HTC One A9: Android 6.0 in einer iPhone-Hülle
Ende Oktober hat der angeschlagene taiwanesische Technologiekonzern HTC sein One A9 vorgestellt, das sich von der technischen Ausstattung als Mittelklasse-Smartphone positioniert, vom Preis allerdings in der High-End-Klasse zu vermuten wäre. Android 6.0, Fingerabdrucksensor und Metallgehäuse sind die Aushängeschilder des neuen HTC-Smartphones.
Äußeres
Wären da nicht die Logos auf der Rückseite, könnte man das HTC One A9 mit einem iPhone 6 verwechseln. Wer von wem abgekupfert hat, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass das Design des iPhone 6 beziehungsweise des iPhone 6+ und das Erscheinungsbild des HTC One A9 täuschend ähnlich sind. Wäre die Kamera des HTC-Smartphones nicht in der Ecke angebracht, könnte man die Rückseiten des iPhone 6 und des One A9 kaum unterscheiden.
Das Unibody-Gehäuse des HTC One A9 fühlt sich durch den Metallrahmen überaus hochwertig an. Durch die abgerundeten Kanten und Ecken liegt das Smartphone angenehm in der Hand. Die Oberflächen sind allerdings derart glatt, dass es in manchen Situationen schwierig ist, das Gerät mit einer Hand zu halten, da es sehr leicht aus der Hand rutscht. Der Slot für die Nano-SIM-Karte sowie der für die SD-Karte sind seitlich angebracht. Die Power- sowie die Volume-Taste befinden sich auf der gegenüberliegenden Seite.
Das Gewicht beträgt 143 Gramm und die Maße belaufen sich auf 145,7 mal 70,8 mal 7,2 Millimeter. Damit ist das One A9 ein leichtgewichtiges und kompaktes Gerät, das mit seinen Äußerlichkeiten in der obersten Liga mitspielt.
Hardware
Unter der Haube des HTC One A9 werkt ein Qualcomm Snapdragon 617 Chip auf 64-Bit-Basis mit acht Kernen. Vier davon takten mit 1,5 GHz, die anderen vier mit 1,2 GHz. Als Grafikprozessor kommt ein Adreno 405 zum Einsatz. Der Arbeitsspeicher ist zwei GB groß. Der interne Speicher von 16 GB kann praktischerweise mithilfe einer microSD-Card auf bis zu zwei Terabyte erweitert werden.
Benchmarkergebnisse:
- 3DMark (Ice Storm Extreme, v1.2): 5436 Punkte
- AndroBench (Version 4.0.1, sequentielles Lesen/Schreiben):188,36 / 39,63 MB/s
- AnTuTu (v5.7.1, 64-bit): 39.593 Punkte
- Quadrant (v2.1.1): 23.607 Punkte
Obwohl die technische Ausstattung nicht ganz der Oberklasse entspricht, traten im Alltagseinsatz keine wesentlichen Leistungseinbußen auf. So meisterte das One A9 3D-Spiele, zahlreiche gleichzeitig geöffnete Browser-Tabs und aufwändige Apps ohne große Mühen. Zu beobachten war allerdings, dass sich das Smartphone bei größerer Belastung auf der Rückseite im Bereich der Kamera recht stark erhitzt.
Fingerprint
Da das One A9 eigentlich über die On-Screen-Tasten bedient wird, verfügt es im Grunde über zwei Home-Buttons. Der physische Home-Button, der sich an üblicher Stelle befindet, hat einen Fingerabdrucksensor integriert. Dieser funktioniert angenehm rasch, einwandfrei und erkennt den Nutzer auch wenn die Finger etwas schief auf den Sensor aufgelegt werden. Legt man den Finger auf den Fingerprintsensor wird das Smartphone geweckt und der Lockscreen entsperrt. Bis zu fünf verschiedene Fingerabdrücke lassen sich speichern.
Display
Am 5-Zoll-AMOLED-LCD mit einer Auflösung von 1920 mal 1080 Bildpunkten und einer Pixeldichte von 441ppi gibt es wenig auszusetzen. Geschützt wird das Display von Corning Gorilla Glas. Die Farben werden klar und nicht übersättigt wiedergegeben und die Helligkeit ist ausreichend, um das Smartphone auch im Sonnenlicht bedienen zu können. Die Berührungsempfindlichkeit ist tadellos und auch an der Schärfe gibt es nichts zu beanstanden.
Kamera
Die Kameralinse hebt sich vom restlichen Gehäuse etwas ab und steht in paar Millimeter hervor. Die Hauptkamera löst mit 13 Megapixel auf, verfügt über eine optische Bildstabilisierung und Autofokus. Unterstützt wird die Hauptkamera von einem Dual-LED-Blitz. Die Blendenzahl wird mit f/2,0 angegeben. Videoaufnahmen können in 1080p bei 30 Bildern pro Sekunde aufgenommen werden.
