Drei Österreich Chef Jan Trionow
Drei Österreich Chef Jan Trionow
© jürg christandl

Internet der Dinge

Drei-Chef: "Vernetzung kann man nicht aufhalten"

futurezone: Drei bietet eigene Produkte rund das Internet der Dinge (IoT) an. Wer ist die Zielgruppe dafür, und wie groß ist die Nachfrage bisher?
Jan Trionow: Die Zielgruppe ist sehr breit, wir bieten das gesamte Lösungspektrum für Einsteiger bis Großunternehmen für Industrie 4.0 an. Für Einsteiger gibt es etwa unsere IoT Complete Box mit Connectivity, Sensoren und Service-Lösungen – einer Internetplattform, auf der Daten weiterverwendet werden können. Damit richten wir uns an Bastler und Tüflter. Auf der anderen Seite haben wir für Großkunden ein Cisco/Jasper-Control-Center zum Managen. Wir sehen, dass der Bedarf stetig steigt. Wir befinden uns noch in einer sehr frühen Phase des Marktes.

Welcher Markt entwickelt sich derzeit schneller?
Im Moment der Geschäftskundenbereich. Hier haben wir z.B. eine Kooperation mit der österreichischen Firma Sticklett, die Sensoren zur Überwachung von Babys anbieten, um die Vitalwerte zu kontrollieren. Dahinter steckt eine IoT-Lösung von Drei, die das Ganze zum Laufen bringt. Solche Kooperationen werden im IoT-Bereiche eine große Rolle spielen.

Hat Drei auch eine Geschäftskundensparte für IoT bzw. entsprechende Beratung?
Wir adressieren unsere Geschäftskunden auf verschiedensten Kanälen. Wir haben einen eigenen Bereich für IoT mit Produktmanagern, die gezielt Kunden beraten können und Lösungen zu vertreiben. Gleichzeitig sind wir auch auf Fachkongressen wie etwa dem IoT-Kongress von Austrian Standards, der im Oktober stattfindet, vertreten.

Firmen wie A1 haben das das Geschäft bereits in einer eigenen M2M-Sparte ausgegliedert. Ist das auch bei Drei geplant?
Das Geschäft ist heute noch klein, wird aber groß werden. Wir stellen uns drauf ein, dass das Lösungsgeschäft in einem eigenen Bereich aufgebaut wird.

Gemeinsam mit der futurezone sucht Drei noch bis zum 15. Oktober die „IoT Stars“, also gute Lösungen in diesem Bereich. Was genau ist gefragt?
Wir hoffen bei dem Ideenwettbewerb auf viele gute Anregungen. Die Möglichkeiten sind fast unendlich. IoT kann man sich in jeder Lebenslage vorstellen. Viele Dinge, die möglich sein werden, verstehen wir heute noch gar nicht. Ich freue mich auf viele Einreichungen. Wir haben schon eine Reihe erhalten aus dem Gesundheitswesen, Smart Farming, Waldbranderkennung und viele andere guten Beispiele.

Wo sehen Sie die größten Vorteile von IoT?
IoT wird in viele Lebensbereiche eindringen. Industrie 4.0 ist in aller Munde, es geht in wirtschaftliche Bereiche - Smart Farming und Smart City - alle Dinge, die sich in den Städten und Gemeinden rund um Transport, Beleuchtung, Heizung, Müllwesen drehen, werden mit IoT besser zu adressieren sein. Dann gibt es auch den Bereich, der sich ums Individuum und Heim dreht.

Ist es wirklich notwendig, heutzutage alles miteinander zu vernetzen? Max Schrems hat etwa kürzlich die Frage gestellt: Wie viel Vernetzung ist eigentlich gesund?
Das kann man nicht pauschal beantworten. Vernetzung wird überall dort entstehen, wo es einen wirklichen Nutzen für Kunden bringt. Das wird man auch nicht aufhalten können und wollen. Man muss Fortschritt schaffen, um Nutzen zu generieren. Dinge ohne Nutzen werden wieder verschwinden. Aber natürlich muss man Sicherheit und Datenschutz sehr ernst nehmen. Den Herausforderungen müssen wir uns stellen. Vernetzung hat keinen Selbstzweck. Es gibt Bastler, die Connectivity als Hobby verstehen, aber in der Gesellschaft wird es sich nur dann durchsetzen, wenn ein Nutzen entsteht.

Gibt Drei seinen IoT-Kunden auch Ratschläge mit, wie sie die vernetzten Geräte am sichersten ans Netz bringen?
Sicherheit ist extrem wichtig und muss von Anfang an mitgedacht werden, nur dann werden Dinge den Nutzen entfalten können. Sicherheit muss man ganzheitlich denken - über App und Connectivity hinweg. Connectivity hat verschiedene Facetten. Eine Trennung von der Übertragung kann eine Option sein, schafft aber nicht alleine die Sicherheit. Man muss immer die gesamte Kette betrachten. Mobilfunk ist hier eine sehr gute Technologie, die von Anfang an unter den Sicherheitsaspekten designt wurde. Sicherheit ist das Kerngeschäft von Mobilfunkern. Wir werden unseren Kunden als Berater zur Seite stehen, um die Gesamtlösung über die Übertragung sicher zu gestalten.

Es gibt schon Casinos, bei denen Cyberkriminelle über Sensoren im Aquarium in die IT der Spieltische eindringen konnten - ein gutes Beispiel für unsichere Systeme. Sehen Sie sich als Anbieter von IoT-Lösungen hier in der Pflicht, Kunden entsprechende Wartungs- und Update-Tipps zu geben, damit die ihre Systeme sicher halten?
Ich denke schon, dass wir noch viel tun müssen. Wir als Betreiber müssen hier in die Rolle des Beraters kommen, um Kunden zu unterstützen, sichere Lösungen zu bauen. In Punkto Sicherheit der Netze wird sich viel tun. 5G verbessert beispielsweise die Verfügbarkeit von Geräten. Von der Verfügbarkeit von IoT-Lösungen hängen Leben ab. Hier müssen wir Rahmenbedingungen schaffen.

