Amazon-Chef: Die Erschließung des Weltalls ist notwendig
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Amazon-Gründer Jeff Bezos geht davon aus, dass sein Vermächtnis die Investitionen zur Erforschung des Weltraums sein werden. Die von ihm finanzierte Raumfahrt-Firma Blue Origin sei „das Wichtigste, was ich mache“, sagte Bezos am Dienstag bei der Verleihung des Axel Springer Awards in Berlin. Er denke, dass die Erschließung des Sonnensystems unter anderem nötig sei, um künftige Energiekrisen zu verhindern. Außerdem werde die Menschheit irgendwann die Schwerindustrie von der Erde wegverlagern.
Der 54-jährige Bezos ist Gründer und Chef des weltgrößten Online-Händlers Amazon sowie Eigentümer der „Washington Post“. Seine Amazon-Beteiligung macht ihn - zumindest auf dem Papier - zum reichsten Mann der Welt mit einem Vermögen von aktuell mehr als 120 Milliarden Dollar. Springer verlieh ihm die Auszeichnung als Würdigung für visionäres Unternehmertum in der Internetwirtschaft sowie die konsequente Digitalisierungsstrategie der 140 Jahre alten US-Traditionszeitung.
Von Protesten begleitet
Bezos wurde in Deutschland allerdings von dem Streit mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi eingeholt. Verdi fordert für die Beschäftigten in Amazons Logistikzentren schon seit Jahren einen Tarifvertrag nach den Konditionen des Einzel- und Versandhandels und organisierte vor dem Springer-Gebäude eine Protestkundgebung mit mehreren hundert Teilnehmern.
Die Gewerkschaft kritisiert, Beschäftigte könnten von den Gehältern nicht leben, während Bezos der reichste Mann der Welt sei. Außerdem sei der Arbeitsdruck zu hoch. Der US-Konzern, der bundesweit mehr als 12.000 festangestellte Mitarbeiter beschäftigt, kontert, man zahle am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich sei - „an allen Standorten in Deutschland mindestens 10,52 Euro brutto pro Stunde“.
Bezos wies die Vorwürfe bei der Preisverleihung zurück. „Ich bin sehr stolz auf unsere Arbeitsbedingungen. Ich bin sehr stolz auf die Gehälter, die wir zahlen.“ Ohne Verdi direkt zu nennen, sprach er von Kritikern, die eigene Interessen verfolgten.
Rasanter Aufstieg
Bezos hatte Amazon 1994 gegründet und entwickelte das Online-Buchgeschäft zum weltweiten Einzelhändler, Marktplatz und Anbieter von Cloud-Diensten weiter. Die „Washington Post“ kaufte er im Jahr 2013.
Bezos betonte, die einzige Verwendung für seinen Reichtum - „den Lottogewinn mit Amazon“ - sehe er in Weltraumreisen. „Blue Origin ist teuer genug, um dieses Vermögen aufzubrauchen“, sagte er zu lachenden Zuschauern im Publikum. Bezos bekräftigte, dass er dafür jährlich Aktien im Wert von einer Milliarde Dollar verkaufe - und damit auch fortfahren wolle.
Der Frage nach Attacken von US-Präsident Donald Trump, der Amazon und der ihm kritisch gegenüberstehenden „Washington Post“ Steuertricks vorwirft, wich Bezos aus. Zugleich betonte er, dass er die aktuelle grundsätzliche Skepsis gegenüber Internet-Unternehmen verstehe. Die Firmen seien inzwischen so groß geworden, dass dies eine stärkere Aufsicht rechtfertige - und die Branche müsse einsehen, „dass das nicht persönlich gemeint ist“. Auch wenn es für die Unternehmer selbst vielleicht schwer nachzuvollziehen sei - für ihn selbst sei schließlich immer noch frisch in Erinnerung, wie Amazon so klein gewesen sei, dass er Pakete zur Post brachte.
Vorteile für Platzhirschen
Internet-Firmen sollten zudem ihre Nutzer nicht unterschätzen: „Wenn man ihre Daten missbraucht, finden sie das heraus.“ Bezos warnte zugleich, dass strengere Regeln Innovationen nicht behindern dürften. „Eine ungewollte Folge der Regulierung ist oft, dass sie dem Platzhirsch einen Vorteil verschafft.“ Für Amazon könnte das angesichts der aktuellen Größe sogar günstig sein - „aber ich wäre nicht glücklich darüber“. Denn für die Gesellschaft sei kontinuierlicher Fortschritt wichtig.
Den undotierten Axel Springer Award erhalten nach Angaben des Unternehmens herausragende Persönlichkeiten, die in besonderer Weise innovativ sind, Märkte schaffen und verändern und sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellen. Vorherige Preisträger waren 2016 Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und 2017 der britische Physiker und Informatiker Timothy Berners-Lee, der das World Wide Web erfand.
Kommentare