Drei startet LTE-Offensive: "Verstehen Unmut der Kunden"
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Nach Problemen durch die Netzzusammenlegung zwischen Orange und Drei sowie Preiserhöhungen für bestehende Verträge will der Mobilfunker nun mit positiveren Schlagzeilen punkten. "Kein Stein wird auf dem anderen bleiben", kündigte Drei-Chef Jan Trionow das "größte, flächendeckende LTE-Netz" im Großraum Wien an. Der Startschuss erfolgt morgen, Donnerstag, rechtzeitig zum unmittelbar bevorstehenden Verkauf des LTE-fähigen iPhone 6.
Weitere LTE-Großräume geplant
Bis Jahresende werden weitere Großballungsräume wie Linz/Wels/Steyr (Ende Oktober), Graz, Innsbruck, Bregenz/Feldkirch/Dornbirn (November) sowie Villach/Klagenfurt und Salzburg (Dezember) dazukommen. Anders als die anderen Mobilfunker, die LTE in den regulären Tarifen einpreise, setze man bei Drei auf maßgeschneiderte Zusatzpakete für die Leute, die sich für den Geschwindigkeitszuwachs durch LTE interessieren.
Zunächst sind drei LTE-Pakete (4 Euro, 30 Mbit/s Download; 10 Euro, 150 Mbit/s Download; 14 Euro 150 Mbit/s Download, 10 GB Fullspeed inkludiert) geplant. Auch für bestehende mobile Datentarife kann die LTE-Funktion ab 7 Euro dazugebucht werden. Zwei reine LTE-Datentarife mit unlimitiertem Full-Speed-Datenvolumen wurden ebenso vorgestellt, wie der LTE-Smartphone Tarif Hallo Premium, der um 65 Euro neben unbegrenztem LTE-Highspeed auch 600 Sprachminuten in und nach Europa sowie 250 Megabyte EU-Datenroaming inkludiert haben.
"Teuerster Tarif noch billig"
Den teuersten Drei-Tarif nahm Trionow zum Anlass, um auf die Preissteigerungen der vergangenen Monate und die Kritik am fehlenden Wettbewerb Bezug zu nehmen: "In anderen Ländern fangen Smartphone-Tarife erst bei 65 Euro an, während man bei uns in Österreich dafür unlimitiertes LTE-Highspeed und europäisches Datenroaming bekommt." Dass Kunden über die seinen Angaben "moderaten" Preissteigerungen nicht erfreut gewesen seien, sei verständlich.
Wenn man als Konsument aber darüber nachdenke, dass der Umsatz der Branche seit 2006 kontinuierlich sinke, sich aber etwa das anfallende Datenvolumen, das über die Netze abgewickelt werden müsse, Jahr für Jahr verdopple, und dann noch "eine völlig überteuerte Frequenzauktion mit zwei Milliarden Euro Belastungen" dazukomme, könne sich "die Wut ein bisschen legen", so Trionow. Im Vergleich zum Mitbewerb habe die Preisadaptierung bei Drei aber zu keinen großen Kundenabwanderungen geführt.
Netzprobleme
Hinsichtlich der anhaltenden Kritik an Netzproblemen - vor allem 3-Kunden, die schon vor dem Zusammenschluss beim Mobilfunker waren, berichten der futurezone wiederholt über Gesprächsabbrüche und eine subjektive Verschlechterung des Netzes - verweist Trionow auf die getätigten Maßnahmen. "Unmittelbar nach dem Zusammenschluss im Juli 2013 hatten wir sicherlich einige Probleme mit der Umstellung. Mittlerweile läuft aber alles sehr viel stabiler und gerade die Orange-Kunden profitieren seit 2014 von einem weitaus besseren Netz."
Die Inbetriebnahme des neuen LTE-Netzes, das auf Basis der 1800-er-Frequenz hochgezogen wird, werde aber auch für andere Smartphone-Kunden für Verbesserungen sorgen. "Zum einen investieren wir auch weiter in die Optimierung unserer 2G- und 3G-Netzabdeckung. Zum anderen werden die 3G-Netze auch dadurch entlastet, wenn User mit datenintensiver Nutzung fortan zu einem Großteil über LTE abgewickelt werden."
Breitbandmilliarde und Wettbewerb
Anders als der Mitbewerb setze man bei LTE tatsächlich auf einen flächendeckenden Ausbau, von dem auch ländliche Bereiche stark profitieren sollen. Trionow hofft folglich, dass die Regierung ihr Wort hält und die sogenannte Breitbandmilliarde unter anderem zum Ausbau der Glasfaser-LTE-Struktur im ländlichen Raum bereitstellt. Die Investitionen tätige Drei aber unabhängig davon. Mit Ende nächsten Jahres werde man eines der besten LTE-Netze der Welt in Österreich haben.
Was den Wettbewerb am österreichischen Markt betrifft, meinte Trionow: "Fünf Mobilfunknetze waren nicht überlebensfähig, drei sind übrig geblieben und können unter den Voraussetzungen auch überleben. Weder Drei noch Orange hätten in ihrer Größenordnung derartige Investitionen tätigen können, die wir nun beim Thema LTE stemmen."
Übertriebener Konsumentenschutz?
Kritik übte Trionow an diversen, auch von der EU auferlegten Regulierungen, die dem Wettbewerb letzten Endes nicht zuträglich seien. "Natürlich ist die Abschaffung des Roamings aufsehenerregend, aber wer profitiert davon? Der arme Österreicher, der sich kaum einen Urlaub leistet, hat nichts davon, muss das aber mitfinanzieren. Netzneutralität, Papierrechnung - man kann den Konsumentenschutz auch übertreiben. Die Freiheit des Netzes nützt nichts, wenn das Netz nicht funktioniert", ließ sich Trionow bei Journalistenfragen aus der Reserve locken.
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