Bei Tageslicht sind nahezu tadellose Fotos möglich. Die Farben werden originalgetreu wiedergegeben, die Schärfe ist in Ordnung und der Bildstabilisator hilft bei zittrigen Händen. Das Versprechen "Fotos in Profiqualität" kann HTC, wenn überhaupt, nur zum Teil einlösen. Denn bei Kunstlicht oder schlecht ausgeleuchteter Umgebung offenbart die Kamera schnell ihre Schwächen. Die Fotos sind leicht verwackelt und verschwommen und werden zum Teil mit recht unnatürlichen Farben wiedergegeben.
Für Selfies kommt eine Frontkamera mit HTCs UltraPixel-Technologie zum Einsatz. Will man ein herzeigbares Selbstporträt aufnehmen, sind auch hier bei Kunstlicht ruhige Hände gefragt. Der Beauty-Filter, der die aufgenommen Gesichter automatisch weichzeichnet, ist wenig hilfreich und schafft es auch nicht, aus normalen Menschen gutaussehende Models zu machen.
Die HTC-eigene Kamera-App lässt im Pro-Modus umfangreiche Einstellungen, wie ISO, Weißabgleich, Belichtungskorrektur und Verschlusszeit zu. Fotos können in RAW- und JPG-Files aufgenommen werden. Darüber hinaus sind Zeitlupe-, Zeitraffer- und Panorama-Aufnahmen möglich.
Sound
Obwohl HTC damit wirbt, dass Dolby Audio Surround für hohe Klangqualität sorge und der integrierte DA-Wandler 16-Bit-Audio in 24-Bit hochauflösenden Sound konvertiert, hört man bei der alltäglichen Musikwiedergabe via Streamingservices kaum Unterschiede zu anderen Smartphones. Merkbar ist, dass beim One A9 die Audioausgabe deutlich lauter möglich ist, als bei der Konkurrenz.
Betriebssystem
Das HTC One A9 wird mit Android 6.0 Marshmallow ausgeliefert. Zum Einsatz kommt jedoch die von HTC adaptierte Android-Version HTC Sense. Im Gegensatz zu früheren Ausgaben von HTC Sense hat sich der taiwanesische Technologiekonzern beim One A9 deutlich mehr am Erscheinungsbild von Stock-Android orientiert und das Betriebssystem nicht allzu stark verändert. Auch bei Bloatware hat sich HTC relativ zurückgehalten.
Konnektivität
Das HTC One A9 ist LTE-fähig und mit WLAN-Verbindungen der Standards 802.11 a/b/g/n/ac kompatibel, kann WiFi-Direct, DLNA und Bluetooth 4.1. NFC ist ebenso integriert wie die Möglichkeit FM-Radio zu hören. Die Stromzufuhr sowie die kabelgebundene Datenverbindung passiert über microUSB 2.0. Hier ist es etwas enttäuschend, dass HTC nicht auf den neuen, schnelleren Standard USB Type-C setzt.
Akku
Der Akku besitzt eine Kapazität von 2150 mAh, unterstützt die Schnellladefunktion Quick Charge 2.0 und wird auch mit Quick Charge 3.0 kompatibel sein.
Im alltäglichen Einsatz kann der Akku bestenfalls als durchschnittlich bezeichnet werden. Bei wenig bis mäßig langer Screentime und Internetverbindung hauptsächlich über WLAN zeigte der Akku 27 Stunden nach der letzten Vollladung noch 29 Prozent. War das Smartphone relativ viel im Einsatz, musste es über Nacht dringend an die Steckdose.
Fazit
Für die Ansprüche eines Mittelklasse-Smartphones ist das HTC One A9 ein durchaus kompaktes, hochwertiges und leistungsfähiges Gerät, wäre da nicht der Preis, welcher mit 579 Euro zu Buche schlägt. Mit technischen Spezifikationen, die sich an Mittelklasse-Devices orientieren, wird der relativ hohe Preis viele Käufer abschrecken, zumal in dieser Preisklasse durchaus Smartphones mit gleichwertiger oder sogar höherwertigeren Ausstattung verfügbar sind - man denke nur an das Nexus 5X, an die beiden neuen Geräte von OnePlus, an das Samsung Galaxy A7 oder auch an das P8 von Huawei.
Alles in allem bleibt das HTC One A9 mit seinem hohen Anschaffungspreis ein nahezu tadelloses Gerät, dessen hochwertige Hülle ein besseres Innenleben verdient hätte.