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Ledon: "Die Glühlampe war ein ultragutes Leuchtmittel"

Auf dem Lichtmarkt ist in den vergangenen fünf Jahren kein Stein auf dem anderen geblieben. Nach einem brutalen Preiskampf auf dem LED-Markt mit asiatischen Herstellern mussten selbst Traditionskonzerne wie Siemens und Philips ihre Lichtsparten abspalten. Auch der österreichische Leuchtenhersteller Zumtobel trennte sich von seinem LED-Lampen-Start-up Ledon, das weiterhin in Vorarlberg firmiert. Die futurezone hat Ledon-Geschäftsführer Detlef Mikulsky am Firmensitz in Lustenau interviewt.

Ledon
futurezone: Wie ist es Ledon im Jahr eins nach Zumtobel ergangen?
Mikulsky:
Es ist keine verbrannte Erde zurückgeblieben (lacht). Da wir auch schon innerhalb des Zumtobel-Konzerns eigenständig aufgestellt waren, hat sich diesbezüglich wenig geändert. Wir haben alle Mitarbeiter übernommen, entwickeln und spezifizieren die Produkte immer noch selbst.

Wie sieht es wirtschaftlich aus? Der LED-Lampenmarkt ist ja hart umkämpft.
Die verkauften Jahres-Stückzahlen liegen im Millionenbereich, volumenstechnisch wachsen wir Monat für Monat weiter. Der positiven Geschäftsentwicklung wirkt allerdings der extreme Preiskampf entgegen. Aber das wussten wir schon vor fünf Jahren, als wir als Pioniere im Markt gestartet sind.

Wer sind die stärksten Player im Markt? Was hat den rasanten Preisverfall ausgelöst?
Zum einen gibt es natürlich die etablierten „Big Boys“ wie Osram und Philips, die seit Jahrzehnten im Licht-Markt präsent sind. Aus China kam dann die Sogwirkung, dass einige Tausend kleine LED-Hersteller mitmischten. Dazu kommen die großen Elektronikkonzerne wie Samsung, LG, Toshiba, die Kapazitäten aus ihrer TV-LED-Produktion verwerten wollen. Zumindest letztere sind bislang erstaunlicherweise aber gar nicht so stark unterwegs, wie man es von milliardenschweren Konzernen erwarten würde.

Wie kann sich ein relativ kleines Unternehmen wie Ledon da überhaupt behaupten?
Es geht immer darum, wie man sich positioniert und welchen Markenwert man dadurch generiert. Ein Discounter wie Hofer wäre kein passender Handelspartner für uns, weil wir damit in einen Preiskampf einsteigen müssten, denn wir nicht durchstehen könnten. Wir stehen für Lichtqualität, Farbwiedergabe und lange Lebensdauer bei den Lampen.

Bei vielen Kunden ist der Zorn über das erzwungene Aus der Glühbirne noch immer nicht verraucht. Können Sie diese Kunden verstehen?
Natürlich. Was die Lichtqualität betrifft, ist die Glühlampe per se ein ultragutes Leuchtmittel. Da brauche ich keine Messtechnik dafür, denn allein, dass sich ein Produkt quasi unverändert 130 Jahre lang gehalten hat und akzeptiert wurde, spricht für sich. Dazu kommt, dass man hochwertiges Licht für einige Cent erhielt – die Stromkosten natürlich nicht eingerechnet.

Viele Leute konnten sich mit dem Licht von Energiesparlampen nie anfreunden. Wird LED für einen Meinungsumschwung sorgen?
Jahrzehntelang mussten sich die Menschen mit dem Thema Lichtqualität nicht beschäftigen, das haben sie beim Kauf der Glühbirne automatisch dazubekommen. Hochwertige LED-Lampen können Glühlampen-gleiches Licht erzeugen, mit den Energiesparvorteilen, die LED gegenüber einer Glühbirne hat. Aber auch im LED-Bereich gibt es große Qualitätsunterschiede. Wer hier schlechte Erfahrungen gemacht hat, wird nur mit viel Überzeugungsarbeit umgestimmt werden können, was die Technologie betrifft. Und die halte ich nach wie vor für hervorragend und zukunftsweisend.

Macht es für Kunden wirklich einen Unterschied, ob Lampen 10.000 Stunden oder, wie Ledon verspricht, mindestens 25.000 Stunden halten sollen? Das sind ohnehin schwer vorstellbare Werte.
Wenn man ein nachhaltiges Produkt haben will, dann muss auch die Lebensdauer stimmen. Wenn der operative Einsatz zurückgeschraubt wird, um teurere Komponenten zu sparen, wird die CO2-Bilanz ja einfach nach Fernost und andere Regionen verlagert, wo die Geräte produziert und die Rohstoffe gewonnen werden müssen. Wenn man dann noch weiß, dass ein Jahr etwa 8700 Stunden hat, kann man sich selber gut ausrechnen, was 15.000 Stunden mehr Betrieb bedeutet.

