Strahlenmesser Raysid im Test: Auf der Jagd nach Radioaktivität
Ein knallgelb angestrichenes Gerät, so handlich wie ein Ziegelstein, das klickende Geräusche von sich gibt: So schaut in den meisten Köpfen ein Geigerzähler aus.
So sahen Geigerzähler 1963 aus
© CDC
Diese Zeiten ändern sich aber, genauso wie die Gründe, warum man als Privatperson ein Strahlenmessgerät besitzt. Wurde Geigerzähler-Besitzern früher oft angedichtet, dass sie paranoide Verschwörungstheoretiker mit Atomkriegsfantasien sind, hat die Faszination Radioaktivität heutzutage ein vielfältiges Publikum. Das „Jagen der Strahlung“ ist für manche sogar ein Lifestyle.
Und um diesen Lifestyle zu bedienen, muss etwas Handlicheres her, als der gelbe, klickende Ziegelstein. Ein solches Gerät ist das in der Strahlungs-Community beliebte Messgerät Raysid aus Polen. Obwohl es kaum größer als ein Zippo-Feuerzeug ist, ist es vollgepackt mit Funktionen, die Einsteiger und Strahlenprofis begeistern.
Und so sehen Strahlenmesser heute aus - zumindest der Raysid
© Gregor Gruber
Design
Raysid ist angenehm kompakt und kann so als Immer-dabei-Gerät genutzt werden. So passt es etwa in die Feuerzeugtasche der Jeans. Im Lieferumfang ist auch ein kleines Lederetui enthalten, um Raysid am Gürtel oder an Schlaufen zu tragen, zB. von Tasche oder Rucksack.
Das Ledertäschchen für Raysid
© Gregor Gruber
Geladen wird Raysid per USB-C-Anschluss. Ein voller Akku reicht für bis zu 12 Tage. Das Radioaktiv-Symbol im Gerät oben ist eine LED. Diese zeigt etwa den Ladestatus an (blau blinkend, wenn niedrig) und blinkt in Grün, je nach Intensität der Strahlung. Blinkt sie Rot, ist der zuvor eingestellte Alarmwert überschritten.
Die weiße Taste an der Oberseite ist zum Ein- und Ausschalten und mehrfach belegt. Die Belegung kann in den Einstellungen in der Raysid-Handy-App geändert werden. Eine Standardbelegung ist etwa, dass durch einmaliges Drücken die Klickgeräusche aktiviert werden, die denen von klassischen Geigerzählern nachempfunden sind. So hat man durch das Blinken und die Farbe der LED einen visuellen Indikator der aktuellen Strahlung und bei Bedarf durch das Klicken einen akustischen.
Wenn die LED des Radioaktivzeichens Rot leuchtet, ist viel Strahlung vorhanden
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Handy-App statt Display
Auf ein Display direkt am Gerät wird bewusst verzichtet, damit es eben so klein wie möglich gebaut werden kann. Stattdessen wird eine Smartphone-App genutzt. Die ist aktuell nur für Android verfügbar.
Hat man sich noch nicht mit Radioaktivität befasst, kann die App zu Beginn überfordernd wirken. Hier hilft es, einen Blick in die Anleitung zu werfen und zu googeln, um sich das nötige Basiswissen anzueignen.
Was sind CPS und µSv/h?
CPS und CPM: Mit Clicks per Second und Clicks per Minute (1 CPS = 60 CPM) wird die Anzahl der strahlenden Partikel angegeben, die das Gerät pro Sekunde bzw. Minute misst. Je nach Gerät und Eichung weichen CPS und CPM stark voneinander ab, weshalb diese Werte immer als relativ und nicht absolut zu sehen sind. Also mit ein und demselben Gerät Werte vergleichen macht Sinn, aber nicht, wenn Geräte dazwischen gewechselt oder gemischt werden.
µSv/h und mSv/h: Mikrosievert und Millisievert pro Stunde ist eine Dosisleistung, also wie viel Strahlung in einem bestimmten Zeitraum aufgenommen wird. Ein Millisievert hat 1.000 Mikrosievert.
Alles strahlt: Durch die natürliche Strahlung wird man mit Messgeräten, inklusive Raysid, immer und überall eine niedrige Radioaktivität messen. Diese unterscheidet sich, zB. je nachdem ob man im Freien ist, in welcher Höhe man sich befindet und ob man in neuen Gebäuden ist (weniger Radongas) oder alten (möglicherweise erhöhte Strahlung durch mit Radioaktivität gesättigtes Baumertial).
