Der Volt 2 erreicht bis zu 450 Grad Celsius.
Ooni Volt 2 im Test: Elektrischer Pizzaofen mit "Pizza Intelligence"
Jeder, der schonmal in seinem gewöhnlichen Einbau-Backofen Zuhause Pizza gemacht hat, wird festgestellt haben: ganz so wie im Italien-Urlaub wird es nie. Selbst dann, wenn man den perfekten Pizzateig und die hochwertigsten Zutaten hat.
Der Grund ist, dass ein gewöhnlicher Backofen niemals die Temperaturen erreicht, die für eine Pizza notwendig sind. Ich habe sehr viel mit Pizzastein und -stahl in einem hochwertigen Haushaltsofen experimentiert. Egal, ob ganz unten oder ganz oben, mit oder ohne Grillstufe – die Pizza wird nie perfekt.
Abhilfe versprechen hier spezielle Pizzaöfen für den Heimgebrauch. Ein populärer Hersteller ist das schottische Unternehmen Ooni. Dieses kennt man in erster Linie durch seine gasbetriebenen Modelle. Unter der Bezeichnung Volt wird aber auch eine elektrische Variante verkauft. Seit kurzem gibt es den Volt 2, er kann im Betrieb bis zu 450 Grad Celsius erreichen. Ich habe ihn getestet.
© Ooni
Ein elektrischer Ofen hat seinen Gas-Geschwistern gegenüber mehrere Vorteile. Erstens kann man ihn bedenkenlos in Innenräumen verwenden. Außerdem muss man sich um keine Gasflaschen kümmern und die laufenden Kosten sind damit geringer. Erst recht, wenn man miteinkalkuliert, dass man vielleicht die ein oder andere Autofahrt nur dafür macht, die leere Gasflasche gegen eine neue zu tauschen.
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Pizza Intelligence
Der Ooni Volt 2 ist das zweite E-Modell im Portfolio. Er liefert nicht nur große Hitze, sondern soll auch dank “Pizza Intelligence” die perfekte Bräunung und Knusperstufe erreichen, egal welche Pizzasorte man machen möchte.
Denn Pizza ist nicht gleich Pizza. Eine klassische neapolitanische Pizza unterscheidet sich bei der Zubereitung grundlegend von einer römischen oder einer Pfannenpizza. Sie erfordern unterschiedliche Rezepte und auch unterschiedliche Backtemperaturen. Pizza Intelligence passt mithilfe von internen Sensoren die Ofentemperatur in Echtzeit an, damit das Ergebnis perfekt wird – so das Versprechen.
© Thomas Prenner
Auch wenn Ooni selbst von “intelligent” spricht, ist der Pizzaofen nicht “smart”. Das heißt, er verfügt weder über WLAN noch über App-Anbindung. Zwar gibt es eine offizielle und durchaus empfehlenswerte Ooni-App, dort findet man aber nur Rezepte. Dass ich den Ofen nicht mit dem Handy steuern kann, finde ich verschmerzbar.
Das Äußere und erster Eindruck
Wer sich den Ooni anschaffen möchte, sollte dafür einiges an Platz in der Küche einplanen. So misst er 54,5 × 44,2 × 26,3 cm und wiegt knapp 18 Kilogramm. Im Vergleich zu anderen Modellen ist er damit zwar durchaus kompakt, aber immer noch nicht klein. Optisch finde ich ihn durchaus ansprechend.
Meine Mutter meinte, das Design erinnert sie an ein überdimensionales Autoradio, wohl wegen des Drehknopfes zum Einstellen der Temperatur, der auch ein Volume-Drehrad sein könnte. Die Verarbeitung des Volt 2 ist jedenfalls perfekt. Alles wirkt wertig, inklusive Klappmechanismus der Tür.
Gerade so Platz für den Ooni.
© Thomas Prenner
Ein kleines Gimmick hat mir besonders gefallen: Die LED-Leiste unter dem Bedienfeld "flackert" im Betrieb so, dass es etwas an Flammen erinnert.
Angenehm: Der Ofen selbst wird im Betrieb zwar warm, aber nicht heiß. Rund 50 Grad Celsius konnte ich im Bereich der Tür bei der Backmethode Thin & Crispy messen.
