Amazfit Verge im Test: Sport-Smartwatch für Sparfüchse
Es hat zwar ein paar Jahre gedauert, mittlerweile sind Smartwatches aber ein gewohntes Bild im Alltag. Als Marktführer konnte sich Apple behaupten aber auch Samsung ist mit seinen Gear-Geräten gut vertreten. Dahinter folgen Fitbit und Garmin. Relativ neu am Markt ist der US-Hersteller Amazfit. Das Unternehmen ist vollständig Tochter der Firma Huami, an der wiederum der chinesische Elektroniggigant Xiaomi beteiligt ist. Im Zuge der Kooperation stellt Huami exklusiv Xiaomi-Wearables, wie das Mi Band, her.
Die neue Smartwatch Amazfit Verge ist nun seit Mitte Dezember auch in Österreich zu einem Preis von 149 Euro erhältlich. Damit unterbietet sie die direkte Konkurrenz von Apple, Garmin oder Samsung teilweise sehr deutlich. Mit Features wird bei der Amazfit Verge aber dennoch nicht gespart: So ist die Uhr mit allen wichtigen Funktionen einer Sport-Smartwatch wie GPS, Bluetooth und einem Pulssensor ausgestattet. Außerdem kann man Musik offline via Bluetooth-Kopfhörer abspielen, sofern man sie vorher per Computer auf die Uhr lädt. Auch eine Freisprecheinrichtung ist integriert, man kann also über die Uhr dank Lautsprecher und Mikrofon telefonieren. Wir haben die Uhr getestet.
Erster Eindruck und Ausstattung
Die Smartwatch kommt in einer relativ edel anmutenden Schachtel, die in ähnlicher Form auch von Apple stammen könnte. Die Uhr selbst hat ein Gehäuse aus mattem Kunststoff, das beiliegend Silikonband macht einen guten Eindruck, um die Uhr sicher am Handgelenk zu befestigen. Wer lieber ein anderes Uhrband hätte, kann es sehr einfach tauschen, es handelt sich hier um 20mm-Standard-Schnellverschluss.
Die Verarbeitung der Uhr bietet kaum Raum für Kritik. Zwar wirkt der matte Kunststoff nicht edel, aber dennoch widerstandsfähig und hochwertig, wenn auch mit einer sportlichen Optik. Mit einem Durchmesser von 43mm und einer Dicke von 12,6mm ist die Smartwatch zwar nicht winzig klein, ich empfinde sie am Handgelenk aber auch nicht störend groß. Das Gewicht liegt bei 46 Gramm, was mir angesichts der Größe leicht erscheint.
Die Uhr ist wasserdicht nach IP68-Standard, zum Tracking beim Schwimmen ist sie aber dennoch nicht geeignet, eine entsprechende Tracking-Funktion fehlt auch in der Software.
An der Uhr selbst findet sich neben dem Touchscreen lediglich ein physischer Knopf als Bedienelement. Über jenen lässt sich etwa die Displaysperre aufheben.
Akku und Display
Die Uhr verfügt über WLAN, Bluetooth 4.0 sowie einen GPS/GLONASS-Chip. Der Akku hat eine Kapazität von 390mAh. Laut dem Hersteller kommt man im Alltagsbetrieb rund fünf Tage durch - ein Wert, den ich auch in der Praxis nahezu bestätigen kann. Ab und an muss man aber schon nach drei bis vier Tagen an die Steckdose. Im Sport-Betrieb mit aktiviertem GPS geht der Amazfit Verge nach 20 Stunden der Strom aus. Geladen wird die Uhr per beiligender Ladeschale über USB. Ein Netzteil ist im Lieferumfang nicht enthalten.
Das AMOLED-Display hat eine Größe von 1,3 Zoll bei einer Auflösung von 360 x 360 Pixel. Die Qualität der Anzeige ist äußerst gut. Die Darstellung von Text und Symbolen ist wirklich knackscharf und die Helligkeit reicht aus, um im Freien alles problemlos zu erkennen - trotz der recht häufig auftretenden Spiegelung. Auch der Touchscreen reagiert so, wie man es sich vorstellt.
Die Software
Die Uhr ist mit einer Software-Eigenentwicklung von Amazfit ausgestattet, die in Sachen Bedienung etwas an Android erinnert. Aktuell stehen elf verschiedene Watchfaces und zwölf Standard-Apps zur Verfügung. Die Watchfaces gehen dabei von sehr minimalistischen analogen Uhrzeigern bis hin zu solchen, die mit allerlei Informationen zu Aktivitäten vollgeladen sind. Neben der Sport-App (dazu gleich mehr) gibt es noch klassische Uhren-Funktionen wie Stoppuhr, Timer oder Alarm. Es lässt sich auch die Schlafqualität mit der Uhr tracken
Die Navigation durch die Software erfolgt per Wischbewegungen. Wie bei Android kann man etwa vom Watchface aus von oben nach unten wischen, um zu den Quick-Settings zu kommen. Wischt man von rechts nach links kommt man zu den Apps. Bis zu zwei Apps lassen sich dort direkt öffnen (welche, kann man in den Einstellungen sehen), spätestens an dritter Stelle folgt der App-Drawer, in dem alle Programme gelistet sind. Wischt man von unten nach oben kommt man zu den Benachrichtigungen. Wahlweise kann man jene auch vom gepairten Smartphone weiterleiten lassen, wirklich zuverlässig funktioniert das im Test aber nicht. So werden von meinem Samsung Android-Handy etwa im Schnitt nur eines von drei SMS weitergeleitet. Auch Antworten - etwa über vorgefertigte Quick Replies - lässt sich über die Smartwatch nicht.