Strahlenwerte: Die durchschnittliche Strahlenbelastung eines Menschen in Österreich beträgt 6 mSv pro Jahr, 4,3 davon stammen aus natürlichen Quellen. Der Grenzwert für Menschen, die beruflich höherer Strahlung ausgesetzt sind, liegt bei 20 mSv pro Jahr. Für Erwachsene, die nicht regelmäßig erhöhter Strahlung ausgesetzt sind, wird oft 100 mSv als Grenzwert angenommen, ab dem es zu Gesundheitsschäden kommen kann.
Der erste Bildschirm in der App ist Search (SRCH). Hier bekommt man die aktuelle Strahlung der letzten 40 Sekunden angezeigt, in CPS und µSv/h. Oben wird zudem die Strahlung in Mikrosievert angezeigt, die man bisher abgekommen hat, plus eine Prognose, wie viel man im Jahr abkriegt, wenn es so weitergeht. Raysid kann so auch als Dosimeter genutzt werden.
In den Einstellungen (Sets, About, Reset Accumulated Dose) kann der Wert zurückgesetzt werden. Das ist etwa nützlich, wenn man genau protokollieren will, wie viel Strahlung man während eines Fluges (in der üblichen Reiseflughöhe ungefähr 5-mal so hoch wie am Boden) abbekommt oder während eines Besuchs einer stillgelegten Uranmine.
Raysid-Messung im Flug
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Bei Bedarf können in den Einstellungen Alarme aktiviert werden, getrennt für CPS und µSv/h. Für CPS lässt sich die Grenze auf dynamisch einstellen – der Alarm wird dann ausgelöst und protokolliert, wenn die Strahlung um einen bestimmten Prozentsatz schlagartig ansteigt. Je nach Situation kann das überempfindlich sein – aber auch spannend.
Strahlenmessen beim Spazierengehen
So lag bei mir im Test die Hintergrundstrahlung im Freien oft bei etwa 20 CPS. Bei der U4-Station Schönbrunn gibt es, im oberen Bereich der Treppen, immer einen Ausschlag auf über 50 CPS, bei dem der Alarm ausgelöst wird – bei beiden Bahnsteigen. Das ist weit unter einem gefährlichen Wert, zeigt aber, dass in diesem Bereich der Station Material vorhanden ist, das entweder im Laufe der Jahre mehr Hintergrundstrahlung absorbiert hat oder von vornherein mehr mit Strahlung gesättigt war.
Raysid ist so klein, dass er selbst in die engsten Hosentaschen passt
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Auch in meiner Wohnung habe ich einen kleinen Hotspot gefunden. Im Esszimmer am Boden springt die Strahlung von 35 bis 45 CPS teilweise auf über 80 CPS an. Die Ursache dafür habe ich noch nicht gefunden – und ich war bisher zu schüchtern, um bei der Nachbarin im Stockwerk unter mir anzuläuten und zu fragen, ob ich mal ihre Decke auf radioaktive Strahlung untersuchen darf.
Dabei wäre im Lieferumfang von Raysid sogar entsprechendes Hilfsmittel vorhanden (zum Messen, nicht zum Anquatschen von Nachbarn). Es ist eine kleine (billige) Selfiestange und eine Halterung aus dem 3D-Drucker, um Raysid damit zu verwenden. So kann man nicht nur Raysid zu schwer erreichbaren Stellen halten, sondern auch Distanz zur potenziellen Strahlenquelle halten – was besonders bei hoher Strahlung sinnvoll ist.
Bitte Abstand halten: Raysid auf der Selfie-Stange
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Den höchsten CPS-Wert im Test lieferte übrigens die Sicherheitskontrolle am Flughafen. Im Handgepäckdurchleuchter wurde Raysid mit über 11.000 CPS und einer Dosis von über 1 mSv/h geflutet. Zum Vergleich ein lokales Röntgen beim Zahnarzt: Raysid hat unter der Bleischürze für eine Sekunde 923 CPS gemessen. Die Dosis lag bei 0,14 µSv/h.
Der Alarm von Raysid im Gepäcksdurchleuchter des Flughafens
© Screenshot
Analyse
Der zweite Bildschirm in der App ist „SPEC“, für den Spectrum-Screen. Das ist der Ort, an dem die „Magie“ passiert. Ist die Strahlung stark genug, kann Raysid innerhalb einiger Sekunden die Strahlungsquelle identifizieren. Im Test wurde etwa Radiumfarbe und Uranglas problemlos erkannt.
