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Saeco: „Nur Apple zu kopieren, bringt nichts“

Seit 2009 firmiert der Kaffeeautomaten-Hersteller unter dem Dach des Philips-Konzerns. Die futurezone sprach am italienischen Firmensitz bei Bologna mit Saeco-Chef Federico De Angelis über die Herausforderungen auf dem Kaffeemaschinen-Markt.

futurezone: Italien gilt als Espresso-Liebhaber-Land, dennoch ist Saeco dort weniger stark als in Österreich oder Deutschland. Warum?
Federico de Angelis:
Jeder trinkt in Italien Kaffee, aber in Cafés, wo der Espresso im Vergleich zu anderen Ländern immer noch günstig ist. Kaum jemand kauft sich eine gute, teure Maschine für zu Hause.

Wie schwierig war es, Saeco in den Philips-Konzern zu integrieren?
Wenn eine mittelgroße Firma wie Saeco mit ein paar Tausend Mitarbeitern in einen globalen Konzern mit 100.000 Beschäftigten eingegliedert wird, ist eine gewisse Lernkurve nötig. Teil eines Konzerns zu sein, hat aber viele Vorteile. Man muss das Rad der Welt nicht neu erfinden. Alle Experten, die man braucht, sind schon irgendwo im Konzern vorhanden.

Gerade große Konzerne müssen aber auch aufpassen, dass Innovationen durch die komplexen Entscheidungsprozesse nicht verwässert werden. Hat es da eine kleinere Firma nicht leichter?
Innovativ zu sein ist heute weitaus komplizierter als vor 30, 40 Jahren. Es genügt nicht mehr, eine Idee zu haben. Vielmehr muss eine Innovation eine Käuferschaft global ansprechen, auf lokale Bedürfnisse zugeschnitten werden können und zudem auch technisch funktionieren. Es reicht auch nicht, einmal etwas zu erfinden, man muss kontinuierlich Innovationen auf den Markt bringen. Und da profitiert eine Firma wie Saeco vom Know-how eines Konzerns wie Philips.

Gab es große kulturelle Gräben zwischen dem stark holländisch-deutsch geprägten Philips-Konzern und den großteils italienischen Saeco-Mitarbeitern?
Weniger kulturell als unternehmensbedingt. In einer mittelgroßen Firma setzt man sich an einen Tisch, diskutiert und trifft Entscheidungen. In einem globalen Konzern wird über eMail kommuniziert. Es gibt Videokonferenzen mit digitalen Präsentationen, die 20 Leuten in zehn Ländern gezeigt werden. Das muss viel strukturierter ablaufen. Und das waren wir bei Saeco nicht gewohnt.

Haushaltsgeräte werden technisch immer ausgefeilter, auch Kaffeemaschinen bieten heute digitale Interfaces mit vielen Funktionen. Läuft man dabei nicht Gefahr, die Kunden zu überfordern?
Es steckt tatsächlich viel Technik in den heutigen Maschinen. Auch können wir die Mahlstärke, den Druck oder die Wassertemperatur ganz genau regeln und Kaffeezubereitungsarten vorprogrammieren. Wenn meine Mutter aber nicht mehr in der Lage ist, die Kaffeemaschine zu bedienen, läuft etwas schief. Man muss sicherstellen, dass neben der Instandhaltung die Bedienung einfach bleibt.

Bei den neuen Saeco-Modellen wie der GranBaristo fällt auf, dass offenbar auf Design großen Wert gelegt wurde. Hat sich Saeco vom Erfolg von Apple inspirieren lassen?
Leute geben nicht 1000 Euro für einen Vollautomaten aus, wenn er ihnen nicht gefällt. Wahr ist auch, dass Apple die Elektronikbranche derzeit stark prägt. Gerade deshalb bringt es aber gar nichts, Apple einfach nur zu kopieren. Da muss man schon ein wenig cleverer sein.

Ist es nicht dennoch ein Paradigmenwechsel für Haushaltsgeräte?
Ich sehe es eher als Evolution. Technik muss verlässlich, aber auch einfach zu verwenden sein. Das wird durch die geraderen Linien, das schlichte und elegante Design unterstrichen. Auch die Automobilindustrie – stets ein Gradmesser für viele Branchen – hat diesen Weg eingeschlagen. Die Welt ist kompliziert genug, da wollen die Leute wissen, woran sie mit einem Gerät oder einem Auto sind.

Die Vernetzung von Geräten macht auch nicht vor der Haushaltselektronik Halt. Auch Philips hat einige Neuheiten auf der IFA gezeigt. Wie wichtig sind Apps und smarte Funktionen?
Jede Firma muss sich Gedanken machen, wie sie von den Möglichkeiten im digitalen Zeitalter profitiert. Darüber zu philosophieren ist nicht das Problem. Viel schwieriger ist es aber, Funktionen zu integrieren, die einen wirklichen Mehrwert bieten.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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