E-Bagger und Elektrokran: Klimasünder Baustelle wird grün
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201 Baustellen in ganz Österreich, 23 allein in der Hauptstadt. Und das, nur auf den Straßen. Die Zahlen der ÖAMTC und der Stadt Wien verdeutlichen wieder: Sommerzeit ist Baustellenzeit. Nicht nur das stabile Wetter begünstigt besseres Vorankommen, in den Ferien ist auch das Verkehrsaufkommen um bis zu 20 Prozent geringer, wie Peter Lenz vom Baustellenmanagement der Stadt Wien weiß.
Grüne Baustellen
Doch trotz des geringen Verkehrs ist der Ausstoß klimaschädlicher Gase durch die permanent eingesetzten Baumaschinen hoch. Laut Gerald Babel-Sutter, CEO der Urban Future Global Conference GmbH, zählen sie nach Privat-Pkw zu den zweitgrößten Emittenten von Kohlendioxid, wie er in einem Interview erzählt. Zahlreiche Baumaschinenhersteller sind daher auf Elektromobilität umgestiegen. Hebekräne, Verlege-Maschinen, Radlader, Bagger oder Steinbruch-Maschinen werden zunehmend „grün“.
Einer der Hersteller für elektrifizierte Baufahrzeuge ist Volvo. Laut Sandra Jansen von Volvo Construction Equipment (CE) ist die emissionsarme, „grüne“ Baustelle nicht länger eine Zukunftsvision, sondern ein klares Ziel. In Zusammenarbeit mit seinem Kunden Skanska hat Volvo die Machbarkeit eines vollelektrifizierten Steinbruchs unter Praxisbedingungen erforscht. Dies geschah über eine Zeitspanne von zehn Wochen hinweg im Steinbruch Vikan Kross bei Göteborg (Schweden).
„Die vorliegenden Ergebnisse übertreffen die Erwartungen. Im Test verringerten sich die CO2-Emissionen um 98 Prozent, die Energiekosten um 70 Prozent und die Lohnkosten um 40 Prozent“, sagt Jansen der futurezone. Die Ergebnisse stützen ihr zufolge die Prognose, wonach das Potenzial für die Verringerung der Gesamtbetriebskosten bei vermutlich 25 Prozent liege.
„Nicht nur Vorteile“
An einer grünen Baustelle führt laut Gottfried Mauerhofer vom Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft der TU Graz ohnehin kein Weg vorbei: „Die Bauwirtschaft hat erheblichen Anteil am Ausstoß klimaschädlicher Gase“, sagt er. Elektromobilität alleine sei jedoch keine Lösung, zumal die Ökobilanz der aktuell verwendeten Akkus durchaus kritisch zu beurteilen sei. Die grüne Baustelle müsse insbesondere auf die Verwendung von umweltfreundlichen und recyclebaren Baumaterialien achten.
„Besonders in diesem Bereich müssen Alternativen gefunden werden“, fordert er. Abgesehen von der problematischen Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus berge Elektromobilität weitere Herausforderungen. „Die begrenzte Einsetzbarkeit und die lange Ladedauer der Baumaschinen würden den täglichen Baubetrieb deutlich schwieriger gestalten. Auch das Stromnetz muss bei Großbaustellen darauf ausgelegt sein, dass zahlreiche Baumaschinen gleichzeitig Strom tanken können“, sagt er.
Wasserstoff besser
Dennoch ist Mauerhofer zufolge beinahe alles, was die Treibhausgasemissionen verringert, zu begrüßen. Er selbst hält den Umstieg auf wasserstoffbetriebene Fahrzeuge aber für die praktikablere Lösung. Die Voraussetzung dafür ist, dass Wasserstoff mit erneuerbaren Energien, wie Solar-, Wind- oder Wasserkraft, gewonnen wird.
Ökologisches Stilles Örtchen
Auch in Sachen Mobiltoiletten auf Baustellen hat sich etwas getan: das „öKlo“ als umweltschonende Alternative zum herkömmlichen „Plastikhäusl“. öKlos bestehen aus Holz und funktionieren ohne Chemie und grundsätzlich auch ohne Wasser. Pro Toilettengang werden dadurch bis zu fünf Liter Trinkwasser gespart.
Das „Spülen“ geschieht durch das Bedecken der Exkretion mit Sägespänen, die auch Gerüche binden. Die Abfälle gehen als Dünger zurück in die Natur. Das heimische Unternehmen achtet darauf, so viele natürliche Materialien wie möglich für die Mobiltoilette zu verwenden.
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