Am besten funktioniert das, wenn Raysid möglichst nahe an das zu scannende Material gehalten wird. Dazu berührt im Idealfall die lange Kante der Unterseite das Objekt, da sich hier der Szintillationskristall befindet, der die Strahlung wahrnimmt. Wichtig: Danach Raysid abwischen, damit keine strahlenden Brösel hängen bleiben, die zukünftige Messungen verfälschen könnten.
Die lange Unterkante sollte möglichst nahe an das Objekt heran, das gemessen werden soll
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Der technische Hintergrund davon ist, dass Raysid das Spektrum der jeweiligen Isotope erkennt und diese mit den Spektren in einer internen Datenbank abgleicht. Das ist extrem faszinierend, vor allem, weil es so einfach funktioniert. Früher musste man Kurven und Strahlungsspitzen händisch vergleichen, um herauszufinden, welche Isotope am Werk sind.
Damit die Resultate möglichst genau sind, ist Raysid Temperatur-kompensiert für die Spektralanalyse und Energie- und Sensitivitäts-kompensiert für die Dosenmessung. Auch das macht das Gerät sehr bequem für Anfänger, weil man sich manuelle Kalibrierungen ersparen kann. Da diese aber im Laufe der Jahre nötig sein kann, bietet Raysid auch diese Option.
Der Spec-Bildschirm in der Raysid-App. Hier wurde Radiumhaltige Farbe (Ra226-paint) erkannt.
© Screenshot
Was Raysid erkennt und was nicht
Wunder vollbringen kann Raysid aber nicht. Es ist ein Gammastrahlendetektor: Alpha- und Betastrahler werden nicht erkannt. Das radioaktive Tritium, das etwa bei analogen Uhren und manchen Zielfernrohren als Leuchtmittel im Dunkeln genutzt wird, wird etwa nicht erkannt, weil es hauptsächlich ein Betastrahler ist.
Auch natürliche Radioaktivität in Lebensmitteln kann nicht so einfach nachgewiesen werden, etwa K40 in Bananen und Ra-226 und Ra-228 in Paranüssen. Hierfür sind Szintillationszähler die bessere Wahl. Unnatürlich radioaktive Belastung in Lebensmitteln und Wasser, etwa durch Cäsium-137, kann aber sehr wohl erkannt werden. Das Isotop wird durch Kernwaffenversuche und Reaktorunglücke freigesetzt und ist auch in Österreich in einigen Pilzsorten und manchmal Wildschweinfleisch nachweisbar.
Wichtig dabei ist, die richtige Raysid-Variante zu wählen, wenn man viel Wert auf die Spektralanalyse legt. Raysid gibt es mit 4 verschiedenen Auflösungen, die diese Fähigkeit beeinflussen. Das Gerät mit der niedrigsten Auflösung (<13 Prozent) kostet 400 Euro, die beste Auflösung (<7 Prozent) gibt es um 700 Euro. Will man Raysid voll ausnutzen, sollte man diese wählen, oder zumindest die zweitbeste Variante um 600 Euro (<8 Prozent).
Raysid im Größenvergleich mit einem Samsung Galaxy S25 Ultra
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Karte
Bildschirm Nummer 3 in der App ist „Map“. Wer will, kann Raysids Messpunkte auf einer Karte speichern lassen. Auch die gespeicherten Alarme werden dann mit den Koordinaten versehen.
Man kann die Messpunkte auf der Karte zudem mit anderen Raysid-Nutzern teilen und deren Messungen anzeigen lassen. Die Karte kann man auch online erkunden, auf raysid.com/map/. Dort sieht man etwa, dass in einem Vorort von Moskau, auf einem Parkplatz vor einem Computergeschäft, 6.893 CPS und 354,75 µSv/h gemessen wurden. Da hat sich jemand mit was stark-strahlendem gespielt und vergessen, die Kartenfunktion auszuschalten. Sollte das einem selbst passieren, kann man die Datenpunkte über die App löschen lassen.
Vorsicht: Wandert man im Erzgebirge herum, um uranhaltiges Gestein zu finden, sollte man eine Powerbank mitnehmen. Die Kartenfunktion greift nämlich permanent auf das GPS-Modul des Smartphones zu und verbraucht deshalb sehr viel Akku – so ähnlich, wie wenn man mit Google Maps navigiert.
