Eva Glawischnig: "Wir haben öffentlich kein gutes Bild abgegeben"
Es hat ein wenig gedauert, aber inzwischen sind Online-Kampagnen und Social-Media-Aktionen bei österreichischen Parteien und Spitzenpolitikern Standard geworden. Niemand kommt mehr ohne Facebook-Seite aus und regelmäßig führen mehr oder weniger gut geglückte Postings zu mehr oder weniger heller Aufregung in den sozialen Medien.
Grund genug einmal bei den Parteispitzen nachzufragen, wie sie es denn persönlich mit Social Media halten, wie sie mit Shitstorms umgehen und wo vielleicht etwas Selbstkritik angebracht wäre. Im zweiten Teil erklärt Grünen-Chefin Eva Glawischnig ihren Umgang mit den sozialen Medien.
futurezone: Die Grünen wirken mit ihren Online-Kampagnen im Vergleich zu anderen Parteien ziemlich brav und zurückhaltend. Ist das Strategie oder eher ein Versäumnis?
Eva Glawischnig: Das sehen wir nicht so. Es ist nicht lange her, da hat ein Sujet mit einer zugespitzten Formulierung zum Thema Wohnen für ziemliche Aufregung gesorgt. Dabei ging es um die Abschaffung der Maklergebühren für MieterInnen. Da wurde dann bei
Facebook viel diskutiert, das sehen wir positiv.
Zuletzt sind die Grünen auf Social Media vor allem mit dem öffentlich ausgetragenen Streit mit der Jugendorganisation aufgefallen. War das eine kluge Strategie, wie ist Ihre Haltung dazu?
Wir haben in der Öffentlichkeit unbestritten kein gutes Bild abgegeben. Natürlich wäre es mir lieber, interne Konflikte würden auch intern ausgetragen werden. Aber gerade in den sozialen Medien wird oft besonders emotional diskutiert, da sollte man nicht alles überbewerten.
Was ist der größte politische Nutzen, den Sie aus den sozialen Medien ziehen? Es besteht eine ganz andere Möglichkeit des Austausches und der Diskussion. Außerdem können Menschen angesprochen werden, die sich sonst vielleicht nicht mit politischen Inhalten auseinandersetzen würden.
Die Probleme werden sicher nicht nur mit gesetzlichen Regeln zu lösen sein, aber klar ist: Wenn gegen Gesetze verstoßen wird, setzen wir uns zur Wehr. Aber auch die sozialen Netzwerke müssen in die Pflicht genommen werden. Dass Hass und Hetze keinen Platz haben dürfen, sollte im Interesse aller Beteiligten liegen. Was den Umgang mit Medien betrifft: Da sollte schon in der Schule angesetzt werden, etwa durch Vermittlung von Medienkompetenz im Unterricht.
Wie viel Zeit pro Tag verbringen Sie persönlich mit Social Media? Das ist ganz unterschiedlich. Aber natürlich passiert heute sehr viel Kommunikation über Social-Media Plattformen, auch bei mir.
Wie viel Persönliches geben Sie im Netz von sich preis und wo ziehen Sie die Grenze?
Mir ist die Trennung zwischen der Privatperson und der Politikerin Eva Glawischnig wichtig. Das heißt aber nicht, dass man nicht manchmal auch Einblicke hinter die Kulissen gewährt oder eine persönliche Note hinzufügt.
Wie gehen Sie mit Angriffen auf Ihre Person, mit Shitstorms um? Sind diese Dinge “part of the game” oder eine echte Belastung?
Gegenwind gehört speziell in der Politik dazu. Aber es gibt Grenzen. Wenn etwa Gewalt- oder Morddrohungen dabei sind, oder etwa auf meine Kinder losgegangen wird, dann ist so etwas natürlich belastend.
Über welche Diskussion/Aufregung in den sozialen Medien haben Sie sich am meisten geärgert?
Besonders ärgerlich ist es, wenn etwa Fake-Meldungen oder -Sujets bewusst gestreut werden und in nichtöffentlichen Gruppen tausendfache Verbreitung finden. Es gibt dann de facto keine Möglichkeit, diese Lügen richtig zu stellen. Das sehe ich sehr problematisch.
Auf welche Social-Media-Kampagne Ihrer politischen Mitbewerber waren Sie ein bisschen neidisch?
Wir blicken nicht mit Neid auf andere Kampagnen. Wenn sich diese auf hohem Niveau befinden oder die richtigen Debatten hervorrufen, dann profitieren alle davon.
Welches Handy haben Sie?
iPhone 6+
Morgen im Social Media Check:
Heinz-Christian Strache - Der FPÖ-Chef verrät, ob er sich für die Kommentare auf seiner Facebook-Seite verantwortlich fühlt und ob er sich schon einmal für eines seiner eigenen Postings entschuldigt hat.