Günstiger 3D-Kopierer Da Vinci 1.0 AiO im Test
3D-Drucker stehen zur Zeit an jenem Punkt, an dem sich PCs Anfang der Achtzigerjahre befanden. Sie sind zwar mittlerweile leistbar, erfordern aber weiterhin großes technisches Wissen. Das hindert die Hersteller aber nicht daran, mit “einfacher Bedienung” und “Plug-and-Play” zu werben. Die futurezone hat bereits einige vielversprechende Modelle getestet, letztendlich stellten sie sich alle als nur eingeschränkt Alltagstauglich heraus.
Der neueste Vertreter auf diesem hart umkämpften Markt ist der taiwanische Hersteller XYZ Printing. Hinter XYZ Printing steht der Konzern Kinpo Group, der nach eigenen Angaben im Vorjahr mehr als sieben Milliarden US-Dollar Umsatz erwirtschaftet hat. Der “Da Vinci 1.0 All in One” verspricht nun die sprichwörtliche “eierlegende Wollmilchsau” zu sein: Günstig, einfach zu bedienen und mit einem 3D-Scanner ausgestattet. Die futurezone hat den 3D-Drucker für Einsteiger getestet.
Wie bei allen 3D-Druckern aus China (oder Taiwan) wurde auch das Design des Da Vinci 1.0 nach dem Prinzip “Form folgt Funktion” entwickelt. Der graue Kunststoff-Kasten nimmt eine Grundfläche von 47 mal 51 Zentimetern ein und ist somit ähnlich groß wie ein Büro-Laserdrucker. Auf dem Schreibtisch hätte er zwar somit Platz, doch in Anbetracht der lauten Geräuschkulisse möchte man diesen vibrierenden 27,5-Kilogramm-Würfel nicht gerne neben sich stehen haben. Auch wenn man beim Gehäuse nur auf Kunststoff setzt, die Verarbeitung ist durchaus gut gelungen und robust. Auch die sonstigen verwendeten Materialien machen einen soliden Eindruck, die beheizte Druckplattform ist starr und vibriert auch nicht bei raschen Positionswechseln.
Wie
Aufgepasst: Die Sprache der Mac-Software richtet sich nach der Systemsprache. Findet sich in dieser Liste Chinesisch vor Englisch, lernt man besser Mandarin. Leider fand sich in der offiziellen Anleitung kein Verweis darauf. In den Druckeinstellungen finden sich alle relevanten Einstellungen: Schichthöhe, Füllgrad, Geschwindigkeit und Stützmaterial. Auch das Erstellen eigener Profile ist möglich.
Holprig zum Ziel
Hin und wieder öffnete sich plötzlich die Scan-Software XYZ Scan, die zumindest unter Mac OS X optisch kaum von XYZWare zu unterscheiden ist, und übernahm aus unerfindlichen Gründen das Slicing (Anm.: Erstellen des Maschinencodes). Warum, erschloss sich bis zuletzt nicht. Diese Situation sorgte oftmals für Frust, denn während XYZ Ware zuletzt ein Update erhielt, das das Slicing verbessern sollte, arbeitet XYZScan noch mit der alten, langsameren Lösung.
Absurd mutet auch die Tatsache an, dass der Da Vinci 1.0 zwar theoretisch das Drucken mit einer Auflösung von 0,1 Millimetern erlaubt, das aber nie gelang. Der Extruder verweigerte dabei stets den Dienst und spuckte nur mehr Kunststoff-Brösel aus. Nur mit den voreingestellten Profilen, die aber mit maximal 0,2 Millimetern Schichtdicke drucken, gab es hin und wieder Erfolg. Aber auch so kam es immer wieder zu Problemen, die bereits bei 3D-Druckern anderer Hersteller auftraten.
Gelingt der Druck jedoch, können die Ergebnisse überzeugen. Bereits die Ergebnisse mit 0,2 Millimetern Druckauflösung waren vorzeigbar und erforderten kaum Nachbehandlung. Die Druckgeschwindigkeit von bis zu 90 Millimetern pro Sekunde ist gut, ließ sich bei der Software aber nur in drei Stufen (Langsam - Standard - Schnell) regeln.
Der 3D-Scan war ebenfalls eine Herausforderung. Die Funktion wurde an die Software XYZ Scan ausgelagert, die zumindest unter Mac OS X optisch nicht von XYZWare zu unterscheiden ist. Per Klick auf “Scan” wird allerdings ein zusätzlicher Assistent gestartet, der die beheizte Plattform nach oben fahren lässt und einen kleinen Drehteller darunter offenlegt. Auf diesen stellt der Benutzer das gewünschte Objekt, das dann mithilfe von Kameras und Lasern eingescannt wird. Der Vorgang dauert knapp fünf Minuten und ist recht simpel gehalten. Doch auch wenn der Vorgang einfach zu verstehen ist, ein erfolgreicher Scan gelang nur selten.
So bereitete schon die Wahl des richtigen Gegenstandes Probleme. Das perfekte Objekt zum 3D-Scan muss hell sein und ohne transparente oder spiegelnde Oberflächen auskommen. Zudem muss es zumindest drei mal drei mal drei Zentimeter groß sein, da kleinere Objekte nicht erkannt werden. So weit, so gut, doch was trifft auf diese Beschreibung zu? Tatsächlich ließen sich nur einfarbige Objekte mit matten Oberflächen befriedigend scannen, andere Gegenstände wurden nur teilweise erkannt. Der Hersteller rät sogar dazu, glänzende oder dunkle Oberflächen mit einem weißen Gummispray zu lackieren, sodass diese besser erkannt werden können.
Der Export ist lediglich im STL-Format möglich. Im Test kam es zu einem kuriosen Fehler. So wurde in der Mac-Version ein gescannter Minion sowie ein Yoshi-PEZ-Spender mit dem davor erfassten Android-Männchen vermischt und ließen sich nicht mehr voneinander trennen.
Der Da Vinci 1.0 AiO wäre gern ein Plug-and-Play-Gerät, ist es aber leider nicht. Nach wie vor muss der Benutzer mit den richtigen Einstellungen experimentieren und gelegentlich selbst am Gerät herumschrauben. XYZ Printing wirkt jedoch sichtlich bemüht, den Einstieg zu erleichtern. Auf der Support-Webseite finden sich neben der Anleitung und FAQs auch gute YouTube-Videos, in denen die Grundlagen und die wichtigsten Wartungsmaßnahmen erklärt werden. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, ist als Einsteiger gut bei XYZ Printing aufgehoben.
Modell:
XYZ Printing Da Vinci 1.0 All-in-One
Maße:
46,8 x 51 x 55,8 cm, 27,5 Kilogramm
Maximale Größe des Objekts:
20 x 20 x 20 cm (Scan: 15 x 15 x 15 cm)
Verwendbares Material:
PLA, ABS (nur offizielle Cartridges)
Druckauflösung:
bis zu 0,1 Millimeter (Scan: 0,5 Millimeter)
Unterstützte Betriebssysteme:
Microsoft Windows (ab XP), Mac OS X
Lieferumfang:
Drahtbürste, Spachtel, Netzkabel, UHU-Stick
Preis:
799 Euro