Auf der zoom- und scrollbaren Karte in der App werden die Messpunkte farblich angezeigt. Grün heißt wenig Strahlung.
© Screenshot
Auf zur Strahlenjagd
Hat man die Basisfunktionen von Raysid verstanden, kommt bald das Kribbeln: Man will etwas Strahlendes finden, abseits vom Röntgengerät beim Arzt und Flughafen. Damit ist man nicht alleine. In Foren im Internet und vor allem auf Reddit findet man Gleichgesinnte, die Tipps zu Messgeräten und Strahlung generell geben und stolz ihre Beute präsentieren.
Praktisch: Die Raysid-App hat für solche Präsentationen eine eigene Funktion. Damit können Fotos und Videos in der App gemacht werden, bei denen die Daten des Search- und Spectrum-Screens, oder die Karte des Map-Screens, direkt im Bild eingeblendet werden. Das hilft nicht nur beim Präsentieren der radioaktiven Fundstücke im Internet, sondern auch als Erinnerungshilfe, wenn man sich etwa gerne visuelle „Eselsohren“ setzt und das normalerweise mit Fotos und Screenshots macht. Ein kleiner Wermutstropfen: Fotografiert und filmt man mit dieser Funktion, ist die Bildqualität nicht so gut, wie wenn man die native Kamera-App des Smartphones nutzt.
Kamerafunktion in der Raysid-App: Dieser Kompass ist "spicy", würde es in der Strahlen-Community heißen
© Gregor Gruber
Beute 1: Uranglas
Die Sammler und Jäger kann man, nach ihrer bevorzugten Beute, in 3 große Kategorien einteilen: Glas, Antiquitäten und radioaktive Mineralien. Bei Glas ist es hauptsächlich Uranglas. Das ist sehr einsteigerfreundlich, da es nur leicht strahlend ist und als sicher gilt. Selbst, wenn es zerbricht, entweicht kein Übermaß an Strahlung.
Raysid registriert im Test die Strahlung in weniger als einer Sekunde, wenn man das Gerät etwa 2 bis 3 cm vom Glas entfernt hält. Die korrekte Identifikation im Spectrum-Screen als „U-Glass“ dauert etwa 10 Sekunden, je nachdem wie stark die Hintergrundstrahlung ist.
Mit freiem Auge ist Uranglas für Laien nicht immer eindeutig optisch zu identifizieren. Denn neben dem klassisch gelben Glas mit einem ungewöhnlich wirkenden Grünstich, gibt es auch Hellgrünes, Graues, Braunes, Blaues und Lachsfarbenes. Zusätzlich hilft bei der Suche eine UV-Licht-Taschenlampe, etwa im Bereich 365 nm oder 395 bis 400 nm. Bei diesen Wellenlängen ist Uranglas fluoreszierend und leuchtet spektakulär.
Wer sich noch nicht traut, Flohmärkte und Antiquitätenläden mit Strahlenmessgerät und UV-Licht zu besuchen, kann sich Uranglas relativ günstig online bestellen, um damit zu üben. In Tschechien wird immer noch Uranglas hergestellt. Auf Etsy kann man etwa Scherben davon bestellen. Die Preise beginnen meist bei 10 Euro für 50 Gramm, für 15 Euro bekommt man schon 200 Gramm.
Uranglassplitter, beleuchtet mit einer UV-Taschenlampe
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Beute 2: Antiquitäten
Hier gibt es vor allem 2 Quellen von Radioaktivität zu entdecken: Thorium-Oxid und Radium. Thorium-Oxid wurde bis in die 1970er-Jahre für Glaslinsen verwendet, etwa bei Kameraobjektiven und Ferngläsern. Von außen erkennt man das nicht und auch die Listen im Internet zu radioaktiven Kameralinsen sind nicht immer korrekt. Hier muss man mit Geigerzähler bzw. Raysid auf die Suche gehen.
Radium ist häufiger zu finden. Das Element wurde nämlich zur Herstellung von Leuchtfarbe genutzt. Diese wurde nicht nur für Taschenuhren und Wecker verwendet, damit die Ziffern und Zeiger im Dunklen leuchten, sondern auch für Kompasse und Fluginstrumente.
Im Test ist mit Raysid schon bei einer Entfernung von 4 bis 5 cm zu einem russischen Armkompass aus dem Jahr 1941 ein deutlicher Strahlungsanstieg zu sehen. Nach 8 Sekunden wurde korrekt im Spec-Modus RA-226 erkannt.
