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Hyperloop-CEO im Interview: "Geld ist kein Problem"

Für die Strecke Wien - Bratislava braucht man mit dem Zug etwas mehr als eine Stunde. Mit dem Hyperloop soll die 80 Kilometer lange Strecke in knapp acht Minuten zurückgelegt werden können. Ob die menschliche "Rohrpost" zwischen der slowakischen und österreichischen Hauptstadt, bei der Kapseln mit bis zu 1220 Kilometern pro Stunde durch eine Röhre schießen sollen, tatsächlich gebaut wird, hängt von einer Machbarkeitsstudie, ähnlich wie bei der Strecke zwischen Helsinki und Stockholm, und wohl auch von den gesetzlichen Rahmenbedingungen und der Finanzierung ab.

Dirk Ahlborn, CEO von Hyperloop Transportation Technologies (HTT) will sich auf kein Datum festlegen. "Ich gehe davon aus, dass es relativ schnell geht", sagt der Chef des in Kalifornien ansässigen Unternehmens. Anfang Juli weilte Ahlborn bei einem Ideenwettwerb seines Unternehmens in Bratislava. Die futurezone hat ihn am Rande der Veranstaltung über das Projekt befragt.

futurezone: Warum braucht es den Hyperloop?
Dirk Ahlborn:Es gibt auf der ganzen Welt keine Eisenbahn oder U-Bahn, die profitabel ist. Der öffentliche Verkehr ist extrem von Steuergeldern abhängig. Der Hyperloop hat sehr geringe Betriebskosten und er kann deshalb einem sehr kurzem Zeitraum profitabel sein. Es geht uns aber um viel mehr. Wir wollen neue Geschäftsmodelle durch die Digitalisierung des Verkehrs aufzeigen. Wir wollen etwas bauen, das die Leute mehrmals am Tag benutzen. Etwas, das unser Leben verändert. Wir müssen uns also darum kümmern, das es so einfach wie möglich ist.

Wie einfach wird es sein, mit dem Hyperloop zu verreisen?
Es muss so einfach sein, dass man nur auf einen Knopf drückt und sagt, wo man hinmöchte. Dann kommt ein selbstfahrendes Auto oder ein Uber-Taxi und holt einen ab und bringt einen zur nächsten Hyperloop-Station. Das muss alles gut funktionieren.

Sie wollen ein Ökosystem rund um den Hyperloop schaffen. Welche Lösungen schweben Ihnen vor?
Wir haben kein Vergnügen mehr am Reisen und am Pendeln. Es macht einfach keinen Spaß. Es gibt viele Probleme, die gelöst werden müssen. Wir sind aber nicht der Meinung, dass wir alle Antworten haben. Wir bieten eine Infrastruktur an, auf der andere aufbauen und Lösungen finden können. Wir geben anderen die Möglichkeit, Lösungen anzubieten. Das kann ein Koffer sein, der direkt nach Hause geliefert wird, es kann auch ein Dating-Service für den Hyperloop sein. Es ist übergreifend. Wir müssen dieses Ökosystem kreieren und neuen Ideen Platz lassen, um sich zu entwickeln. Wir haben dann unser Ziel erreicht, wenn wir kontinuierlich Innovation haben. Wir wollen für das Transportwesen das werden, was der App Store für das iPhone ist. Es geht um die Digitalisierung des Transports. Wer Zugang zu den Daten hat, kann darauf aufbauen und neue Geschäftsmodelle und Services entwickeln.

Sieht sich Hyperloop als Infrastrukturanbieter?
Wir sind eine Technologiefirma. Wir sind keine Konkurrenz zur Bahn. Letztendlich sind wir Technologieanbieter für die Bahn. Wir bauen neue Verkehrssysteme und bieten in den verschiedensten Bereichen Lösungen, die von Transportunternehmen angenommen werden können. Hyperloop ist das bestmögliche Transportsystem mit der besten Passagiererfahrung, das sehr schnelles Reisen kostengünstig anbietet. Aber sehr viele der Sachen, die für den Hyperloop entwickelt werden, können auch woanders eingesetzt werden.

