Max Schrems: "Facebook versteckt Dinge jetzt besser"
Mehr als 1500 Treffer brachte eine Nachrichtenagentur-Suche zum Thema Facebook und Datenschutz in den vergangenen zehn Jahren. Eine Zahl, die Bände spricht. Mit steigenden Nutzerzahlen vermehrten sich nämlich auch die Bedenken gegen das soziale Netzwerk von Mark Zuckerberg. Anfang 2009 hatte Facebook rund 145 Millionen Nutzer. Ein Jahr später waren es 360 Millionen. Im selben Jahr wurde der „Gefällt mir“-Knopf eingeführt und es begannen die ersten Nutzer-Proteste. „Es gibt 100 Mini-Services, bei denen wir uns nicht überlegt haben, was wir da eigentlich tun und preisgeben. Aber wenn das Mini-Service plötzlich relevant und groß wird, kommt die Frage danach automatisch auf“, sagt Max Schrems, Datenschützer und Sprecher der Initiative „Europe-v-Facebook.org“, die seit mehr als 2,5 Jahren gegen den US-Konzern ankämpft.
Verfahren läuft noch
Damals hat die Studentengruppe zahlreiche Datenschutzverstöße bei Facebook festgestellt und ein Verfahren in die Wege geleitet. „Facebook hat unzählige Daten ohne der Zustimmung der Nutzer gesammelt. Alleine über mich hat Facebook 300 Seiten gelöschte Daten gespeichert", erzählt Schrems. Insgesamt gab es 23 Anzeigen der Studenten, doch passiert ist in den zwei Jahren seitens der irischen Behörde nicht viel. Facebook hat lediglich die „biometrische Gesichtserkennung" abgestellt und ein paar Funktionen überarbeitet. Das Verfahren ist noch immer nicht abgeschlossen und liegt in Irland mehr oder weniger auf Eis. „Wir überlegen uns deshalb auch bereits andere Möglichkeiten“, erklärt Schrems.
Der Datenschutzaktivist glaubt nicht, dass Facebook in den vergangenen Jahren groß etwas dazu gelernt hat und die Datenschutz-Problematik jetzt ernster nimmt als früher. „Über den Gefällt mir“-Knopf wird bereits seit Jahren diskutiert, aber passiert ist immer noch nichts. Facebook hat nur eines gelernt in der Zeit: Dinge besser zu verstecken. Man sieht nicht mehr direkt am Bildschirm, dass man verarscht wird.“ Die „Salami-Taktik“ nach der Einführung neuer, kritischer Features sei außerdem erfolgreich – Änderungen werden nie gleichzeitig auf der ganzen Welt durchgeführt, sondern nach und nach. „Die psychologische Seite haben sie gut im Griff. Und bei der Frage der Privatsphäre spielt die Psychologie eine große Rolle“, so Schrems zur futurezone.
Big Data-Sammlung ungewiss
Was Facebook mit den Nutzer-Daten alles im Hintergrund macht, wisse aber niemand so genau, so Schrems. So würden in den USA beispielsweise Daten von Datenhändlern mit Facebooks Profilinformationen über eine idente E-Mail-Adresse zusammengeführt. Auf diesem Weg wäre es möglich, dass Facebook passende Werbeanzeigen anzeigt, wenn User am Vortag ein bestimmtes Produkt im Supermarkt gekauft haben. Ob derartige Dinge auch im EU-Raum ausprobiert werden, ist unbekannt.
Schrems glaubt außerdem, dass ein Großteil der Nutzer immer noch nicht darüber Bescheid weiß, dass man die Benutzung von Facebook mit seinen eigenen Daten bezahlt. „Natürlich ist das Bewusstsein gestiegen. Man teilt zum Beispiel Privates eher über eine persönliche Nachricht. Aber ich glaube nicht, dass die Masse die Datenschutz-Problematik wirklich versteht“, so Schrems.
Dass die EU-Datenschutzreform bis nach der EU-Wahl im Mai 2014 auf Eis liegt, hilft zudem nicht gerade dabei, darauf zu hoffen, dass es bald einen besseren Schutz der Privatsphäre geben wird. Stattdessen müsse man hoffen, dass „Facebook weiterhin an Nutzern verliert, weil der Coolheitsfaktor nicht mehr gegeben ist“, so Schrems. „Das Problem daran: Es gibt nach wie vor keine richtige Alternative.“