© Thomas Prenner
Ein weiteres sinnvolles Detail des Ofens: Auf der Rückseite gibt es einen Dampfauslass, der überschüssige Feuchtigkeit abtransportiert. Das kann auch schon ordentlich dampfen, weswegen man den Ooni besser nicht unter einen Küchenschrank oder zu nah an die Wand stellen sollte.
© Thomas Prenner
Lieferumfang
Im Lieferumfang befindet sich ein Gitterrost, wie man es von einem üblichen Backrohr kennt, und ein 1 cm dicker Pizzastein. Diesen legt man im Ofen direkt auf das untere Heizelement.
Ich hätte mir noch gewünscht, dass man vielleicht eine Pizzaschaufel beilegt, wie sie auch bei vielen Pizzasteinen dabei ist. Da man diese unbedingt benötigt, um die Pizza in den Ofen zu bekommen, kann man also nicht auspacken und loslegen, falls man sie nicht mitbestellt hat.
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Die Backmodi
Der Ooni hat 3 verschiedene Backstufen: Neapolitanisch, Thin & Crispy und Pan Pizza. Ich habe Pizza auch ausschließlich mit diesen Pizza-Intelligence-Automatikmodi gemacht.
Je nach Backstufe benötigt der Ooni zuerst eine gewisse Zeit, sich aufzuheizen. Im Modus für neapolitanische Pizza erreicht der Ofen bis zu 450 Grad, dafür dauert das Heizen auch am längsten. Um die 20 bis 30 Minuten sollte man dafür einplanen, wobei ich sicherheitshalber immer rund eine halbe Stunde vorgeheizt habe.
Für die neapolitanische Pizza gibt es auch noch einen Hitze-Boost, den man 2 Minuten lang aktivieren kann. Das sollte man in genau dem Moment machen, bevor man die Pizza in den Ofen schiebt. Der Boost endet automatisch und danach dauert es ein paar Minuten, bis man ihn erneut einschalten kann.
Eine neapolitanische Pizza lässt sich mit dem Ooni tatsächlich in ca. 90 Sekunden zubereiten. Es ist aber ein schmaler Grat zwischen verbrannt und perfekt. In der Stufe für neapolitanisch ist es mir auch nach 10 Versuchen nie perfekt gelungen. Die Pizza war unten meistens eine Spur zu verbrannt, auch wenn sie von oben perfekt war. Bei einem Versuch habe ich die vorgeschlagene Temperatur von 430 Grad sogar etwas herunterreguliert und dennoch wurde der Boden zu dunkel, wie auch in dem Video zu sehen ist:
Etwas mehr verzeiht die Einstellung Thin & Crispy. Damit gelingen klassische römische oder New-York-Style-Pizzen, also solche mit dünnem, knusprigen Boden. Hier heizt der Ofen auf 350 Grad auf, eine Pizza benötigt rund 4 Minuten. In dieser Einstellung sind mir im Test die besten Pizzen gelungen. Hauchdünner Boden, knusprig, aber nicht zu dunkel. Es ist auch diese Einstellung, die ich dafür genutzt habe, kalte Pizzen wieder aufzuwärmen. Das gelingt damit überraschend gut, die Pizzen schmecken wieder fast wie frisch.
Dann gibt es noch die Pan-Pizza-Stufe. Diese hat mich in der Praxis am wenigsten überzeugt. Ich habe hierfür allerdings nicht die offizielle Ooni-Pan genutzt, sondern eine Bratpfanne aus Gusseisen. Insgesamt waren die Ergebnisse OK, aber nicht wirklich besser, als ich es von meinem Haushaltsofen kenne.
Eine Sache, die mir beim Ooni in allen Modi negativ aufgefallen ist, ist sein Geräusch. Er surrt nämlich nicht nur während des Backens ziemlich laut, sondern auch danach beim Abkühlen. Das stört, wenn man direkt neben dem Ofen seine frisch gebackene Pizza genießen möchte.
