Science

V.360: Österreicher arbeiten an 360-Grad-Actioncam

Die V.360 ist die weltweit erste Full-HD-Actioncam, mit der hochauflösende 360-Grad Rundumpanoramafotos und -videos gemacht werden können. Die Software für die Kamera haben zwei Jungunternehmer aus Oberösterreich, Florian Lettner und Wolfgang Damm, entwickelt. Die beiden FH Oberösterreich-Absolventen haben zusammen die Firma „Pocket Lifestyle“ gegründet, die sich auf die Entwicklung mobiler Lösungen für Lifestyle-Produkte wie etwa Wearables spezialisiert hat. “Alles hat eigentlich mit einem Studentenprojekt für GoPro Kameras während meines Mobile-Computing-Studiums an der FH OÖ in Hagenberg begonnen“, erzählt Florian Lettner, einer der App-Entwickler, der futurezone.

US-Partner

„Ich habe nebenbei auch eine App für die GoPro Actionkamera geschrieben, um meine Fallschirmsprünge zu dokumentieren. Dieses Programm erlaubte eine Fernsteuerung über das Smartphone und die Sichtung der Aufnahmen per Live-Ansicht oder im Nachhinein. Die App war so erfolgreich, dass ich schließlich ein Einzelunternehmen gegründet habe”, so Lettner weiter.

Da die GoPro-App schon nach ein paar Monaten 500.000 Downloads verzeichnet hat, wurden auch Firmen aufmerksam. So kontaktierte im Dezember 2013 das Unternehmen VSN Mobil Lettner und seinen Studienkollegen Damm und fragte, ob sie Interesse an der Entwicklung einer Kamera hätten. Die US-Firma VSN wurde von ehemaligen Motorola-Forschern gegründet und verwendet für ihre Kamera Hardware von Qualcomm. Die beiden FH OÖ-Absolventen flogen daraufhin 2014 nach Florida, um die Entwicklungsarbeit offiziell aufzunehmen. “Wir wurden beauftragt, die offizielle App zu entwickeln und mussten dann in Eile eine GmbH gründen, damit wir ein so großes Projekt überhaupt stemmen konnten”, erzählt Lettner.

Die 360-Grad-Funktionalität wird über ein Spiegelsystem erreicht. “Der Sensor hat eine Auflösung von 6480 x 1080 Pixel. Über einen spiegelnden Silbervulkan wird das 360-Grad-Panorama auf den Sensor gelenkt”, sagt Lettner. So entsteht ein Panorama, das sechs aneinandergefügten Full-HD-Fotos entspricht. Die Kamera nimmt immer im 360-Grad-Modus auf. “Um dieselbe Szene abzudecken, bräuchte man sechs kreisförmig angeordnete GoPros”, erklärt der Software-Entwickler. Durch einen in die App integrierten Video-Editor ist es im Nachhinein möglich, 16:9-Ausschnitte in Full-HD zu wählen und freizustellen. Die Ausschnitte können dabei auch während eines 16:9-Videos verschoben werden. So entstehen virtuelle Kamerafahrten in Full-HD. In der App kann das komplette 360-Grad-Video auch auf einen virtuellen Zylinder projiziert werden, um die Rundumsicht zu veranschaulichen.

Neue Möglichkeiten

“Im Sport kann so mit einer Kamera alles abgedeckt werden, was rund um den Träger passiert. Auch in anderen Bereichen ist das ein Asset, beispielsweise können im Business-Bereich bei Videokonferenzen große Personengruppen und im Bereich Home-Security viel größere Bereiche erfasst werden”, nennt Lettner einige Einsatzgebiete. Das Spiegelprinzip führt zwar zu Verzerrungen des Bildes, diese werden aber mittels Software wieder ausgeglichen. Die Qualität ist so mit Konkurrenzprodukten vergleichbar. “Unser 16:9-Bildausschnitt bewegt sich bei Qualitätsmessungen im Bereich einer GoPro, plus minus10 Prozent”, sagt Lettner. Die Möglichkeit, die gesamte 360-Grad-Ansicht in einem Player abzuspielen, ist ebenfalls gegeben, entweder mit der zugehörigen Software oder seit April 2015 auch bei YouTube, das eine entsprechende Funktion bereits auf der CES angekündigt hat.

Bei dieser Ansicht sieht der User einen interaktiven 16:9 Ausschnitt und kann diesen im Video frei bewegen. Allerdings sind aufgrund der Dateigrößen dann stärkere Komprimierungen erforderlich. Die Kamera unterstützt Micro-SD-Karten bis 128 Gigabyte. In der höchsten Auflösung benötigt ein 15-minütiges Video rund zwei Gigabyte. Zeitrafferaufnahmen sind ebenfalls möglich. In den USA ist die V.360 bereits erhältlich. In Europa wird derzeit noch nach einem Vertriebspartner gesucht, der Marktstart soll aber noch im Frühsommer erfolgen. Hier wird das Gerät im Preissegment von GoPro und Co angeboten werden. In absehbarer Zukunft soll auch eine günstigere, abgespeckte Variante auf den Markt gebracht werden.

Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und FH Oberösterreich entstanden.

Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Markus Keßler

mehr lesen