Im Gegensatz zu Uranglas ist radiumhaltige Farbe nicht gänzlich ungefährlich. Durch den Zerfall von Radium entsteht Radongas. Wird es in größeren Mengen eingeatmet, können sich weitere Folgeprodukte, wie Polonium, Wismut und Blei, am Lungengewebe ablagern. Die zerfallen dort weiter, wobei Alphastrahlung entsteht, die krebserregend sein kann.
Räume, in denen man Antiquitäten mit Radiumfarbe lagert, sollten deshalb regelmäßig gut gelüftet werden. Kleinere Gegenstände könnte man auch luftdicht, etwa in Gläsern, lagern. Sollte man die Gläser dann aber mal öffnen, um den Gegenstand herauszuholen, sollte man das im Freien machen und vom Körper weghalten, damit angestautes Radongas nicht stoßartig Richtung Gesicht entweicht.
Nettes Detail: Die Lederhülle hat den Raysid-Schriftzug an der Rückseite
© Gregor Gruber
Beute 3: Radioaktives Gestein
Radioaktive Mineralien werden gerne als die Königsklasse der strahlenden Sammelgegenstände gesehen – zumindest von den sammelnden Personen. Besonders beliebt sind Exemplare, die unter UV-Licht fluoreszieren.
Bei Fundstücken wird zwischen den verschiedenen Elementen und Fundorten unterschieden, denn Gestein, das radioaktive Stoffe enthält, gibt es verteilt auf der ganzen Welt. Zudem kann man, unter der Einhaltung lokaler Gesetze, auch selbst entsprechendes Gestein finden, zumindest theoretisch. Praktisch hängt das stark davon ab, wo man sucht, was man sucht und wie viel Zeit und Risiko man investiert. In Österreich gibt es etwa Pechblende und Uranocircit.
Einfacher fündig wird man im Internet, was aber den Spaß an der Jagd nimmt. Mineraliengeschäfte und Mineralienbörsen sind physische Anlaufstellen. Schnäppchen wird man da aber, im Gegensatz zu Flohmärkten, wo man mit Glück auf günstiges Uranglas oder Uhren mit Radiumfarbe zum Spottpreis stößt, vermutlich nicht machen. Die Leute dort kennen sich nämlich aus und wissen um die Beliebtheit der radioaktiven Materialien.
Das Hantieren mit radioaktivem Gestein erfordert besondere Vorsicht. Es können sich Brösel und Staub lösen, die eingeatmet werden können. Man sollte also auf Nummer sicher gehen, Einweghandschuhe und FFP-Maske tragen und den Raum danach gut lüften.
Der Erwerb und Besitz von radioaktivem Material ist in Österreich nicht grundsätzlich verboten, aber gemäß des Strahlenschutzgesetzes 2020 geregelt. Das gilt sowohl für Mineralien als auch schwach radioaktive Sammelgegenstände wie etwa alte Uhren mit Radiumfarbe. Die Freigrenzen und weiteren Bestimmungen sind im Gesetz nachzulesen. Grob gesagt: Ein paar alte Uhren werden kein Problem sein, das Horten kiloweiser Pechblenden aber schon.
Fazit
Raysid ist ein fantastisches Tool, um in die spannende Welt der Strahlung einzutauchen. Das Gerät ist zwar deutlich teurer als andere Strahlenmesser, die man schon für gut 100 Euro bekommt, was aber der umfangreiche Funktionsumfang wettmacht.
Außerdem machen die kleine Größe und die Begleit-App die Verwendung bequem. Ganz ohne geistige Eigenleistung geht es da aber nicht: Die Raysid-App nimmt einem nicht ab, dass man sich das grundlegende Wissen über Strahlungswerte, Dosis, den Unterschied zwischen Alpha-, Beta- und Gammastrahlung, usw. aneignet.
Dann ist man aber auch schon mit einem Fuß im Rabbit Hole, bevor man kopfüber in die Faszination Radioaktivität eintaucht. Es wird alles mal gemessen, man freut sich über die Bestätigung der höheren Strahlung beim Fliegen, wundert sich, wie unterschiedlich hoch die Hintergrundstrahlung in verschiedenen Zimmern, der U-Bahn oder im Park ist und fiebert dem nächsten Flohmarkt entgegen, um dort auf radioaktive Schatzsuche zu gehen.