Facebook sieht kein Datenschutzproblem
"Nicht die Userdaten sind die wertvolle Währung im Internet, sondern der Grad der Involvierung und Aufmerksamkeit der Leute auf einer Plattform", hielt Allan gleich zu Beginn der Diskussion fest. Persönliche Informationen würden diese Involvierung antreiben. Zudem sei es den Leuten wichtig, einen gut funktionierenden kostenlosen Dienst nutzen zu können. Die Kosten, um die notwendige Hardware laufen zu lassen sei entsprechend groß, verteidigte Allan das Werbegeschäft mit den Daten der User.
Angst vor frustrierendem Gesetz
Von der EU erhofft sich der Facebook-Manager, dass das derzeit in Vorbereitung befindliche neue Datenschutz-Gesetz klar formuliert, aber in der Umsetzung nicht frustrierend und innovationsfeindlich ausfalle. "Wir erwarten uns eher eine Evolution bestehender Maßnahmen, als eine Revolution", so Allan. Die derzeitige Verunsicherung führt Allan zu einem Gutteil auch auf die Unwissenheit von Usern wie Kritikern zurück: "Wir sind ein recht neues Service. Viele verstehen nicht, wie die Plattform funktioniert und malen sich die schlimmsten Dinge aus."
Für EU-Kommissarin Kroes führt kein Weg an einem europäischen Datenschutzgesetz vorbei. "Bei allen gesellschaftlichen Vorteilen, die das Internet bietet, muss die Transparenz und Vertrauenswürdigkeit, wie mit persönlichen Daten umgegangen wird, gewährleistet bleiben." Weiters forderte Kroes mehr Kontrolle über die eigenen Daten. Wenn Profile von einer Plattform zur nächsten mitgenommen werden könnten - wie etwa die Rufnummern im Mobilfunkbereich - würde sich dies positiv auf die Konkurrenzsituation auswirken und so Plattform-Betreiber ebenfalls zu mehr Transparenz und faireren Rahmenbedingungen für User bewegen.
Gegen Versklavung durch Webdienste
Dieser Ansicht ist auch der deutsche Datenschutzbeauftragte Peter Schaar, der derzeit zu den heftigsten Kritikern von Facebook und Google zählt. "Ein gesunder Wettbewerb verbessert auch die Datenschutz-Diskussion. Wenn ich ein Sklave eines sozialen Netzwerkes oder Dienstes bin und mit den Rahmenbedingungen nicht glücklich bin, bleibt mir eigentlich keine Wahl als das zähneknirschend zu akzeptieren oder ganz auszusteigen. Können die eigenen Daten oder das eigene Profil zu einem Mitbewerber mitgenommen werden, ist der Druck auf Unternehmen, den Wünschen der User entgegenzukommen, ungleich größer", ist Schaar überzeugt.
Ebenfalls abzulehnen ist laut Schaar, dass Unternehmen über Nacht weitreichende Änderungen beschließen und Kunden kein Opt-Out-Szenario angeboten werde. Auch hier sei die derzeitige Praxis, dass User Änderungen zu akzeptieren haben oder komplett aussteigen müssen, kein zukunftsträchtiger Weg. Angesichts des riesigen europäischen Marktes solle Europa auch nicht auf die USA oder andere Märkte reagieren, sondern vielmehr den Weg vorgeben. "Wir haben die Chance, hier Standards einzuführen, die der Industrie helfen, gute Lösungen zu finden", so Schar. Dies sei nicht nur im Umgang mit sozialen Netzwerken, sondern auch beim Thema Cloud-Anbieter ausgesprochen wichtig.
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