Wie sieht ihr Geschäftsmodell aus? Es heißt, dass sie von den Passagieren kein Geld für Tickets nehmen wollen?
Das ist eine Provokation an uns selber. Wenn man Innovation betreibt, muss man aus Modellen bestimmte Elemente herausnehmen. Wenn ich aus dem Geschäftsmodell eines Transportunternehmens die Möglichkeit herausnehme, Tickets zu verkaufen, dann muss ich andere Lösungen finden. Letztendlich ist das aber eine Entscheidung des jeweiligen Transportunternehmens. Wir zeigen Alternativen und Zusatzeinnahmen auf.

Die erste Hyperloop-Strecke soll im kalifornischen Quay Valley gebaut werden. Wann beginnen Sie mit dem Bau?
Wir haben Anfang des Jahres die Baugenehmigung eingereicht und bereits Streckenabmessung und Bodenproben durchgeführt. Eine Umweltverträglichkeitsstudie läuft. Wir gehen davon aus, dass wir in einigen Monaten anfangen können.

Wie sieht es mit der Strecke Bratislava-Wien aus?
In der Slowakei sind wir jetzt gerade dabei uns verschiedene lokale Strecken anzuschauen. Die Slowakei unterstützt uns, das könnte relativ schnell gehen. Wir haben derzeit knapp 14 Länder, mit denen wir in Diskussionen sind. In einigen gibt es schon Vertragsverhandlungen.

Wann werden Sie die ersten Passagiere transportieren?
Für Quay Valley gehen wir von Anfang 2019 aus. 36 Monate nach Baubeginn. In Europa hängt es ganz davon ab, wie die Politik damit umgeht. Ich gehe davon aus, dass es relativ schnell geht. Es ist aber zu früh, etwas darüber zu sagen.

Wo sollen die Strecken verlaufen, entlang von Autobahnen und Bahnstrecken? Wie sieht es mit der Klärung der Wegerechte aus?
Autobahnen und Bahnstrecken hätten den Vorteil, dass man entlang bestehender Wegerechte bauen kann. Das muss aber nicht sein. Im Idealfall geht man so gerade wie möglich, damit man auf die Geschwindigkeiten kommen kann.

Ist der Hyperloop sicher? Es gibt Stimmen, die das bezweifeln.
Sicherheit ist für uns einer der wichtigsten Faktoren. Wir haben bei den Kapseln eine Sandwichkonstruktion. Die Kapseln haben eine Innen- und eine Außenhaut. Wir haben auch ein neues Material entwickelt, das smart ist. Wir nennen es Vibranium. Es misst die Integrität der Struktur. Wir können also schnell feststellen, ob eine der Häute beschädigt ist und die betroffenen Kapseln schnell aussortieren.

Wie finanziert sich eigentlich ihr Unternehmen?
Wir sind eine ganz normale Firma. Allerdings nutzen wir ein neues Modell der Firmengründung. Die meisten Teammitglieder arbeiten für Anteile an der Firma. Wir finanzieren uns eigentlich durch Leidenschaft.

Wie viele Mitarbeiter haben Sie?
Wir haben über 800 Leute, ein Teil davon kommt aus knapp 40 Firmen, wie etwa Oerlikon, die die Vakuumpumpe bauen, Re-flekt, die die "Augmented Windows" in den Kapseln machen, die Linzer Software-Firma Catalysts und viele andere, die für eine Beteiligung an Hyperloop arbeiten. Wir haben auch viele Sponsoren und natürlich auch normale Finanzierungsrunden. Unser Zugang ist "Crowd-powered". Man braucht nicht viel Geld, um große Sachen zu machen.

Wie hoch sind die Baukosten für einen Kilometer?
Maximal um die 15 Millionen Euro pro Kilometer. Es hängt von der Gegend ab.

