"Die Angst wird uns bei der Cloud noch lange begleiten"
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Nach dem NSA-Skandal und einem jüngsten Urteil, das US-Firmen vorschreibt, Daten von ausländischen Unternehmen an US-Behörden auszuliefern, selbst wenn diese außerhalb der USA gespeichert wurden, sind die Vorbehalte gegenüber Cloud-Computing-Angeboten amerikanischer Firmen wieder stark gewachsen. "Die Vorfälle, aber auch die öffentliche Diskussion darüber, wer wo Zugriff auf sensible Daten hat, haben sicher dazu geführt, dass uns die Angst beim Thema Cloud noch das nächste Jahrzehnt begleiten wird", meinte VMware-Chef Pat Gelsinger auf Nachfrage der futurezone während der EMC World in Las Vegas.
Anders als viele andere US-Firmen habe der EMC-Konzern mit den dazugehörigen Unternehmen wie VMware, Pivotal, RSA und EMC seine Produkte und Services aber so entworfen, dass man sämtlichen Anforderungen von Kunden, wie etwa dem geographischen Speicherort, gerecht werden könne. Tausende lokale Partner, mit denen etwa VMware heute schon zusammenarbeite, würden auch garantieren, dass gesetzliche Auflagen, wie sie etwa die Europäische Union beim Thema Cloud Computing plant, erfüllt werden können.
"Wo und Wer falsche Fragen"
Der frühere VMWare-CEO und aktuelle Chef des von EMC 2012 gekauften Big-Data-Unternehmens Pivotal, Paul Maritz, fand hingegen noch deutlichere Worte. Er plädierte dafür, sich nicht länger mit der alleinigen Debatte über den tatsächlichen Speicherstandort von Cloud-Services aufzuhalten. "Wir haben uns viel zu lange mit dem Wo und Wer bei Cloud Computing aufgehalten, als uns auf das Was und Wie zu konzentrieren", meinte Maritz.
Sharing-Dienst reagiert
Zumindest beim von EMC zugekauften Filesharing-Dienst Syncplicity will man (Business-)Kunden aber mit einer aktiven Maßnahme beruhigen und gleichzeitig der US-Regierung und anderen datenhungrigen Behörden ein Schnippchen schlagen. So konnten Kunden zwar bisher schon die Cloud-Services und Analysetools von Syncplicity benutzen, ihre Daten aber lokal auf eigenen Servern speichern. Damit die Daten auch tatsächlich vor Behördenzugriffen geschützt bleiben, führt Syncplicity nun ein Zwei-Weg-Authentifikationssystem ein.
„Um auf ihre Daten zugreifen zu können, müssen User bzw. Unternehmen ein zweites Passwort wählen, das Syncplicity und somit der ganzen EMC-Familie unbekannt ist“, erklärt Syncplicity-Marketing-Chef Jeff Schultz im futurezone-Interview. Falls nun etwa die US-Behörden Zugriff auf die Daten verlangen, müssten sie sich direkt an den Kunden wenden, da Syncplicity keine Möglichkeit habe, auf die abgespeicherten Dateien-Inhalte zuzugreifen. Die Funktion ist naturgemäß auf die Variante beschränkt, wenn Unternehmen ihre eigenen lokalen Speicher verwenden.
"Große Herausforderung"
Dass der Schutz von Unternehmensdaten und die damit verbundenen Vorbehalte gerade europäischer Kunden gegenüber Cloud-Services eine große Herausforderung sind, bestritt Schultz nicht. „Zum einen wollen europäische Business-Kunden natürlich bequem ihre Daten synchronisieren und unternehmensintern teilen. Gleichzeitig gibt es diese großen Vorbehalte wegen der Privatsphäre. Die ganze NSA-Debatte hat das ihre dazu beigetragen, genau diese Problemstellungen in den Fokus zu rücken“, sagt Schultz.
Dass Syncplicity zur Sicherung der Daten nicht auf Verschlüsselung setzt, hat dem Unternehmen in erster Linie mit der komplexen Verwaltung einer derartigen Lösung für Unternehmen zu tun. Auch wolle man die komfortable User-Experience, die Syncplicity biete, nicht gefährden. Durch die neue Authentifizierungsmethode und entsprechende Speicherregeln hätten Unternehmen aber ohnehin völlige Kontrolle über ihre Daten.
Hinweis: Die Reisekosten zur diesjährigen EMC World wurden von der futurezone und von EMC bezahlt.
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