Sennheiser HDB 630 im Test: Was bringt der Dongle wirklich?
Sennheisers neue HDB 630 wollen audiophilen Anwenderinnen und Anwendern besonders gute Klangqualität liefern. Die 42-mm-Schallwandler werden in einem Werk in Tullamore, Irland, hergestellt, wie es von dem Unternehmen heißt. Der Kopfhörer ist zudem mit einer aktiven, adaptiven Geräuschunterdrückung ausgestattet. In Kombination mit dem geschlossenen Aufbau sollen Umgebungsgeräusche zuverlässig ausgeblendet werden.
Eine Besonderheit ist der mitgelieferte USB-C-Dongle. Dieser soll garantieren, dass man auch ohne Kabel eine qualitativ hochwertige Verbindung aufrechterhält. Ich habe die HDB 630 getestet.
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Neben dem Dongle finden sich in der Box ein USB-C-Kabel, Klinkenkabel und ein Airline-Adapter.
© Thomas Prenner
Design und Verarbeitung
Das Gehäuse der HDB 630 wurde von den Momentum 4 übernommen. Das Design ist schlicht, auf mich wirken die Kopfhörer eher wuchtig.
Der Bügel und das Gestell, an dem die Ohrmuscheln befestigt sind, vermitteln einen gewissen Plastik-Charme, der dem Preisschild des Kopfhörers nicht ganz gerecht wird.
Die Materialwahl der Ohrpolster ist mit Kunstleder nicht ganz so wertig, wie es sein könnte. Daran ändert auch nicht, dass es sich laut Sennheiser um besonderes, japanisches Protein-Kunstleder handelt. Probleme mit der Haltbarkeit hatte ich im Test keine, weder mit dem Gestell noch mit den Polstern.
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Die Kopfhörer sitzen bequem am Kopf und sind weder unangenehm eng, noch zu locker. Mit einem Gewicht von 300 Gramm sind sie (trotz Plastik) schwerer als so manche Konkurrenzprodukte. Am Kopf fühlen sie sich aber erstaunlich leicht an. Ebenfalls positiv für mich als Brillenträger: Sie drücken mir die Bügel nicht unangenehm an den Kopf.
Insgesamt sind die Kopfhörer bequem. Selbst nach mehreren Stunden ist bei mir kein unangenehmer Druck aufgekommen. Auch das Gewicht hat mich nicht gestört.
Der Dongle
Im Lieferumfang ist ein USB-C-Transmitter (Dongle) enthalten. Er soll hochauflösende aptX-Übertragung auch für Geräte ermöglichen, die den Codec nicht nativ unterstützen. Das sei notwendig, da laut Schätzungen von Sennheiser nur 16 Prozent der weltweit verfügbaren Smartphones native Unterstützung für kabelloses Hi-Res-Audio bieten. Sennheiser empfiehlt übrigens, unabhängig von dem, was das Gerät unterstützt, den Dongle zu verwenden. Denn so ist man jedenfalls auf der sicheren Seite.
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Anfangs war ich ein bisschen irritiert, mit der Zeit habe ich den Dongle aber zu schätzen gelernt. Nicht nur, weil er verlässlich die bestmögliche Übertragungsqualität liefert, sondern auch weil das Wechseln zwischen Geräten damit so simpel ist, wie ich es mir wünsche. Wenn ich vom Laptop aufs Handy wechseln will, stecke ich einfach den Dongle um.
Klar, es gibt auch die Möglichkeit, mehrere Bluetooth-Geräte gleichzeitig zu verbinden. Das erratische Herumgespringe zwischen Geräten, das dabei immer wieder vorkommt, nervt mich ab und zu. Mit dem Dongle ist klar, dass das Audiosignal immer von dort kommt, wo er angesteckt ist.
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Der Klang
Sennheiser verspricht ein möglichst authentisches und unverfälschtes Klangprofil und genau das ist mit den HDB 630 gelungen. Musik klingt klar und ausgewogen. Bass und Höhen sind perfekt abgestimmt, man hat nicht das Gefühl, dass sich irgendetwas davon in den Mittelpunkt drängt.
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Hört man sich klassische Musik mit den Kopfhörern an und schließt die Augen, hat man das Gefühl, bei einem kleinen, intimen Kammermusikkonzert dabei zu sein. Oder im Falle von Singer-Songwriter-Musik bei einem Gig im Keller einer schummrigen Bar. Auch bei komplexeren Soundstrukturen verwäscht sich nichts, alles bleibt klar, differenziert und voneinander trennbar.