Für die Strecke Wien - Bratislava könnten das bis zu 1,2 Milliarden Euro sein. Woher nehmen Sie das Geld?
Das wird wahrscheinlich ein Public-Private-Partnership. Normalerweise möchten die Länder die Oberhand haben, aber wir haben über 600 institutionelle Investoren, die gerne investieren wollen. Geld ist bei diesem Projekt wirklich kein Problem.

Wie sind Sie auf die Slowakei gekommen?
Die Regierung der Slowakei war proaktiv, sie sind sehr innovationsgetrieben. Man kann solche Projekte auch in Europa machen, wir haben hier die besten Ingenieure der Welt.

Regulatorisch müssen viele Fragen geregelt werden, wie gehen Sie damit um?
Wir arbeiten jetzt schon gemeinsam mit dem TÜV in der Slowakei. Sicherheit ist für uns wichtig. Unser System ist zehnmal sicherer als ein Flugzeug. Es gibt aber bestimmte Bereiche, die bis jetzt noch nicht geregelt wurden.

Wie sind die Reaktionen der Gesetzgeber?
Das größte Problem, das dieses Projekt hat, ist die Regulierung. Dazu brauchen wir die Unterstützung der Politik. Wir hoffen auf die Unterstützung der Slowakei und Österreichs, um die Regulierung durchzusetzen. Es sollte halt nicht 20 Jahre dauern.

Sind Sie mit österreichischen Politikern in Kontakt?
Es gab Gespräche. Wir hatten den Eindruck, dass die Politik unserem Projekt grundsätzlich unterstützend gegenübersteht.

Neben ihrem Unternehmen gibt es auch noch Hyperloop One, das ebenfalls an Hyperloop-Strecken arbeitet. Wie ist Ihr Verhältnis zu dem Konkurrenten?
Wir waren 2013 die Ersten, das heißt wir haben knapp zwei Jahre Vorsprung. Sie benutzen ein sehr normales Modell aus dem Silicon Valley - so viel Geld wie möglich aufzutreiben und so viel Geld wie möglich auszugeben und so groß wie möglich auszusehen. Wir wollen zeigen, das man es auch anders machen kann. Für uns war es ganz klar, wir mussten das ganze in eine Bewegung verwandeln. und zu einer Bewegung gehört auch, dass es andere Firmen gibt. Das der Hyperloop nicht nur von uns abhängig ist, garantiert den Erfolg.

Gibt es Pläne mit Hyperloop One zusammenzuarbeiten?
Grundsätzlich macht es absolut Sinn zusammenzuarbeiten. Gerade wenn man über Regulationen redet, möchte man nicht alleine am Tisch sitzen. Unser Modell beruht auf Kollaboration, aber andere sehen das anders.

Gibt es eigentlich Austausch mit Elon Musk, auf den das Hyperloop-Konzept zurückgeht?
Elon hat von Anfang an gesagt, dass er mit Tesla und SpaceX zu beschäftigt ist, er wollte, das jemand anderes das annimmt. Das haben wir getan.

Sehen Sie beim Hyperloop Parallelen zur Eisenbahn, die die Gesellschaft grundlegend verändert hat?
Um wirklich etwas zu verändern, müssen wir die erste und die letzte Meile lösen. Wenn es eineinhalb Stunden dauert, bis man am Bahnhof ist, dann wird man den Hyperloop nicht jeden Tag benutzen. Wenn wir dieses Problem lösen, dann können Leute in einer Stadt wohnen und in einer anderen Stadt arbeiten. Rund um größere Städte wie Peking oder Los Angeles könnte es Satellitenstädte geben, wo man günstiger lebt, aber trotzdem innerhalb von Minuten im Zentrum ist. Güter können von China in Stunden, statt wie heute in Wochen oder Monaten, in Europa sein. Konzepte wie Hyperloop bringen Leute zusammen. Wir machen die Welt nicht kleiner, wir machen sie größer.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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