"Corona war und ist ein digitales Trainingslager für uns alle"
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Gemeinsam mit A1 und der Wirtschaftskammer Österreich sucht futurezone aktuell Austria’s Top Digital Re-Start. Anlässlich des Wettbewerbs für Unternehmen, hat sich futurezone mit A1 Telekom Austria Group CEO Thomas Arnoldner und Mariana Kühnel, Generalsekretär-Stellvertreterin der Wirtschaftskammer Österreich, über Chancen und Umwälzungen für Unternehmen wegen Corona unterhalten.
futurezone: Österreich steckt mitten in der Omikron-Welle, die Unternehmen auf unterschiedliche Art und Weise trifft (geschäftlich sowie möglicherweise Ausfälle der Mitarbeiter*innen) - warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen solchen Wettbewerb?
Thomas Arnoldner: Für viele Unternehmen ist es unglaublich herausfordernd, erfolgreich durch diese Krise zu kommen. Ich glaube, dass Austria’s Top Digital Re-Start genau hier ansetzen kann: Wir wollen Unternehmen vor den Vorhang holen, die dank innovativer und kreativer Lösungen einen Weg gefunden haben. Das kann auch für viele ein Impuls sein, anders an Dinge heranzugehen. Ich sehe die Digitalisierung als große Chance, besser mit Krisen umzugehen.
Frau Kühnel, was hat man vonseiten der WKÖ in der Krise von den Unternehmen gehört?
Kühnel: Natürlich hat die Pandemie einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Dennoch oder gerade deswegen haben aber auch zahlreiche Klein- und Mittelunternehmen (KMU) aus Österreich gemerkt, dass hier noch Aufholbedarf besteht. Denn sie haben sich zuletzt nicht nur auf diesen Bereich fokussiert, sondern sich vor allem mit anderen Themen beschäftigt, nämlich Förderungen und Kurzarbeit zu beantragen um überhaupt die Krise zu überleben. Die Diskrepanz bei der Digitalisierung zwischen KMU und Großunternehmen ist daher mancherorts größer geworden.
Welche veränderten Anforderungen hat die Corona-Krise für Unternehmenskunden von A1 gebracht?
Arnoldner: Die Corona-Pandemie hat kurz für eine Schockstarre gesorgt, aber gleichzeitig einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Corona war und ist ein digitales Trainingslager für uns alle. Kunden stehen Dingen wie der Cloud viel offener gegenüber, gleichzeitig müssen sie sich mit neuen Herausforderungen auseinandersetzen, wie zum Beispiel der massiven Zunahme an Cyberattacken, wo wir mit einem sehr breiten Portfolio unterstützen können.
Frau Kühnel, wie hat es sich in Branchen bemerkbar gemacht, die vielleicht noch nicht so viele Berührungspunkte mit Digitalisierung hatten? Wo gab es die größten Schwierigkeiten?
Kühnel: Auch wenn Großbetriebe auf digitale Tools gesetzt haben, brauchen Klein- und Kleinstbetriebe oftmals noch einen Schub nach vorne. Das auch deshalb, weil ihnen im Zuge der Corona-Pandemie einfach das Geld dafür gefehlt hat. Im Handel hat nur jedes zehnte Unternehmen verstärkt auf neue Online-Absatzkanäle gesetzt; auch Handwerk oder Logistik hatten schwer zu kämpfen. Das führt auch dazu, dass laut einer Befragung nur ein Drittel meint, digitale Fortschritte erzielt zu haben. Gleichzeitig sehen wir aber auch, dass EPU und KMU während Corona digitale Geschäftsmodelle ergänzt oder ganz neu aufgesetzt haben und durchaus die Digitalisierung als Trampolin gut für ihre Geschäftsbereiche nutzen konnten.
futurezone, A1 und die WKÖ suchen Austria’s Top Digital Re-Start
Die Corona-Krise hat nicht nur den Alltag der Österreicher*innen, sondern auch heimische Unternehmen vor völlig neue Herausforderungen gestellt. Viele Firmen mussten sich neu aufstellen - nicht selten waren digitale Innovationen die entscheidenden Problemlöser.
Gemeinsam mit A1 und der Wirtschaftskammer Österreich sucht die futurezone nun Austria’s Top Digital Re-Start. Auf die Gewinner*innen wartet ein rund 30.000 Euro schweres Paket.
Die Einreichfrist läuft bis 20. Februar, alle Informationen zu dem Wettbewerb gibt es hier.
War A1 für ein Corona-Szenario aus Ihrer Sicht gut genug vorbereitet?
Arnoldner: Niemand hat mit einem derartigen Szenario gerechnet, aber unsere Mitarbeiter*innen, Infrastruktur und Tools waren in gewisser Weise darauf vorbereitet. Home-Office war zum Beispiel bereits vor der Krise üblich. Die Dynamik, die sich dann entwickelte, war aber nicht erwartbar: Es ist der Motivation des A1-Teams zu verdanken, dass wir uns so rasch auf die neue Situation einstellen konnten. Wir konnten das erhöhte Telefonie- und Datenaufkommen sehr gut bewältigen und die Betreuung unserer Kund*innen weiterhin gewährleisten.
