebloser Steinhaufen mit wenigen Hindernissen - da bot selbst die Gameboy-Version mehr Vielfalt.

Macht Lust auf mehr

Fast zwanzig Jahre lang wurden die grundlegenden Mechaniken der Pokémon-Reihe kaum verändert. „Pokémon Let’s Go“ zeigt jedoch, dass Entwickler Game Freak gegenüber neuen Ideen durchaus offen ist. Der Titel stellt einen guten Einstieg für Neulinge dar, der aber auch bei Veteranen Nostalgie auslösen dürfte. Ein vollwertiges Pokémon darf man sich nicht erwarten, eher einen leichten Vorgeschmack auf die nächste Generation, die 2019 auf den Markt kommen soll. Bis dahin bessert man hoffentlich auch etwas grafisch nach, denn die Switch würde deutlich mehr erlauben als die schlichte Comic-Grafik.

"Pokémon Let's Go Pikachu" und "Pokémon Let's Go Evoli" erscheinen am 16. November exklusiv für die Nintendo Switch.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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