Beachten sollte man außerdem noch, dass die Software der Uhr aktuell keine deutsche Spracheinstellung unterstützt. Die dazugehörige Handy-App ist allerdings sehr wohl auf Deutsch übersetzt.
Immerhin lässt sich mit der Uhr als Freisprecheinrichtung telefonieren, zumindest in Verbinung mit einem Android-Handy. In der Praxis funktioniert das sogar sehr gut. Der Lautsprecher der Uhr reicht tatsächlich aus, um den Gegenüber gut zu verstehen und auch das Mikrofon verrichtet einen guten Dienst. Zu mehr als zu Testzwecken würde ich diese Funktion im Alltag aber nicht verwenden.
Sport
Die wohl interessanteste Funktion ist die “Sports”-App. Ihr ihr befinden sich verschiedene Aktivitäten, die man direkt starten kann. Darunter finden sich neben dem klassischen Laufen auch Radfahren (entweder regulär oder indoor), Skifahren oder sogar Seilspringen. Je nach ausgewählter Aktivität, nutzt die Uhr ihre Sensoren, um den Träger zu tracken. Beim Laufen werden etwa GPS aktiviert sowie die Pulsmessfunktion und der Schrittzähler - sofern nicht ohnehin standardmäßig aktiv.
In der Praxis funktioniert das Tracking relativ zuverlässig. Zwar dauert es beim Aktivieren manchmal ein paar Augenblicke, bis die Uhr den GPS-Fix bekommt, dann funktioniert sie aber genauso, wie ich es mir erwarte. Praktisch im Alltag: Über den Kopf auf der Uhr kann man die Sportaktivität pausieren und fortsetzen. Gerade dann, wenn man nicht am doch eher kleinen Touchscreen herumwerkeln will, ist das eine nette physische Alternative und Erleichterung beim Sport.
Nach Abschluss des Trainings kann man sich entweder auf der Uhr, oder in der Handy-App eine Zusammenfassung des Trainings samt allerlei detaillierten Statistiken ansehen. Synchronisierung mit Google Fit unterstützt die Uhr aktuell nicht.
Die Handy-App
Nicht ganz so übersichtlich wie die Software der Uhr ist die Handy-App, man kommt aber relativ gut mit ihr zurecht. Zum Anzeigen der Sport-Auswertung finden sich allerlei relativ hübsch aufbereitete Grafiken.
Etwas mühsam ist im Alltag manchmal, dass man nicht alle Funktionen in der App wirklich schnell findet. Ein Beispiel: Um Musik am Handy fernsteuern zu können, muss man zuerst im Handy den Unterpunkt “Ich” auswählen, anschließend zu den Einstellungen um dann in den “Benachrichtigungseinstellungen” die Musik-Fernbedienung zu aktivieren. Ähnlich umständlich sind mehrere Optionen in der App fast schon versteckt.
Fazit
Die Amazfit Verge ist eine gut verarbeitete Smartwatch für preisbewusste Sportler. Die Tracking-Funktionen sind umfangreich und funktionieren, wie man es sich vorstellt. Außerdem hält der Akku lange durch, das Display ist hübsch und im Freien gut lesbar.
Als Smartwatch bekommt die Verge aber bestenfalls eine durchschnittliche Note. Erstens hält sich der Funktionsumfang der Apps grundsätzlich in Grenzen, zweitens funktioniert das, was geht, nicht zuverlässig genug. Das verlässliche Weiterleiten von Notifications stufe ich etwa als absolutes Mindestmaß für eine Smartwatch ein und sogar daran scheitert die Amazfit Verge im Alltagsbetrieb während meines Tests.
Dennoch: Bei einem Verkaufspreis von 149 Euro (UVP) kann man die Amazfit Verge dennoch empfehlen. Immerhin ist das Gerät relativ neu, es ist davon auszugehen, dass Software-Updates die Funktionalität noch stabilisieren oder sogar erweitern. Auch im Testzeitraum brachte ein Firmware-Update etwa unter anderem ein neues Watchface auf die Uhr.
Pro
+ Günstiger Preis
+ Gute Verarbeitung
+ Intuitive Software
+ Gut für Sport-Tracking
Contra
- Eingeschränkte Smartwatch-Funktionen
- Uhr-Software nur auf Englisch