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Spielestudios

„Heimische Games in Südkorea ein Begriff“

„Die Reise war sehr interessant und hat auf jeden Fall den Horizont erweitet", sagt Egon Lauppert. Der Chef des österreichischen Spielestudios egon.cx - interactive media war einer von zehn Teilnehmern, die im Zuge einer Marktsondierungsreise „Korean Gaming and Beyond" Südkorea bereisten. Zwischen 5. und 11. November standen neben Besuchen bei südkoreanischen Spielefirmen und Technologiekonzernen auch Networking-Events, Produktpräsentationen und eine Party auf dem Programm. Den Abschluss bildete ein Besuch der Branchenmesse G-Star, einer der größten Gaming-Messen im asiatischen Raum. Dort gab es einen eigenen Österreich-Stand, der Besuchern den heimischen Games-Markt näherbrachte.

Großer Markt und Sprungbrett nach China
Südkorea macht knapp sechs Prozent vom weltweiten Gaming-Markt aus. Bei Online-Spielen wächst das Kuchenstück schon auf ein Viertel", schildert der Wirtschaftsdelegierte Michael Otter die Anreize des koreanischen Markts. 2011 konnte die Branche einem aktuellen Bericht (PDF) zufolge ein Wachstum von 18,5 Prozent erzielen, wobei das Wachstum vor allem im mobilen Sektor stattfindet. Das Segment der Browser-Spiele stagniert hingegen auf sehr hohem Niveau. Zudem zeichnet sich der koreanische Markt durch eine hohe Exportrate aus und gilt vielen Unternehmen als Sprungbrett nach China, Japan und andere südostasiatische Länder.

Österreich trifft Südkorea
Insgesamt waren es sieben Spielestudios aus Österreich, die an der vom Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend sowie der Wirtschaftskammer Österreich geförderten und organisierten Go-International-Reise, teilnahmen: Clockstone Sudios, DonkeyCat, Mipumi Games, Sproing, Rarebyte, Still Alive Studios sowie Egon.CX stellten ihre Games vor und holten Informationen über den asiatischen Markt ein. Sie besuchten Unternehmen wie Incross, LG Electronics, NHN, Neowhiz, Gamevil und Com2Us, auch ein Treffen mit einer Anwaltskanzlei zu Themen wie Lizenzierung stand am Programm.

Österreichische Games überzeugen
Clockstone beispielsweise nutzte die Reise, um sich mit Incross zu treffen. Das Unternehmen vertreibt in Südkorea das Spiel Bridge Constructor, das auch bei anderen Publishern auf Interesse stößt. Mipumi wiederum stellte das neue Spiel Cute Kingdom vor, das eine neuartige Verbindung aus Mobile- und Browser-Plattform bietet.

„Cute Kingdom wurde vom asiatischen Markt gut angenommen. Wir sind nun dabei das Feedback in unserer internen Testphase aufzuarbeiten", sagt Gregor Eigner. Zudem wurden dem Firmenchef zufolge Gespräche mit möglichen Partner geführt. „Die Reise hat uns für einen potentiellen Markteintritt in Asien sehr geholfen", resümiert Eigner.

Neue Erkenntnisse
Das Start-Up Still Alive Studios stellte das Projekt Sons of Nor möglichen Partnern vor, während egon.CX Gespräche zu Serious Games und Lernspielen führte. „Es wurde Interesse für unsere Produkte gezeigt. Ob sich etwas ergeben wird, kann ich jetzt noch nicht sagen", resümiert Firmen-Chef Egon Lauppert. Er zeigte sich jedenfalls überrascht, dass der südkoreanische Markt sich stark vom europäischen unterscheidet und andere Genres gefragt sind. „Es geht es vor allem um Fantasy und Multiplayer-Online-Rollenspiele", so Lauppert. Auch dass Android klar über iOS dominiert, sei interessant.

Kontakte knüpfen
Sproing nutzte so wie Rarebyte und das Start-Up DonkeyCat die Reise, um den Markt zu sondieren und neue Kontakte zu knüpfen – was allen Unternehmen auch erfolgreich gelang. „Ich habe sehr viele neue Leute kennen gelernt, sowohl in Südkorea als auch Kollegen aus Österreich", sagt Peter Wutzl, zuständig für Business Development bei Sproing. Vor Ort präsentierte er Spiele wie Skyrama, Slient Hunter Online und Asterix, vieles davon stieß auf großes Interesse. Aber auch zwischen den Mitreisenden aus Österreich herrschte reger Austausch über die Branche, den Markt und laufende Projekte. „Es war eine Lernreise, bei der man viele Eindrücke mitnimmt. Ich kann das nur weiterempfehlen", sagt Wutzl.

Akademischer Austausch
Bei der diesjährigen Reise war mit Alexander Hofmann von der FH Technikum Wien erstmals auch der Bildungssektor vertreten. Hier wurden Kooperationsgespräche mit dem Department of Game Engineering an der Hoseo University geführt, einem der ältesten Spiele-Studienzweige in Südkorea. Neben Wissensaustausch wurde auch über möglichen Praktikumsstellen diskutiert. Seit kurzem besteht zwischen Österreich und Südkorea nämlich ein Abkommen, dass im Zuge eines „Working Holiday Visums" einen sechsmonatigen Aufenthalt gestattet.

Spiele aus Österreich ein Begriff
„Dieses Jahr waren die Termine und Gespräche noch konkreter. Südkoreanischen Firmen ist der österreichische Gaming-Markt mittlerweile ein Begriff", sagt Michael Otter. Der Außenhandelsdelegierte hat die Marktsondierungsreise nach 2011 nun zum zweiten Mal organisiert. Im Vergleich zum Vorjahr wurde basierend auf dem Feedback der Teilnehmer der Ablauf leicht verändert. „Wir haben heuer die Termine mit den Firmen in Seoul vor den Messebesuch gelegt. Dadurch hatten wir gegenüber den Unternehmen aus anderen europäischen Ländern einen entscheidenden Vorteil", erklärt Otter. Während Firmen aus Deutschland auf der Messe erst Kontakte knüpfen mussten, waren die heimischen Firmen aufgrund der Networking-Events bereits bekannt und integriert.

Nächste Reise für 2013 fix
Aufgrund der positiven Rückmeldungen seitens österreichischer Teilnehmer als auch der südkoreanischen Unternehmen wird die Gaming-Reise auch 2013 wieder angeboten. „Es wird definitiv wieder eine Marktsondierungsreise geben. Wir haben bereits erste Zusagen von heimischen Studios", sagt Otter. Für das kommende Jahr wird der Messeauftritt größer gestaltet, um den heimischen Firmen noch mehr Raum bei ihren Gesprächen und Verhandlungen zu bieten.

Österreich als Europastandort
Ein netter Nebeneffekt der Veranstaltung: Der Standort Österreich rückt bei südkoreanischen Firmen ins Bewusstsein. „Viele Unternehmen suchen nach Europa-Standorten und hier wird Österreich immer interessanter", sagt Otter. Unternehmen wie Neowhiz prüfen nun auch Österreich als Standort, um von hier Europa zu beliefern.

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Benjamin Sterbenz

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