Inwiefern verbessert 5G die Verfügbarkeiten?
5G ist für IoT konzipiert. Die hohen Übertragungsgeschwindigkeiten sind nur eine Facette, die wichtigeren sind im Bereich IoT. Jedes Bit wird mit unterschiedlichen Charakteristka übertragen. 1 Bit für eine kurze Latenzzeit, die etwa bei der Verkehrs- oder Industriesteuerung benötigt wird. Ein anderes Bit für hohe Verfügbarkeit könnten für verschiedene Sensoren sein. Die Architektur von 5G sorgt dafür, dass alles berücksichtigt werden kann. Das nennt man auch „Network Slicing“.

Wenn ein Bit vor dem anderen bevorzugt wird – gefährdet dieses Prinzip nicht die Netzneutralität?
Bei 5G geht es um eine Differenzierung von Datenübertragung. Netzneutralität setzt gewisse Grenzen bei dieser Differenzierung. In der heutigen, gültigen EU-Regelung zur Netzneutralität gibt es das Konzept der Spezialdienste. Wir müssen allerdings hinterfragen, ob die Regulierung mit 5G noch angemessen ist, weil wir uns sonst von Investitionssträngen abschneiden und das wäre industriepolitischer Wahnsinn.

Aber 5G kommt nicht nur in Europa, sondern weltweit. Das heißt, das ist kein Problem, das Europa alleine hat.
Wenn man die Technologie in Europa aufgrund von Gesetzen nur restriktiv einsetzen kann, entsteht ein Wettbewerbsnachteil. Ich bin für ein freies Internet. Man muss allen die gleichen Chancen geben, aber man muss auch spezifische Produkte entwickeln können. So ein neues Netz für 5G kostet auch Geld.

Wie darf man sich eine Bevorzugung von Bits in der Praxis genauer vorstellen? Wird dann das Internet für Endkonsumenten langsamer?
Ein ideales Netz ist ausreichend dimensioniert, dass ein selbstfahrendes Auto funktioniert und das Kind am Rücksitz gleichzeitig ein YouTube-Video schauen können wird.

Wie groß wird IoT in den nächsten Jahren werden?
Ich glaube, dass IoT ein starker Wachstumsmotor sein wird. In skandinavischen Ländern sind bereits jetzt mehr Dinge als Menschen miteinander vernetzt. Das wird sich auch bei uns entwickeln. In fünf Jahren werden wir deutlich mehr mit dem Internet verbundene Dinge haben als Menschen.

Verwenden Sie selbst bereits ein IoT-Device?
Ja, eine Smartwatch von Huawei mit einer eingebauten SIM-Karte.

Gesucht sind Ideen rund um das Internet der Dinge für eine bessere, schönere und einfachere Welt: IoT Stars. Kreative Tüftler und Entwickler sind gefragt, sich zu überlegen, wie man mit dem Internet der Dinge (IoT) die Welt verbessern kann.

Wer kann mitmachen?
Rechtzeitig zum Semesterbeginn können sich Studierende an Fachhochschulen und Universitäten Ideen überlegen. Doch auch Schülerinnen und Schüler ab der 9. Schulstufe sind mit ihren Projekten willkommen. Dabei ist es völlig egal, ob es sich um eine Entwicklung rund ums Rad- oder Autofahren, den Gesundheitsbereich, Ideen für das Smart Home oder Hilfsmittel für den Unterricht handelt. „Wichtig für die Idee ist, dass sie einen Mehrwert bringt“, heißt es in der Ausschreibung auf der Website drei.at/iot-stars

Der Anmeldeschluss für den Wettbewerb ist der 15. Oktober 2017, eingereicht werden kann dann bis zum 31. Oktober 2017. Der Mobilfunkanbieter Drei stellt den besten 20 Ideen im Anschluss jeweils ein 3IoT-Complete-Set zur Verfügung, um ihre Ideen bis zum 31. März 2018 in die Praxis umzusetzen.

Das IoT-Bastelset
Das 3IoT-Complete-Set besteht aus einer CE-zertifizierten IoT-Box, einem konfigurier- und programmierbaren Modul, einem abnehmbaren Gehäuse und einer integrierten SIM-Karte. Auch ein spezieller IoT-Tarif mit Daten & SMS ist dabei, ebenso wie eine Online-Plattform, über die alle gemessenen Daten gesammelt, weiterverarbeitet und auf andere Systemen und Apps überspielt werden können.

Trophäe und Beratung
Im April 2018 gibt es einen Abschlussevent mit Live-Präsentation vor einer prominenten Jury unter dem Vorsitz von Mariana Karepova, Präsidentin des Österreichischen Patentamts, bei dem die Top 3 Siegerprojekte gekürt und prämiert werden. Zu gewinnen gibt es neben der „IoT“-Trophäe des Jahres attraktive Geldpreise: 2500 Euro für den 1. Platz, 1500 Euro für den 2. Platz und 1000 Euro für den 3. Platz. Das Österreichische Patentamt wird die Gewinner zudem dabei beraten, wie sie ihre Innovation am besten schützen können.

Alle Informationen und Teilnahmebedingungen sind unter www.drei.at/iot-stars zu finden.

Disclaimer: Der Beitrag entstand im Rahmen einer Kooperation mit Drei.

Drei und die futurezone suchen die IoT-Stars!

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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