Am Firmensitz von Ledon in Lustenau, Vorarlberg
Ist man vom Sortiment schon so weit, dass man die Glühbirne und Halogen komplett ersetzen kann?
Über die Jahrzehnte sind unterschiedlichste Sockel zusammengekommen. Wir haben mittlerweile etwa 50 Artikel im Sortiment, womit wir 80 Prozent des Mengenmarktes abdecken. Da brauchen wir uns vor der Konkurrenz nicht verstecken.

Philips hat mit seinem smarten Hue-Konzept viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wann wird es per App steuerbare Lampen von Ledon geben?
Keine Frage, das Hue-Konzept ist spannend. Technisch gesehen ist es jetzt nicht Rocket Science, smarte Lösungen und Apps zu entwickeln. Die spannendere Frage ist eher, wie sieht die Bedienbarkeit und der sinnvolle Einsatz aus? Wie schaltet der Fünfjährige das Licht im Raum aus, wenn er noch kein Smartphone hat? Wie muss das Interface aussehen, was soll das LED-Licht tun – sich dem Außenlicht anpassen, der Tätigkeit, die man innen gerade ausführt?

Also eher kein aktuelles Thema für Ledon?
Es gibt sehr viele Überlegungen unsererseits und wir haben auch einiges im Köcher, wofür wir auch schon die entsprechenden Patente angemeldet haben. Für Smart Home und intelligente Lichtsteuerung werden wir aber mit Partnern zusammenarbeiten müssen, das kann Ledon allein nicht stemmen.

Wie wichtig ist der Online-Verkauf, also über den eigenen Webshop?
Der Shop ist mittlerweile in Österreich, Deutschland und der Schweiz verfügbar und trägt sich gut selbst. Neben dem Verkauf unserer Produkte sehen wir den Webshop aber auch als gute Plattform, um mit Kunden direkt in Kontakt treten zu können. Es gibt auch einen Ledon-Club, dessen Mitglieder immer wieder auch zum Testen neuer Produkte eingeladen werden. Das schärft unser Bewusstsein, was Kunden von Produkten erwarten und fließt somit auch wieder in die Weiterentwicklung mit ein.

Wie beurteilen Sie das Thema OLED? Ist hier in Kürze mit einem Marktdurchbruch zu rechnen?
Es gibt einige Anzeichen im Markt, dass sich das Thema verzögern wird. Die Visionen sind spannend – etwa transparente Fensterscheiben, die ihre Leuchtkraft an die Außenumgebung anpassen. Aber auch hier sind viele Fragen ungelöst. Was mache ich, wenn die OLED-Scheibe nach 10.000 Stunden getauscht werden muss? Ein neues Fenster einbauen? Dasselbe gilt für fixe Einbauten in Wände oder Zimmerdecken. Ähnliche Effekte kann man heute schon mit ein bis zwei Millimeter dünnen LED-Lichtstreifen erreichen. Also das große Volumengeschäft ist für uns bei OLED noch nicht erkennbar.

-Helligkeit Früher galt, je mehr Watt, desto heller. Heute wird in Lumen (lm) gerechnet. Die Watt-Zahl der Glühbirne mal zehn ergibt die notwendige Lumenzahl. Eine 40-Watt-Glühbirne sollte folglich mit einer 400 Lumen ersetzt werden.

-Farbwiedergabe Klassische Glühlampen haben einen Farbwiedergabeindex (Ra oder CRI) von 100, gute LED-Lampen sollten über 80 und mehr haben. Ein höherer Index geht meist geringfügig zu Lasten des Energieverbrauchs. Für die Lichtqualität ist die Farbwiedergabe aber ein wichtiger Wert.

-Farbtemperatur Die Maßeinheit ist Kelvin (K). Je niedriger der Wert, desto wärmer wirkt das Licht. Warmweiße Glühlampen ersetzt man am besten mit 2700 K. Zum Vergleich: Eine brennende Kerze hat 1500 K, Sonnenlicht hat 6500 K.

-Abstrahlwinkel LED-Lampen geben Licht im Gegensatz zu Glühbirnen meist gerichtet ab, je mehr Grad der Winkel aufweist, desto besser.

-Flimmern Das Licht vieler Lampen flimmert aufgrund von Stromschwankungen im Netz leicht. Kein Flackern spricht im Normalfall für höherwertige Bauteile im Inneren der Lampe. Das Flimmern kann leicht mit einer Handykamera sichtbar gemacht werden.

-Lebensdauer Bei der Lebensdauer der Lampen ist man auf die Angaben der Hersteller angewiesen. Die Werte unterscheiden sich von 10.000 bis 25.000 Stunden und mehr stark.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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