Was hat man als Provider in dieser Zeit gelernt?
Arnoldner: Eine Krise wie diese macht unserer Bedeutung als Teil der kritischen Infrastruktur sichtbar, und zwar für jeden und jede. Kein Homeschooling, kein Arbeiten von zuhause, kein digitales Entertainment ohne gut ausgebaute und funktionierende Infrastruktur. Das zeigt auch sehr deutlich, wie wichtig Investitionen in den Ausbau unserer Infrastruktur sind. Wir investieren als Unternehmen jedes Jahr circa eine halbe Milliarde Euro, allein in Österreich.
Hat es auch nachhaltige Veränderungen gegeben?
Arnoldner: Das Offensichtlichste ist die viel stärkere Flexibilisierung von Arbeitsplatz und Arbeitszeit und damit einhergehend ein neuer Führungsstil, der weniger auf Präsenzkultur aufbaut. Die Krise hat unseren internen Digitalisierungsinitiativen auch noch mal einen Booster verpasst, beispielsweise bei der Digitalisierung von Kundeninteraktionen. Sie können heute in nahezu allen unserer Länder in den A1 Live Shop gehen, in dem wir den Kund*innen auch online die beste Beratung anbieten.
Frau Kühnel, glauben Sie, dass sich durch Corona eine grundlegende Mentalität bei Unternehmen hinsichtlich Digitalisierung verändert hat? Besteht nicht die Gefahr, dass in ein paar Jahren wieder viele Dinge wie früher sind?
Kühnel: Nein, das glaube ich nicht. Der Prozess der Digitalisierung ist nicht mehr umkehrbar. Das Doppelpack Digitalisierung und Innovation verbessert unser Leben und das ist jetzt noch spürbarer durch die Pandemie. Wichtig ist, Möglichkeiten aufzuzeigen, statt mit den Ängsten zu spielen.
Was waren für Sie die größten - positiven - Überraschungen in der Krise?
Kühnel: Mich hat der Schwung überrascht, den heimische Betriebe bei den Themen Life Sciences, Künstliche Intelligenz und Umwelttechnologien entwickelt haben. Gleichzeitig haben die großen Investments in bekannte Start-ups gezeigt, dass der Gründergeist in Österreich Innovation und Digitalisierung kann. Besonders wichtig ist, dass Digitalisierung auch den Bildungsbereich befeuert hat. Die Einführung des Faches „Digitale Grundbildung“ ist ein erster Schritt, denn digitale Kompetenzbildung muss schnell und umfassend erfolgen. Greifbare und begreifbare Digitalisierung gilt es auch im Bereich der Lehre noch viel stärker miteinzubeziehen.
Was glauben Sie, werden die großen Herausforderungen für Unternehmen in den kommenden Wochen und Monaten sein?
Arnoldner: Die Daten der Wirtschaftsforschung lassen uns optimistisch nach vorne blicken. Natürlich ist es von Branche zu Branche unterschiedlich – der Städtetourismus wird sicher noch einige Zeit brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen. Das Fehlen von IT-Fachkräften könnte dafür verantwortlich sein, dass dieser Zug, der jetzt ins Rollen gekommen ist, wieder ins Stocken gerät. Hier müssen wir gegensteuern, das Potenzial ausschöpfen, das wir bislang zu wenig adressiert haben – etwa durch die Förderung von Frauen in technischen Berufen. Langfristig geht es vor allem darum, diese Kompetenzen schon bei den Jüngsten zu fördern.
Kühnel: Österreich ist im Re-Start-Modus. Omikron bewirkt, dass sich möglicherweise das Wachstum ein wenig abschwächt. Die Prognose stimmen uns aber sehr optimistisch. Branchen, etwa im Veranstaltungsbereich, die kämpfen, gilt es auch weiterhin zu unterstützen. Insgesamt werden sich die Betriebe mit dem Dreiklang aus Pandemie, Klima- und Energiewende sowie Digitalisierung auseinandersetzen müssen.
Und was muss (auch vonseiten des Staates) getan werden, um ähnliche Krisen künftig besser bewältigen zu können?
Arnoldner: Ich glaube, dass wir diesen Digitalisierungsschub jetzt nutzen müssen – und zwar in sämtlichen Bereichen. So sorgen wir dafür, dass wir international wettbewerbsfähig bleiben bzw. werden. Denken wir an die Schule, die Pandemie hat Dinge zuwege gebracht, die sonst nicht passiert wären. Hier müssen wir jetzt dranbleiben. Wir müssen den Ausbau unserer Netze als Rückgrat für die vielseitigen digitalen Anwendungen weiter forcieren. Investitionen in die digitale Infrastruktur sichern Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftlichen Aufschwung, dazu braucht es aber auch entsprechende regulatorische Impulse.
Kühnel: Die wichtigste Corona-Lesson ist, dass Planbarkeit das Um und Auf für die Betriebe ist. Je klarer und nachvollziehbarer Maßnahmen im Pandemiemanagement getroffen werden, umso einfacher ist es für die Betriebe, diese umzusetzen.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und A1.
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