Leapfrog Creatr Dual im Test: 3D-Druck mit zwei Farben
Der Markt für 3D-Drucker unter 2.000 Euro ist hart umkämpft, neben den Marktführern Stratasys (Makerbot) und 3D Systems (Cube) wollen auch viele kleine Start-ups mitmischen. Dass das durchaus funktionieren kann, hat Makerbot vor seinem Verkauf an Stratasys bereits bewiesen. Mit dem UP von PP3DP oder Formlabs Form 1 gibt es weitere vielversprechende Vertreter. Auch in Europa versucht sich mit Leapfrog seit geraumer Zeit ein junges Unternehmen auf dem 3D-Drucker-Markt. Insgesamt drei Modelle finden sich mittlerweile in deren Sortiment, wobei sich der Creatr XL und der Xeed in puncto Funktionsumfang und Preis (ab 4.000 Euro) eher an professionelle Anwender richten.
Der Creatr Dual ist vieles, kompakt hingegen nicht. Bereits bei der Zustellung des Testgeräts wurde das deutlich, denn der Creatr Dual kam in einer wuchtigen Holzkiste daher. Leapfrog bietet auf der Webseite sogar ein Video an, in dem erklärt wird, wie die Holzkiste geöffnet werden muss. Zunächst musste die knapp 40 Kilo schwere und sperrige Kiste aber einmal von zwei futurezone-Redakteuren in den zweiten Stock gehievt werden. Der 3D-Drucker selbst wiegt 32 Kilo und ist damit auch alles andere als ein Leichtgewicht. Wirft man einen Blick auf die Konstruktion, wird jedoch schnell klar, wieso der Creatr Dual dermaßen viel Gewicht auf die Waage bringt.
Beheizter Bauraum im Selbstbau
Obwohl der Bauraum des Creatr an drei Seiten verschlossen ist, bleibt er dennoch oben und vorne offen. Eine Abdeckung, mit der der Bauraum nachträglich vollständig verschlossen werden kann, wie beispielsweise beim FreeSculpt EX1, wird nicht mitgeliefert. Leapfrog wollte wohl nicht das Risiko einer Klage von Stratasys eingehen, die nach wie vor das Patent auf den geschlossenen, beheizten Bauraum besitzen. Dieses wird voraussichtlich erst 2023 auslaufen. Die 3D-Druck-Community weiß sich aber zu helfen und hat bereits vor einigen Jahren simple Lösungen für das Problem veröffentlicht, unter anderem das Verschließen des Bauraums mit einer Plastik-Folie.
Das ist schade, denn Leapfrog hat sich alle Mühe gegeben, den Creatr hübsch in Szene zu setzen. Neben dem ansprechenden, schlichten Design finden sich unter der beheizten Druckplatte LEDs, die den Innenraum blau ausleuchten. Dahinter steckt nicht nur reine Spielerei, in einem finsteren Raum ließ sich so zumindest erkennen, was gerade gedruckt wird.
Beim Design ist allerdings auch ein wenig die Funktionalität abhanden gekommen. Das Spulen-Material wird im Innenraum unter der Druckplatte auf einen Drehteller gelegt. Dieser hat allerdings keine Befestigung für die Spule, lediglich der etwas erhabene Mittelpunkt ist mit Übung ertastbar und gibt einen Anhaltspunkt für die Platzierung. Das mag eine simple Lösung sein, wirkt aber relativ billig. Bereits ein kleiner Schubs genügt und die Spule fällt von der Drehscheibe. Für den normalen Betrieb besteht jedoch keine Gefahr - der Extruder kann das Material mit einem maximalen Vorschub von 60 mm pro Sekunde einziehen, in der Praxis liegt die Geschwindigkeit aber deutlich niedriger - dennoch sorgt die Lösung für Bauchschmerzen, wenn ein mehrstündiger Druckauftrag unbeaufsichtigt laufen soll.
Mühsame Druckvorbereitung
Der Creatr wird mit einer beheizten Druckplatte ausgeliefert, die das Verziehen des Objekts durch zu rasches Auskühlen verhindern soll. Vor allem für den Druck von ABS, das mit Temperaturen von bis zu 230 Grad im Extruder geschmolzen wird, ist das erforderlich. Leapfrog empfiehlt zudem, eine dünne, raue Kunststofffolie auf die Glasplatte aufzukleben, damit die Objekte während des Drucks besser halten. Im Test kam es aber mit dieser Lösung zu leichten Schwierigkeiten. Das Auftragen der Folie war recht simpel, mit einem Lineal ließ sich die Folie gut glattstreichen. Doch das Entfernen war umso schwerer, vor allem, da der Bauraum recht umständlich zugänglich ist.
Der Creatr verfügt leider über keine drahtlose Schnittstelle (zum Beispiel WLAN oder Bluetooth) oder zumindest einen SD-Kartenleser. Der Druckauftrag kann nur mit Hilfe der Leapfrog-Software gestartet werden, dazu muss ein PC oder Laptop mit Windows oder Mac angeschlossen werden. Dieser muss auch während des Druckauftrages eingeschaltet und angeschlossen bleiben. Die mitgelieferte Software basiert auf Repetier-Host und kann Einsteiger etwas überfordern. Hat man aber einmal die Funktionen der Software durchschaut, entpuppt sich diese als mächtiges Werkzeug.
Leider ist der Druckvorgang selbst nicht dermaßen simpel, selten kam bereits beim ersten Versuch das gewünschte Ergebnis heraus. Vor allem der Extruder-Wechsel bereitete des öfteren Probleme und riss hin und wieder sogar das Objekt von der Druckplatte. Das Verändern der "Printer Gap" sowie der voreingestellten Temperaturen behoben das Problem schlussendlich. Dann ließen sich auch große Objekte, beispielsweise eine knapp zwanzig Zentimeter hohe, zweifärbige Vase mit Rorschach-Muster ausdrucken. Der Creatr kann Objekte mit einer Größe von maximal 23 mal 27 mal 20 Zentimetern ausdrucken.
Der Leapfrog Creatr Dual ist ein solider 3D-Drucker, bei dem großer Wert auf die Verarbeitung gelegt wurde. Die Software kann jedoch qualitativ nicht mit der Hardware mithalten. Sie ist zwar funktional, aber nicht einsteigerfreundlich und lädt zu sehr zum Experimentieren ein. Für jene, die sich damit abfinden können oder sogar Freude an der Suche nach den perfekten Einstellungen haben, ist der Creatr Dual gut geeignet. Der Support durch Leapfrog ist gut und sowohl per Mail als auch telefonisch gut erreichbar. Zudem ist die Bedienungsanleitung sehr ausführlich und beleuchtet nahezu jeden erdenklichen Aspekt des Creatr Dual. Anfänger, die zunächst nur in die Welt des 3D-Drucks hineinschnuppern möchten, sollten sich nach einem etwas günstigeren Modell umsehen, da die Investitionskosten beim Creatr mit rund 1800 Euro recht hoch sind. Der Leapfrog Creatr ist unter anderem beim Wiener 3D-Druck-Händler 3DEE.at erhältlich.
Modell:
Leapfrog Creatr Dual
Maße:
50 x 60 x 50 cm, 32 Kilogramm
Maximale Größe des Objekts:
23 x 27 x 20 cm
Verwendbares Material:
PLA, ABS, PVA, Laybrick, Nylon
Druckauflösung:
0,05 bis 0,35 Millimeter
Unterstützte Betriebssysteme:
Microsoft Windows (ab XP), Mac OS X
Lieferumfang:
Transparente Versand-Etiketten, Netzkabel
Preis:
1.815 Euro