Stromverbrauch
Backen heißt auch hoher Stromverbrauch. Darum habe ich den Verbrauch des Ooni mitgemessen. Die Verbrauchsangaben lassen sich nicht 1:1 auf alle Anwender umlegen. So kommt es natürlich darauf an, wie schnell man beim Belegen der einzelnen Pizzen ist bzw. wie viel Leerlauf der Ofen dazwischen hat.
Am meisten Strom verbraucht, weil auch am heißesten, der Modus für neapolitanische Pizzen. Für Aufheizen und das Zubereiten von 4 Pizzen habe ich knapp 1,14 kWh gemessen. Dabei habe ich allerdings sehr zügig gebacken und wirklich innerhalb weniger Minuten eine Pizza nach der anderen gemacht. Das kann für Amateur-Pizzabäcker durchaus stressig sein, wenn eine Pizza nur um die 90 Sekunden braucht. Wenn man hier etwas entspannter ist, vielleicht Leute eingeladen hat und sich zwischen den Pizzen mehr Zeit lässt, steigt der Stromverbrauch natürlich entsprechend. Nicht viel, aber doch etwas stromsparender ist die Thin & Crispy Einstellung, hier bin ich während einer Session mit 4 Pizzen auf 0,97 kWh gekommen.
Wenn man also mit einem eher teuren Strompreis von 40 Cent pro kWh rechnet, liegen die Kosten für eine Pizzaback-Session zwischen 50 Cent und 1 Euro, wenn man sich Zeit lässt.
Fazit
Hat man den Ooni einmal in der Küche, kann man sich nur schwer von ihm trennen. Zumindest dann, wenn man einen Hang zum Pizza- oder Brotbacken hat. Der Volt 2 sieht gut aus, ist hochwertig verarbeitet und heizt so, wie es ein Haushaltsofen niemals kann. Am Gerät selbst ist mir eigentlich nur das Lüftergeräusch negativ aufgefallen. Das ist aber verkraftbar, denn mit dem Ofen sind mir zweifellos die besten Pizzen gelungen, die ich jemals in meinen eigenen 4 Wänden zubereitet habe.
Bevor man sich einen Pizzaofen anschafft, sollte man sich bewusst sein, dass man sich auch mit dem Thema Teig auseinandersetzen muss, um eine wirklich gute Pizza zu machen. Wer eine Pizza wie beim Italiener (oder wie in New York) machen will, sollte mit den Begriffen Glutenstruktur, Tipo 00 und kalte Teigführung etwas anfangen können. Denn auch der beste Ofen wird ohne den perfekten Teig keine gute Pizza machen.
Und selbst mit einem guten Teig: Neapolitanische Pizza zu schaffen, ist trotz Pizza Intelligence kein Selbstläufer und man braucht Übung. Man muss die richtige Menge Sauce mit der richtigen Konsistenz erwischen, sie richtig belegen und eventuell bei der Temperatur nachjustieren, damit die Pizza nicht verbrennt.
Ein gutes Stück einfacher ist hier, eine römische Pizza zu backen. Passt der Teig, kann man hier eigentlich kaum etwas falsch machen. Ooni einschalten, Modus auswählen, Pizza rein und grob die Backzeit einhalten. Es wird perfekt. Ebenfalls möglich ist es übrigens, Fladenbrote oder ähnliches auf dem Stein zuzubereiten. Während des Tests habe ich hier nur ein wenig experimentiert, sehe aber viel Potenzial. Pitas, Naan oder dergleichen gelingen mit dem Ofen großartig.
Beim Lieferumfang könnte sich Ooni etwas großzügiger zeigen. Bei einem Preis von 600 Euro wäre eine Pizzaschaufel noch drin gewesen, damit man direkt beim Auspacken gleich mit dem Backen loslegen kann. Wenn man sie separat nachkauft, noch ein kleiner Tipp: Nicht Holz, sondern unbedingt Metall verwenden. Denn Holz verträgt sich nicht gut mit den sehr hohen Temperaturen im Ooni Volt 2, wie ich auch schmerzhaft festgestellt habe.
Mehr Informationen zum Ooni Volt 2 und Bestellmöglichkeit auf der Ooni-Webseite.
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