Crew-Dragon-Start ist Meilenstein für die US-Raumfahrt
Erstmals seit rund neun Jahren ist am Samstag in den USA wieder eine bemannte Rakete erfolgreich ins All gestartet. Zugleich handelte sich um den ersten bemannten Flug eines Privatunternehmens zur Internationalen Raumstation ISS. Die "Falcon 9"-Rakete, die vom Weltraumbahnhof in Cape Canaveral mit den US-Astronauten Bob Behnken und Douglas Hurley abhob, gehört zum Unternehmen SpaceX von Elon Musk.
Erfolgreicher Ablauf
Nur Minuten nach dem Start der "Crew Dragon"-Raumkapsel sprengte die Falcon 9 die erste Stufe ab, die selbstständig zur Erde zurückflog und sicher auf einer Plattform im Atlantik landete. Weit über der Erde trennte sich die Kapsel von der zweiten Raketenstufe und begann die Reise zur ISS. Insgesamt 19 Stunden sollen Behnken und Hurley unterwegs sein, bis sie an der Raumstation andocken können. Dort sollen die beiden mehrere Wochen verbringen.
Auf der Erde ließ das Ereignis viele strahlende Gesichter zurück. NASA-Chef Jim Bridenstine sprach von einem "wundervollen Tag", US-Präsident Donald Trump feierte den Start als "heldenhafte Tat". Die kommerzielle Raumfahrt sei die Zukunft, so Trump. "Ein neues Zeitalter amerikanischen Ehrgeizes hat jetzt begonnen."
Meilenstein
Für die USA ist der Start tatsächlich ein Meilenstein in der Raumfahrt. Seit dem Ende der Space-Shuttle-Flüge im Jahr 2011 war man auf russische Sojus-Kapseln angewiesen, um Astronauten zur ISS zu transportieren. Nun schoss das von Tesla-CEO Musk gegründete private Unternehmen SpaceX die "Crew Dragon" in Zusammenarbeit mit der US-Weltraumbehörde NASA ins All. Der erste Startversuch der Rakete am vergangenen Mittwoch war am schlechten Wetter gescheitert.
"Es ist unglaublich, die Kraft, die Technologie", sagte Trump, der eigens nach Cape Canaveral geflogen war, um den Start zu beobachten. "Wir haben etwas kreiert, das den Neid der Welt auf sich zieht, und wir werden bald auf dem Mars landen, und wir werden bald die besten Waffen haben, die man sich in der Geschichte je vorstellen konnte", fügte er hinzu. Mit dem erfolgreichen Start hätten sich die USA "ihren prestigeträchtigen Platz als Anführer der Welt" zurückerobert.
"Menschheit kann sich freuen"
Auch SpaceX-Gründer Musk zeigte sich tief bewegt. "Ich bin wirklich emotional sehr überwältigt, es ist schwer für mich zu sprechen", sagte er bei einer Pressekonferenz nach dem Start. 18 Jahre lang habe er auf dieses Ziel hingearbeitet. "Ich glaube es ist etwas, worüber die Menschheit sich freuen kann, und worauf sie stolz sein kann." Der Unternehmer ist ein Pionier bei der Entwicklung wiederverwendbarer Raketen, die Raumflüge preiswerter und damit häufiger machen sollen.
Bereits kommendes Jahr soll ein Konkurrent Amerikaner in den Orbit bringen. Dann will der Flugzeughersteller Boeing seinen CST-100 Starliner ins All schießen. Die NASA hat an beide Unternehmen fast acht Milliarden Dollar vergeben, damit sie konkurrierende Systeme entwickeln.
Verzögerung
Eigentlich waren eigene Flüge aus den USA zur ISS von der NASA schon für 2017 angekündigt gewesen. Im Zuge technischer Probleme, Finanzierungsschwierigkeiten und Umstrukturierungen nach der Wahl Trumps zum Präsidenten wurde das Projekt aber immer weiter aufgeschoben.
Es seien derzeit schwierige Zeiten für die USA, sagte NASA-Chef Bridenstine. Das Land ist besonders stark von der Coronavirus-Pandemie betroffen, zudem gibt es derzeit Massenproteste nach dem Tod eines Afroamerikaners bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis. Er hoffe, sagte Bridenstine, dass der erfolgreiche Start "jedem die Möglichkeit gibt, über Menschlichkeit nachzudenken".