Microsoft baut in Nordholland ein Rechenzentrum.

Microsoft baut in Nordholland ein Rechenzentrum.

© REUTERS / GONZALO FUENTES

Digital Life

Streit zwischen Microsoft und niederländischen Bauern eskaliert

In der Provinz Nordholland gehen die ansässigen Bäuer*innen gegen Microsoft auf die Barrikaden. Der Tech-Gigant baut dort ein riesiges Datenzentrum, laut der BoerBurgerBeweging (Bauern-Bürger-Bewegung) auf wertvollem Ackerland. 

Etwa 200 Datencenter gibt es in den Niederlanden, und es werden immer mehr. Seit 2015 werden außerdem sogenannte "Hyperscalers" in dem Land gebaut. Das sind Rechenzentren, die mehr als 1.000 Quadratmeter groß sind und einem einzigen Unternehmen gehören.

Die Niederlande hat ein Stickstoffproblem

Für die Unternehmen sind die Niederlande der ideale Standort. Viele Internet-Unterseekabel enden in den Niederlanden, es gibt grünen Strom im Überfluss und das Wetter ist gemäßigt. Das Land kämpft jedoch mit einem anderen Problem, und zwar den hohen Stickstoff-Emissionen. Stickstoff wird etwa von Autos, in der Landwirtschaft und von Baumaschinen ausgestoßen. Die Niederlande produzieren pro Kopf das Vierfache an Stickstoff als der EU-Schnitt. 

Die niederländische Regierung will die Emissionen bis 2030 halbieren. Landwirt*innen werden etwa dazu angehalten, ihre Herden zu verkleinern. Tausende Bauprojekte wurden gestoppt und mussten um eine Erlaubnis ansuchen, die bestätigt, dass sie nicht noch mehr Stickstoff-Emissionen beitragen.

Microsoft baut weiter

Das neue Datenzentrum von Microsoft hat diese Erlaubnis zwar noch nicht erhalten, baut jedoch weiter. Laut dem Unternehmen habe man eine "Toleranzentscheidung" erhalten, baut also auf eigene Gefahr bis die Erlaubnis ausgestellt ist. Der lokale Politiker Lars Ruiter ist anderer Meinung. Er beschwert sich über die Ungleichbehandlung von Unternehmen wie Microsoft und den holländischen Bäuer*innen. "Wenn Bauern keine Erlaubnis haben, einen Hof zu bauen, bauen sie keinen Hof. Microsoft hat keine Erlaubnis für das Rechenzentrum, hat den Bau allerdings bereits begonnen", sagt er gegenüber Wired.

Bei einem kürzlichen Besuch von Ruiter auf der Microsoft-Baustelle eskalierte die Situation. Ein Sicherheitsmann verwehrte ihm den Zutritt auf das Gelände und packte ihn dabei am Hals. Microsoft selbst bedauert den Vorfall und betont, dass der Wachmann bei einem Subunternehmen angestellt ist.

Meta sagte Baupläne ab

Das schürte noch weiter den Widerstand gegen die Entwicklung neuer Datenzentren in den Niederlanden. Als Facebook-Mutter Meta ihr Rechenzentrum in Zeewolde bauen wollte, gab es lokale Proteste, bis der Plan verworfen wurde. Das Land, auf dem das Rechenzentrum gebaut hätte werden sollen, wurde zuvor an Bäuer*innen verpachtet. 

Ruiter selbst ist sich bewusst, dass Datenzentren gebraucht werden. Er will jedoch eine Debatte anstoßen, das Internet so zu strukturieren, dass nicht so viele gebaut werden müssen. "Wir sollten eine philosophische Debatte darüber führen, was wir mit all unseren Daten machen. Ich glaube nicht, dass wir alles online an einem zentralen Ort speichern müssen", ist er der Meinung.

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