Deshalb wird es in 5 Jahren keine Festplatten mehr geben
Langsam, aber sicher geht die Ära der Festplatten zu Ende. Wenn es nach dem Entwicklungschef des Flash-Speicherspezialisten Pure Storage geht, wird dieses Ende nicht mehr lange schleichend voranschreiten, sondern plötzlicher kommen, als erwartet. Shawn Rosemarin prophezeit, dass keine Festplatten mehr nach 2028 mehr verkauft werden.
Ausschlaggebend dafür ist aber nicht der fallende Preis pro GB im Privatkundenbereich. Hier ist schon jetzt der Preisunterschied zwischen HDD und SSD so gering, dass man für die Vorteile einer SSD gerne etwas mehr zahlt. Eine günstige, aber gute Seagate-Barracuda-Festplatte mit 1TB kostet zB. bei Amazon 48 Euro. Eine Crucial SSD mit 1TB gibt es um 57 Euro – und die hat eine deutlich höhere Lese- und Schreibgeschwindigkeit.
Rechenzentren als Knackpunkt
Aber je mehr Speicher man benötigt, desto mehr gehen die Preise auseinander. Um beim oben genannten Beispiel zu bleiben, kostet die 4TB-Version der Festplatte 80 Euro, eine 4TB-SSD von Crucial aber 247 Euro. Und das sind Endkund*innen-Produkte, die günstiger sind als Profi-Hardware für Rechenzentren.
Und Rechenzentren benötigen besonders viel Speicher, auch weil sich immer mehr Anwendungen in die Cloud bewegen. Bei so viel benötigter Speicherkapazität sind die Anschaffungskosten ein großer Faktor. Das Ende der Festplatte wird laut Analyst*innen deshalb erst besiegelt sein, wenn SSDs mit großen Kapazitäten den Preis HDDs mit großen Kapazitäten schlagen – was je nach Berechnungen nach Jahrzehnte dauern könnte.
Der Stromverbrauch besiegelt das Ende der Festplatte
Rosemarin ist anderer Meinung. Gerade wegen den Rechenzentren wird das Ende der HDD früher kommen, als Analyst*innen und HDD-Hersteller vermuten. Der Grund ist der viel geringere Stromverbrauch von SSDs: „3 Prozent des weltweiten Energiebedarfs entfällt auf Rechenzentren. Grob ein Drittel davon ist Speicher. Fast alles davon sind HDDs. Wenn wir hier die HDDs eliminieren und zu SSDs wechseln, können wir 80 bis 90 Prozent Strom sparen.“
Mit den immer weiter ansteigenden Strompreisen sei der Wechsel auf SSDs für Data-Center-Betreiber deshalb reizvoll. Außerdem kommt hinzu, dass der Strom an manchen Standorten schon jetzt knapp ist. Einige Regionen, auch in Irland, das ein beliebter Standort für US-Unternehmen in der EU ist, genehmigen deshalb derzeit nicht den Bau von neuen Rechenzentren. Deren hoher Energiebedarf würde das Stromnetz destabilisieren und womöglich zum Kollabieren bringen.
Rechenzentren müssen also zwangsläufig Energiesparen und/oder den Strom selbst durch erneuerbare Energien erzeugen, um eine Baubewilligung zu erhalten. Denkbar ist auch, dass zukünftig Gesetze erlassen werden, die nicht nur neue sondern auch bestehende Unternehmen und Standorte zum Energiesparen verpflichten, um Stromnetze zu entlasten. Dies könnte nötig sein, um die Zeit zu überbrücken, bis ausreichend Kapazitäten zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen zur Verfügung stehen.
Die Lücke im Energiebedarf besteht, weil es schon jetzt dringend nötig ist, Kohlekraft- und Gaskraftwerke abzuschalten, um einer Klimakatastrophe entgegenzusteuern. Gleichzeitig werden aber gerade etliche Rechenzentren neu- und ausgebaut, was unter anderem am Hype rund um künstliche Intelligenz besteht, ausgelöst durch ChatGPT.
Das Ende der HDD ist nicht in Stein gemeißelt
Wie üblich sollte man solche Vorhersagen mit etwas Vorsicht genießen. Rosemarins Argumente sind valide, das Ende der Festplattenverkäufe 2028 wirkt aber wie ein „Educated Guess“, anstatt eine auf Fakten-basierte Prognose.
Pure Storage entwickelt Flash-Speichertechnologien und SSDs für Rechenzentren, steht also in direkter Konkurrenz zu HDD-Herstellern. Bis zum Jahr 2026 will das Unternehmen Rechenzentren-SSDs mit 300TB Speicher auf den Markt bringen.
Der hohe Preis solcher Systeme würde sich auf lange Sicht nicht nur wegen der hohen Stromkosten rechnen. SSDs haben nämlich auch eine höhere Haltbarkeit und müssen seltener ausgetauscht werden als HDDs.
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