Beme: Gehypte Storytelling-App im Test
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Die erst vergangene Woche im App Store erschienene App verfolgt im Vergleich mit Snapchat und Periscope den neuen Ansatz, Momente aus Sicht des Nutzers in Form von Videos mit Freunden und der Welt zu teilen. Und das quasi im Blindflug.
Am Freitag präsentierte Casey Neistat seine neue App, die er unter anderem mit Matt Hackett entwickelt hat. Hackett selbst war bereits am Aufstieg und Erfolg der Blogging-Seite Tumblr beteiligt.
Zugang
In den vergangenen Tagen ist ein regelrechter Hype rund um die App Beme entstanden. Das mag auch daran liegen, dass der Nutzerkreis momentan relativ exklusiv ist. Um die App überhaupt nutzen zu können, muss man per Invite-Code von anderen Nutzern dazu eingeladen werden. Die Anzahl der Codes, die man generieren kann, ist aber stark beschränkt. Entsprechend verzweifelt suchen Interessenten nach Zugangscodes. Wer etwa auf Twitter “beme” eingibt, findet fast ausschließlich jene Personen, die um eine Einladung betteln und beinahe ebenso viele, die Suchende mit gefakten Links in die Falle locken wollen.
Hat man schließlich einen der begehrten Invites ergattert, darf man sich einen Nutzernamen aussuchen. Der Name mag gut überlegt sein, eine spätere Änderung ist nicht möglich. Zumindest nach jetzigem Stand benötigt man auch kein Passwort. Im Laufe der Zeit fragt die App den Nutzer nach der eigenen Telefonnummer. Sollte irgendwann wieder ein Login notwendig sein, findet die Authentifizierung über einen an die Mobilnummer zugesandten Code statt.
Schlicht und intuitiv
Die Applikation ist in einem einfach Schwarz gehalten und sehr übersichtlich. Es existiert nur ein Hauptscreen, der Stream, in dem die erstellten Videos von Freunden und anderen Nutzern aufscheinen. Ein Zähler am oberen Rand zeigt, wie viele Personen die eigenen Videos über welche Gesamtdauer gesehen haben. Außerdem gibt es noch das Optionsmenü, in dem Invite-Codes für andere erstellt sowie die Liste der Follower gepflegt werden kann. Momentan wird am Feinschliff gearbeitet. Erst vor wenigen Tagen wurde ein größeres Update freigegeben.
Für die Entwickler war vor allem wichtig, dass die App intuitiv ist. Zumindest auf den ersten Blick wird man aber nicht sofort erkennen, welche Fingergeste für welche Funktion zuständig ist. Ein Tutorial sucht man vergeblich.
Storytelling
Es empfiehlt sich beim ersten Test zumindest etwas bekleidet zu sein, um peinliche Momente zu vermeiden. Die Aufnahmefunktion löst nämlich für viele überraschend aus. Da Beme darauf abzielt, Videos aus der Sicht des Nutzers zu filmen, wird als Auslöser der Annäherungssensor des Smartphones genutzt. Hält man sein Smartphone mit dem Display z.B. an die Brust, beginnt die Aufnahme des Videos. Auf Start und Ende der Aufzeichnung wird man per Vibration und Ton hingewiesen.
“Share videos. Honestly” ist der Slogan der App. Authentizität steht für die Entwickler an erster Stelle. Was man gerade filmt, wird nicht auf dem Display angezeigt, da dieses während der gesamten Aufzeichnung schwarz bleibt. Nachdem die Aufnahme beendet wurde, wird das Video sofort gepostet. Ein Abbruch ist dann nicht mehr möglich. Auch eine nachträgliche Bearbeitung mit Filtern oder anderen Werkzeugen ist nicht vorgesehen.
Freunde. Und eine Menge Strangers
Die Videos anderer lassen sich im Stream abrufen. Neben jenen Personen, denen man folgt, werden auch immer wieder “Strangers” angezeigt. Anhand des eigenen Standortes werden diese Personen in “nearby” und far-away strangers” aufgeteilt. Spätestens hier sollte jedem Anwender bewusst werden, dass die eigenen Aufnahmen auch für Personen sichtbar sind, die man weder kennt, noch zum eigenen Follower-Kreis gehören. Zwar können andere Nutzer blockiert werden, generell einschränken lässt sich das Publikum aber nicht.
Reaktion per Selfie
Durch langes Halten auf einen der Benutzernamen im Stream wird ähnlich wie bei Snapchat das Video abgerufen. Hebt man den Finger an, verschwindet die Aufnahme wieder. Ein weiteres Augenmerk liegt auf den Reaktionen von anderen, auf die erstellten Videos. Sieht man sich einen der Clips an, kann man währenddessen eine “Reaktions-Selfie” versenden.
Dazu ist jedoch etwas Fingerakrobatik notwendig. Während der Finger auf dem Display bleibt, um das Video abzuspielen, muss man diesen leicht bewegen. Dadurch erscheint am rechten oberen Rand ein kleines Selfie-Fenster. Will man eine Reaktion versenden, wird nun ein zweiter Finger benötigt, der auf das kleine Kästchen tippt.
Vernetzung
Da eine Nutzung der Anwendung bisher nur mittels Einladung möglich und die Anzahl der Codes beschränkt ist, wird man anfangs nicht besonders viele Freunde und Bekannte zum Teilen haben. Neben dem Import von Kontakten gibt es die Möglichkeiten, andere über ihren Username hinzuzufügen. Eine Suchfunktion gibt es nicht. Wer selber nicht über seine Telefonnummer gefunden werden will, kann diese Option in den Einstellungen deaktivieren.
Fazit
Beme verfolgt einen vollkommen neuen Ansatz. Während bisherige Apps vor allem den Versender in den Mittelpunkt des Foto- oder Videogeschehen rückten, möchte Beme authentisches Storytelling anbieten. Gerade für jene immer größer werdende Personengruppe, die dem Selfie-Trend kritische gegenüber steht, bietet die App sehr interessante Möglichkeiten. Ob sie sich auch etablieren kann ist bisher nicht abzusehen. Momentan ist die Anwendung nur für iOS verfügbar. Laut Neistat ist eine Android App aber in Arbeit.
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