Sucht man den “Punch” bei Musik mit dröhnendem Bass, könnte es sein, dass einem der Ton ein bisschen zu neutral vorkommt. Dann kann man immer noch mit dem Equalizer oder Bass-Boost in der App nachhelfen.
Geräuschunterdrückung
Die Kopfhörer kommen mit aktiver Geräuschunterdrückung. Die funktioniert solide, allerdings nicht ganz so gut wie bei anderen Kopfhörern in dieser Preisklasse. Vor allem notorisch schwierig auszublendende Geräusche wie Gespräche oder Klappern von Geschirr dringt doch immer wieder zu meinem Ohr durch.
Die Kopfhörer haben den mittlerweile üblichen Transparenzmodus an Bord. Dieser funktioniert so, wie man es von anderen Herstellern kennt. Eine Anti-Wind-Funktion soll notorisch mühsame Windgeräusche bei aktivem ANC reduzieren, so wirklich hat das im Test aber nicht funktioniert.
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Akku
Der Akku soll bis zu 60 Stunden Wiedergabezeit ermöglichen, was selbst für die längsten Reisen mehr als genug sein dürfte. Auch im Test ist mir aufgefallen, wie selten ich die HDB630 laden musste. Ich dachte schon, dass die Akkustandsanzeige defekt ist, weil der Strom einfach nicht weniger wurde.
Und leer sich der Akku dann doch einmal, reichen 10 Minuten laden für 7 Stunden Spielzeit. Gerade auf Reisen kann das sehr praktisch sein.
Eine Kleinigkeit, die ich praktisch finde: 5 LEDs zeigen auf dem Kopfhörer an, wie viel Akku noch vorhanden ist.
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Bedienung und App
Die Kopfhörer selbst können per Touch-Bedienung auf der rechten Ohrmuschel gesteuert werden. Per Tippen kann man etwa die Wiedergabe anhalten und fortsetzen oder per Wischen die Lautstärke ändern. Die berührungsempfindliche Oberfläche reagiert eher zu empfindlich, es funktioniert aber einigermaßen. Wenn ich die Wahl habe, bevorzuge ich dennoch Knöpfe.
Bei der App hat Sennheiser das geschafft, an dem so viele Kopfhörer-Hersteller scheitern: Eine App zu machen, die nicht furchtbar ist. Die Sennheiser-App SmartControl+ ist hübsch, übersichtlich und funktional. Man kann sogar anpassen, welche Optionen man auf der Startseite sieht. Das Einzige, was ich mir (bei so gut wie allen) Kopfhörer-Apps wünschen würde, wäre, dass sie "Sennheiser" in die App-Bezeichnung aufnehmen. Dann müsste ich beim Suchen danach im App Drawer nicht immer überlegen, wie sie jetzt genau heißt.
© Thomas Prenner
Fazit
Die Sennheiser HDB 630 versprechen Klang für audiophile Anwender und das liefern sie souverän ab. Wer gerne genau hinhört und jedes Detail eines Musikstückes heraushören will, hat hiermit ein großartiges Gerät dafür.
Dass ein Dongle beiliegt, über den man automatisch in aptX überträgt, ohne sich durch irgendwelche Smartphone-Einstellungen wühlen zu müssen, ist praktisch und sinnvoll. Ebenfalls positiv ist die gute App sowie die lange Akkulaufzeit.
Pro und Contra
Pro
- Ausgezeichneter Klang
- Super App
- Extrem lange Akkulaufzeit
- Dongle
Contra
- Plastik und Kunstleder für hohen Preis
- Touch-Bedienung teilweise nervig
Nicht perfekt finde ich die Bedienung auf den Kopfhörern selbst umgesetzt. Die Touch-Oberfläche reagiert zu schnell, das Wischen zum Lautstärke ändern ist suboptimal. Platz genug, für den ein oder anderen Knopf mehr, wäre jedenfalls gewesen.
Luft nach oben sehe ich bei der Materialwahl. Auch, wenn der Kunststoff vermutlich seinen Zweck erfüllt: Es fühlt sich nicht an, als hätte man ein wirklich edles Gerät in Händen. Und das vermisst man durchaus, wenn man 500 Euro dafür ausgegeben hat. Insgesamt ist mir die Bauweise und Optik der HDB 630 auch eine Spur zu wuchtig.
Alle technischen Daten und Bestellmöglichkeit gibt es auf der Sennheiser-Webseite.
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