Der Testaufbau des Abwehrlasers in Schweden

Der Testaufbau des Abwehrlasers in Schweden

© Britisches Verteidigungsministerium

Militärtechnik

Laserwaffe schützt britische Flugzeuge vor Raketen

Flugzeuge schützen sich derzeit hauptsächlich mit Ablenkungsmaßnahmen gegen anfliegende Raketen. Gegen Raketen mit Radarsuchkopf werden Düppel (Chaffs) abgeworfen. IR-Täuschkörper (Flares) sollen Raketen mit Infrarot-Suchkopf von ihrem eigentlichen Ziel abbringen.

Die britische Royal Air Force (RAF) wird zum Abfangen von Raketen künftig auf eine aktive Maßnahme setzen - in der Form einer neuen Laserwaffe. Diese wurde jetzt erfolgreich getestet, berichtet das britische Verteidigungsministerium.

Anfliegende Raketen werden geblendet

Das System heißt Miysis und ist ein Directed Infrared Countermeasure-System (DIRCM). Es kommt vom italienischen Rüstungskonzern Leonardo. Laut der britischen Regierung ist es kompakt genug, um in viele RAF-Maschinen eingebaut werden zu können. Konkret werden die Transportmaschine Airbus A400M Atlas sowie das Aufklärungsflugzeug Shadow R2 genannt.

Miysis zerstört anfliegende Raketen nicht mit seinem Laserstrahl. Vielmehr werden die Infrarot-Suchköpfe geblendet, sodass die Raketen ihr Ziel aus den Augen verlieren. 

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Sobald beispielsweise eine Rakete auf ein A400M-Transportflugzeug abgefeuert wird, erkennt dies das Warnsystem Elix-IR des französischen Rüstungsunternehmen Thales. Dafür scannt Elix-IR die komplette Umgebung des Flugzeugs und setzt bei der Gefahrenerkennung auf eine Reihe von Algorithmen, um die tatsächliche Bedrohung herausfiltern zu können.

Das Elix-IR leitet die notwendigen Informationen an das Miysis-System weiter. Dadurch kann das DIRCM in Bruchteilen von Sekunden die anfliegende Rakete ausfindig machen und ihren Laser darauf richten. Der IR-Suchkopf der Rakete wird in der Folge präzise mit einem Laserstrahl beschossen. Dadurch verliert die Rakete ihr Ziel aus dem Visier. Sie wird orientierungslos und verfehlt das Flugzeug.

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Erfolgreicher Test

Die britische Regierung hat das System jetzt auf einem Versuchsgelände in Schweden getestet. Dabei wurden verschiedene Raketentypen mit Infrarot-Suchkopf abgefeuert. Die Abwehrquote von Miysis lag bei 100 Prozent. Außerdem konnten mehrere gleichzeitig anfliegende Raketen abgewehrt werden.

Der Laserkopf des Miysis DIRCM-Systems von Leonardo

Auch für andere Maschinen geeignet

Nun geht es daran, das Miysis-System in Militärflugzeuge und Hubschrauber zu integrieren. Da das Basissystem lediglich 40 Kilogramm wiegt, soll es für viele Flugzeugtypen geeignet sein. Auch Kampfflieger könnten damit ausgestattet werden.

Idealerweise würde man dafür die 2 Laserköpfe des Basissystems direkt in den Rumpf integrieren - einen unten und einen oben, damit der tote Winkel möglichst klein ist. So kann der Laser die Raketen treffen, egal aus welcher Richtung sie heranfliegen. Größere Flugzeuge können mit zusätzlichen Laserköpfen ausgestattet werden, um tote Winkel zu reduzieren.

Ist der Einbau direkt in den Rumpf nicht nötig, kann Miysis als Pod angebracht werden, etwa unter dem Rumpf oder unter den Tragflächen. Dann hat das System aber potenziell einen größeren toten Winkel, weil der Rumpf oder die Tragfläche im Weg ist.

Die DIRCM-Gefahrenabwehr eignet sich aber nicht nur für militärische Maschinen. Es könne auch Regierungsflugzeuge und andere Fluggeräte gegen anfliegende Raketen schützen, schreibt Leonardo auf seiner Website. Es wurden etwa bereits Business-Jets der Typen Bombardier Global 7500 und Dassault Falcon damit ausgestattet.

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